8 | angenehme Ablenkungen

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Earline

Als wir zu den anderen zurückkehrten, verabschiedete ich mich von Lyndon mit gemischten Gefühlen. Ich mochte ihn nicht, so viel stand fest. Er hatte einen gewissen Charme, aber genau das störte mich auch. Ich würde keins der Mädchen sein, die auf ihn reinfiel.

„Hey, du", Angel begrüßte mich mit einem Lächeln, „Wie war es mit Lyndon?"

Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Ich weiß noch nicht so ganz, was ich von ihm halten soll."

„Habt ihr euch denn gut unterhalten?", hakte sie nach.

Hatten wir das? Ja, irgendwie schon. Er war zwar arrogant, aber auch schlagfertig und lustig - irgendwie. „Denk schon", gab ich zu.

Angel lachte. „Ach Earline, du machst dir jetzt schon zu viele Gedanken. Es ist okay, wenn man jemanden nett findet. Das muss nicht gleich die Welt bedeuten."

Ich schnaubte. „Es bedeutet mir nicht die Welt! Ich mag nur einfach sein Auftreten nicht und komme nicht damit klar, dass er trotzdem irgendwie nett war."

„Dann warte doch erst mal ab und lerne ihn besser kennen. Man muss nicht schon nach dem ersten Aufeinandertreffen eine volle Meinung von jemandem haben", riet sie mir.

Da ich nicht mehr über den seltsamen Lyndon reden wollte, lenkte ich das Thema auf sie. „Und du? Hast du dich mittlerweile mal mit jemandem unterhalten?"

Sie nickte. „Decan hat mich eben angesprochen. Er war ganz nett."

„Nur ganz nett?", fragte ich weiter.

Sie lachte. „Ja, nur ganz nett. Wir haben uns nett unterhalten, aber da interpretiere ich nichts hinein. Er unterhält sich mit nahezu jeder in diesem Raum."

Ich folgte ihrem Blick. Tatsächlich redete Decan in diesem Moment mit Blair, die heftig flirtete. „Stört dich das?"

Angel verdrehte die Augen. „Um Gottes Willen, nein. Ich kenne ihn nicht einmal richtig, wie kann ich da das Recht haben, eifersüchtig zu sein?"

„Du bist viel zu vernünftig, Angel", stöhnte ich.

Sie lächelte leicht, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es kein echtes Lächeln war. „Danke - schätze ich mal."

„Das war kein Kompliment!"

Daraufhin schwiegen wir. Ich hatte ein blödes Gefühl, dass ich damit irgendetwas zerstört hatte und beschloss sie später darauf anzusprechen und mich zu entschuldigen - auch wenn ich noch nicht wusste, wofür.

„Leute, Decan ist soo nett!", rief Blair, die sich zwischen anderen Mädchen hindurch zwängend auf uns zukam.

Ich lächelte. „Du hast dich aber auch mächtig ins Zeug gelegt. Was war noch mal mit ‚die Männer müssen schon auf mich zukommen'?"

Sie streckte mit die Zunge raus. „Das war nicht mein genauer Wortlaut. Ich habe nur gesagt, dass ich gut bin, wie ich bin. Aber das heißt nicht, dass ich nicht ein männliches Wesen davon nicht überzeugen dürfte."

„Du sahst sehr überzeugend aus", sagte Angel mit einem Zwinkern. Es war keine Spur von Traurigkeit zu sehen. Vielleicht hatte ich mir die seltsame Stimmung zwischen uns nur eingebildet.

„Danke, Schätzchen", sagte Blair und leckte sich über die Lippen, „Wo ist unser Monsterchen?"

„Bethany?", fragte ich irritiert.

Blair verdrehte die Augen. „Das hast du jetzt gesagt. Ich meine natürlich McKenna!"

„Oh."

„Ich glaube, sie steht dort drüben und redet mit Madame Hiver", Angel deutete auf den Kamin.

Blind Selection - never give up 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt