27 | second dates I

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Chris Olia Beckett

Ich knetete nervös meine Hände. Es war nicht geplant gewesen, dass wir gewinnen. Doch leider hatte es nicht gereicht, Rachel in der ersten Prüfung so anzustoßen, dass sie auf ein falsches Feld trat. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich das Prinzip schon längst durchschaut. Und es hatte auch nichts genützt, mich in der dritten Aufgabe zu sträuben durch den Lüftungsschacht zu klettern. Im Endeffekt hatte Earline mich beinahe hindurchgezerrt. Und nun standen wir hier. Beziehungsweise ich stand nun hier. Allein.

„Ich hoffe, Sie warten noch nicht lange." Zu allem Überfluss war ich auch noch demjenigen zugeteilt worden, den ich am liebsten gemieden hätte - Decan.

Ich drehte mich um und setzte einen eingeschüchterten Gesichtsausdruck auf. „Nein", sagte ich schlicht und verfiel in einen tiefen Knicks.

Decan nickte kurz und wirkte etwas reservierter, als ich es von ihm erwartet hätte. Dennoch musterte er mich aufmerksam.

„Hat man Ihnen bereits erzählt, was wir heute vorhaben?", fragte er schließlich.

Ich schüttelte den Kopf.

„Man sagte mir, dass sie gerne zeichnen. Deswegen steht uns heute Abraham Lincoln zur Verfügung. Er wird uns beiden soetwas wie einen Kurs geben und anschließend können wir ihm noch Fragen stellen", Decan zog kurz die Augen zusammen, „Sie wissen doch wer er ist oder?"

Ich machte große Augen und war ehrlich erstaunt. „Machen Sie Witze?"

Decan schüttelte den Kopf und ein kleines Lächeln erschien auf seinen Lippen. „Das deute ich dann wohl als ein Ja."

Ich nickte sofort. „Natürlich! Mr Lincoln ist eine Legende!"

„Es wird ihn sicher freuen, das von Ihnen zu hören", erwiderte Decan lächelnd und hielt mir einen Arm hin, „Wollen wir dann? Er sollte bereits eingetroffen sein."

Ich lehnte es ab, mich beim ihm einzuhaken und schlenderte stattdessen so neben ihm her. „Haben wir gar keine Kameras dabei?", fragte ich möglichst beiläufig.

Decan schüttelte den Kopf. „Das Team wartet mit Abraham auf uns. Aber vorher wollte ich gerne noch mit Ihnen einen kleinen Spaziergang durch den Garten machen, wenn es Ihnen Recht ist."

Ich zuckte mit den Schultern und folgte ihm wortlos aus dem Gebäude.

„Erzählen Sie mir etwas über sich, Chris. Und sagen Sie jetzt nicht, dass es da nichts gäbe."

„Was wollen Sie denn über mich wissen?", fragte ich zaghaft.

Decan lächelte leicht. „Irgendetwas. Es kann etwas ganz Banales sein."

Ich überlegte kurz, um abzuschätzen, womit ich ihn zufriedenstellen konnte, ohne zu privates zu verraten. „Ich komme aus Ottaro, bin 16 Jahre alt und gehöre der fünften Kaste an."

Er schüttelte den Kopf. „Das kann ich auch in Ihrer Akte nachlesen. Erzählen Sie mir etwas, was nicht allgemein bekannt ist."

Mir brannte es auf der Zunge nach der Tatsache zu fragen, dass ich anscheinend eine Akte besaß, doch ich wollte nicht zu neugierig klingen. „Was denn zum Beispiel?"

Blind Selection - never give up 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt