Wilhelmina XV | ein netter Kerl

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23 Jahre zuvor

„Entschuldigung, aber Ihr Typ wird verlangt, Prinzessin." Hedda grinste breit. „McKenna ist schon ganz außer sich, weil in wenigen Minuten ein Treffen mit irgendwelchen Leuten stattfindet."

Wilhelmina stöhnte innerlich. Sie hatte vollkommen die Zeit vergessen. „Bin schon unterwegs." Sie sah Eamon an. „Es muss noch Papierkram erledigt werden bezüglich Lucs Abwesenheit und jemand müsste Alastar auf die Weide bringen."

„Ich kümmere mich darum."

„Okay, danke. Dann werde ich mich lieber mal auf den Weg machen."

Als Wilhelmina hinauseilte, sah Eamon ihr nach. Die Stute in der anliegenden Box stieß ein Wiehern aus, was glatt als Pferdelachen hätte durchgehen können. Hedda schob die Hände in ihre Hosentaschen und pfiff eine Melodie. Ihre Augen leuchteten schelmisch.

„Kein Wort zu irgendjemandem", knurrte Eamon, „Von keinem von euch."


Wilhelmina fiel nach einem anstrengenden Tag erschöpft in ihr Bett. Sie schickte all ihre Zofen weg und bat auch McKenna, sich ihre Strafpredigt für den nächsten Morgen aufzuheben. Sie war zwar noch pünktlich zu ihrem Termin gekommen, hatte aber einige missbilligende Blicke geerntet. Es frustrierte sie. Sie musste so viel Energie für eine Sache aufwenden, die sie nicht einmal richtig wollte. Und so sehr sie den Ausgleich bei den Pferden oder mit ihren Freundinnen auch genoss, schien er dennoch nicht auszureichen.

Als es an der Tür klopfte, seufzte sie innerlich. Sie hätte wissen müssen, dass McKenna es sich nicht nehmen ließ, noch einmal mit ihr zu reden. „Ich schlafe schon!", rief sie. Normalerweise waren zu dieser Zeit noch Zofen im Zimmer, um die Tür für sie zu öffnen, doch da sie sie alle weggeschickt hatte, musste sie selbst zur Tür schlurfen.

Nachdem sie den Schlüssel im Schloss gedreht hatte und die Tür einen Spalt breit öffnete, blickte sie überrascht in das Gesicht ihrer Mutter. Wortlos trat sie zur Seite und ließ sie eintreten.

„Du schließt deine Zimmertür ab", stellte Dena fest, als sie an ihrer Tochter vorbei das Zimmer betrat.

Wilhelmina nickte und zuckte dann mit den Schultern. „Hat mir jemand empfohlen."

„Es ist wahrscheinlich besser so", stimmte Dena zu. Sie ließ sich auf einen gemütlichen Sessel in einer Ecke des Zimmers nieder und lehnte sich zurück. Also hatte sie vor zu bleiben.

Wilhelmina setzte sich auf ihre Bettkante und sah ihre Mutter misstrauisch an. „Was verschafft mir die Ehre?"

„Darf ich nicht meine eigene Tochter besuchen?"

„Doch, aber es passt nicht zu dir."

„Sag so etwas nicht, Willow", Dena seufzte, „Ich weiß, dass ich viel um die Ohren habe. Aber ich versuche mir immer Zeit für unsere Familie zu nehmen. Das weißt du."

Wilhelmina zuckte mit den Schultern und senkte den Kopf. „Ich weiß."

„Du könntest selber ein bisschen mehr zum Familienleben beitragen. Ich bekomme dich kaum noch zu Gesicht."

„Wir sehen uns jeden Tag."

„Aber dann sind immer irgendwelche Leute wegen der Selection dabei. Normalerweise haben wir wenigstens gemeinsam gegessen, aber du lässt es dir immer häufiger auf dein Zimmer bringen."

„Und an den anderen Tagen seid ihr nicht da. Aber das ist schon in Ordnung, ich bin nämlich erwachsen, Mom. Ich kann schon meine eigenen Entscheidungen treffen."

Dena lächelte nachsichtig. „Warum verhälst du dich dann nicht so und sagst mir, was dich bedrückt?"

Wilhelmina verschränkte die Arme vor der Brust und nahm sofort Abwehrhaltung ein. „Nichts."

Blind Selection - never give up 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt