Wilhelmina XVIII | ein regnerischer Abend

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23 Jahre zuvor

Wilhelmina wusste nicht, wie sie im Nachhinein ihre Gesichtsausdrücke beschreiben sollte. Sie war sich nicht ganz sicher, welche Reaktion sie erwartet hatte. Sicher war sie allerdings, dass es nicht das Folgende gewesen war.

Fenna und Quinn sahen sie für einen Moment ausdruckslos an. Dann zeigte sich so etwas wie Überraschung in Fennas Zügen. Soweit war alles noch konform mit Willows Vorstellungen. Allerdings verwandelte sich diese Überraschung schnell in ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht.

„Warum grinst du so?", fragte Willow verblüfft. Auch Quinn zeigte einen ähnlichen Gesichtsausdruck. Dann kam ihr der Gedanke, dass die beiden wahrscheinlich dachten, sie würde scherzen. „Ich weiß, dass das vielleicht ein bisschen plötzlich kommt. Aber ich sage euch nichts als die Wahrheit. Ich-"

Fenna unterbrach sie mit einem herzhaften Lachen. „Du solltest dich Mal ansehen. So einen blöden Ausdruck habe ich selten gesehen."

Willow hatte sie tatsächlich wie ein minderintelligenter Esel angestarrt. Nun verzog sie ihr Gesicht zu einer Grimasse und sah hilfesuchend zu Maera. „Es tut mir leid, dass ich euch jetzt erst davon erzähle-"

„Das sollte es auch", meinte Quinn und versuchte mit Mühe ein Grinsen zu unterdrücken.

Wilhelmina starrte sie verwirrt an. „Du glaubst mir also?"

„Natürlich glauben wir dir, du dumme Gans", lachte Fenna, „Denkst du wirklich, dass sich die Kronprinzessin unbemerkt in ein Dorf schleichen kann und nicht erkannt wird?"

Willow öffnete sprachlos ihren Mund, brachte aber keinen Ton heraus. Sie konnte nicht glauben, was Fenna gerade gesagt hatte. „Ihr habt es also die ganze Zeit gewusst?", fragte sie verblüfft.

Quinn lächelte schief. „Nein, nicht sofort. Jedenfalls nicht auf der Party. Aber an dem Abend haben dich einige Leute erkannt und so etwas spricht sich ziemlich schnell herum. Nach einigen Nachforschungen waren wir uns sicher."

„Es war schon ein Schock, glaub mir", ergänzte Fenna, „Aber wir sind davon ausgegangen, dass du nicht wollen würdest, dass wir es wissen. Deswegen haben wir darauf gewartet, dass du es uns erzählst."

„Übrigens geht der nächste Abend im Pub auf Fenna", grinste Quinn.

„Ihr habt gewettet, wann sie es euch erzählt?", lachte Maera.

Fenna verzog den Mund. „Ja. Leider."

Wilhelmina war zwar immer noch vollkommen überrascht von den Reaktionen, doch langsam setzte ein Gefühl der Erleichterung ein. Das war viel besser gelaufen, als sie es sich jemals erträumt hatte. Im Nachhinein schien es ihr lächerlich, wie große Sorgen sie sich darum gemacht hatte. „Ich kann nicht glauben, dass ihr mir nicht erzählt habt, dass ihr Bescheid wisst."

„Oder mir!"

Fenna sah Maera mit hochgezogenen Brauen an. „Weil du uns ja auch die Wahrheit gesagt hast."

„Gutes Argument."

„Jedenfalls kommen wir auf jeden Fall auf den Ball!", rief Quinn auf einmal dazwischen und sprang tatsächlich wie ein kleines Mädchen auf der Stelle auf und ab.

Ein Lächeln schlich sich auf Willows Lippen.„Also gibt es gar keinen Geburtstag bei deiner Großtante?"

„Doch", Quinn seufzte, „Aber wir sind zum Brunch eingeladen. Ich gehe nicht davon aus, dass der Ball bereits um 11 Uhr beginnt oder?"

„Ich muss meinem Bruder dann wohl absagen. Aber ich denke, ein königlicher Ball ist ein ziemlich gutes Argument", meinte Fenna grinsend.

Maera schüttelte lächelnd den Kopf. „Er hat das sicher nur als Vorwand gesagt, damit du an dem Abend Zeit hast."

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