Dena
„Ich kann mir keinen Reim darauf machen, warum sie hätte lügen sollen."
Jonathan legte die Stirn in Falten. „Sie kann ihre guten Gründe gehabt haben, Liebes."
Er sprach sanft und versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben, da er wusste, dass ich das in dieser Situation nicht konnte. Innerlich war er eben so aufgeregt wie ich über diese Nachricht, doch er versuchte mich zu beruhigen.
„Ich weiß, dass ich mir keine Hoffnungen machen sollte, aber es geht nicht anders. Jeder noch so kleine Hinweis bringt mir schlaflose Nächte. Ich kann mit der Sache einfach nicht abschließen", sprach ich leise und stützte mein Gesicht in meine Hände.
Jonathan ergriff meinen Arm und streichelte ihn beruhigend. Er sagte nichts. Keine mahnenden Worte, dass ich mir ja keine Hoffnungen machen sollte. Keine Schuldzuweisungen, dass ich alles auf sich beruhen lassen sollte. Ich liebte ihn dafür.
„Ich weiß, wie du dich fühlst", sagte er schließlich und das war auch so. Schließlich befand er sich in der gleichen Situation. Eine Situation, die man niemand anderem wünschen würde.
„Ich kann es einfach nicht glauben, dass wir unsere Tochter verloren haben", flüsterte ich, „Sie hat mir früher immer gesagt, dass sie niemals erleben will, dass wir sterben. Aber umgekehrt ist es noch viel schlimmer."
Als McKenna mit der Nachricht zu mir kam, Earline Lancesters Vater sei nicht tot und das Mädchen habe gelogen, spielten sich tausende Szenarien in meinem Kopf ab.
Warum hatte sie bloß die Wahrheit verschwiegen? Gehörte diese besagte Jacke doch jemand anderem, der möglicherweise einen Hinweis auf den Verbleib unserer Tochter haben? Wusste ihr Vater möglicherweise etwas? Oder sogar sie selbst? Konnte es sein, dass dieses Mädchen, welchem ich bin Anfang an skeptisch gegenüber gestanden hatte, der Schlüssel zu unserem Glück sein könnte?
Doch all das durfte ich nicht denken. Wilhelmina war tot. Es gab keine Möglichkeit wie sie hatte all diese Jahre überleben können, ohne dass jemand von ihr gehört hatte. Doch die Tatsache, dass ebenso niemand von ihrem Tod berichten konnte, machte es zu einer qualvollen, endlosen Suche, die in einer Sackgasse endete.
„Wir werden der Sache nachgehen, Liebling, das verspreche ich dir", sagte mein Ehemann und drückte meinen Arm leicht, „Wir dürfen nichts erwarten, aber wir werden den Hinweis nutzen und das Mädchen noch einmal befragen. Alles könnte eine Spur sein."
Ich sah ihn liebevoll an. „Danke."
Kennedy Hemlock
„Ich war, ehrlich gesagt, überrascht", gestand ich.
„Über die Einladung zu einem Date?", hakte Decan nach.
Ich nickte. „Wir haben bisher kaum ein Wort gewechselt, was ich natürlich sehr schade finde, aber.. Nun ja, ich hätte nicht das Gefühl, dass ein großes Interesse besteht." Der vorwurfsvolle Unterton in meiner Stimme war beabsichtigt, auch wenn ich ihn damit nicht verschrecken wollte.
Decan lächelte entschuldigend. „Es ist tatsächlich ein wenig schwierig, bei so vielen Mädchen den Überblick zu halten", erwiderte er formell, „Bei dem letzten Bericht sind jedoch diejenigen ausgeschieden, von denen wir uns sicher waren, dass sie nicht die Richtige für keinen von uns sind. Dass Sie also noch hier sind, zeigt, dass sehr wohl Interesse besteht."
DU LIEST GERADE
Blind Selection - never give up 3
FanfictionKaden. Joas. Lyndon. Decan. Einer von ihnen ist der Kronprinz von Ilea. 35 Mädchen kommen ins Schloss, um genau das herauszufinden. Doch zwischen Verrat, Druck, Schmerz und einer endlosen Suche ist es schwer sich auf das Wesentliche zu konzentrieren...