89 | sorgenvoller Verdacht

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Dena von Iléa

„Ich muss mit euch etwas Wichtiges besprechen, bevor wir über die Selection reden." Ich blickte in die Runde und bemühte mich darum, meine Stimme möglichst ruhig zu halten.

Wir hatten uns wie immer im Kaminzimmer versammelt, um über die vergangene Woche und die bevorstehende Auswahl zu sprechen. Decan, Lyndon und Kaden sowie McKenna und Pamela waren anwesend. Joas hatte sich entschuldigen lassen, da er sich nicht wohlfühlte. Allerdings wusste ich, dass ich die Zusammenkunft dieses Mal nutzen musste, um ein weit ersteres Thema zu besprechen.

McKenna hob irritiert die Augenbrauen, da ich von dem besprochenen Plan abwich. Doch ich ließ mich nicht aus der Ruhe bringen. „Ihr werdet es, wenn nicht bereits auf dem Ball, spätestens bei dem gemeinsamen Frühstück mitbekommen haben, dass Maelle", ich stockte, „und Nero aus Italien ein Paar sind."

Ich registrierte, wie sich Lyndons Miene verdüsterte und Decan die Stirn runzelte. „Ich habe von dieser Beziehung nichts gewusst. Jedenfalls wusste ich nicht, dass es sich bei ihrem Freund um ihn handeln würde, und war dementsprechend überrascht." Ich drückte mich diplomatisch aus, um eine möglichst neutralen Sichtweise auf die Dinge zu bieten, obwohl es mir schwerfiel.

„Allerdings ist es eigentlich Maelles Privatsache, mit wem sie eine Beziehung eingeht, weswegen ich die Angelegenheit normalerweise nicht in dieser Runde ansprechen würde", fuhr ich fort, „Allerdings habe ich Grund zur Annahme, dass Nero eine andere Absicht verfolgt, als das Beste für meine Enkelin."

Pamela, die bisher eine undurchdringliche Miene zur Schau gestellt hatte, räusperte sich nun. „Um was für einen Grund handelt es sich dabei?"

„Ich habe Nachforschungen über Nero angestellt", gab ich zu und errötete dabei etwas, „Er wirkt auf den ersten Blick wie ein wohlerzogener Adeliger, aber mein Instinkt sagte mir, dass dort noch mehr hinterstecken musste."

Ein kurzer Blick zu McKenna sagte mir, dass sie genau wusste, was eigentlich dahintersteckte. Nero erinnerte mich zu sehr an Gadriel, als dass ich ihn ohne Überprüfung und genaue Betrachtung mit meiner Enkelin zusammensein lassen würde. Er war ebenso wie Gadriel von einem niederen Adelsrang, was mir die Vermutung nahelegte, dass er möglicherweise ebenso auf mehr Macht und Ansehen aus war. Normalerweise würden mir solche Mutmaßungen nicht in den Sinn kommen, doch mein Schwiegersohn hatte mich eines besseren belehrt.

„Ich habe Kontakt zu dem Königspaar von Italien, Neros Großeltern, aufgenommen, aber leider nichts Näheres herausgefunden", erzählte ich, „Auf meine Nachfrage hin, wie es Nero gehe, sagten Sie, dass es ihm wunderbar gehe und sie noch vor wenigen Tagen mit ihm gesprochen hätten. Eine Aussage hat mich allerdings stutzig werden lassen: Sie würden Nero regelmäßig sehen. Dabei kann ich mir nicht vorstellen, wie er ständig zwischen Iléa und Italien hin- und herreist. Es kam mir so vor, als würden Maelle und er sehr viel Zeit zusammen verbringen."

Pamela zögerte für einen Moment und berichtete dann: „McKenna und ich haben ebenfalls etwas über ihn herausgefunden."

Ich blickte sie überrascht an.

„Nero hat als Jugendlicher hier im Palast als Stallbursche gearbeitet. Jedenfalls ist es sehr wahrscheinlich, dass es sich hierbei um ein und dieselbe Person handelt", fuhr Pamela fort.

„Wie bitte? Warum sollte ein Prinz, auch wenn er nicht gerade hoch in der Trohnfolge ist, als Stallbursche arbeiten?", fragte Decan verwirrt und sprach damit all unsere Gedanken aus.

McKenna hob die Achseln. „Ich verstehe es ebenso wenig, allerdings bin ich mir immer sicherer, je länger ich darüber nachdenke. Eamon McGrath kann es ebenfalls bestätigen. Nero war damals gerade einmal fünfzehn, schätze ich."

Blind Selection - never give up 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt