81 | ein Versprechen

474 29 2
                                    

McKenna

„Und du bist dir wirklich sicher?"

Eamon McGrath nickte nachdrücklich. Bevor ich wie außer mir zu dem Studio gestürmt war, von welchem ich gewusst hatte, dass dort gerade die Dreharbeiten zuende gegangen waren und Pamela sich wahrscheinlich dort aufhalten wurde, war ich in Eamon McGrath reingelaufen.

Ich hatte gerade ahnungslos zu meinen Gemächern gehen und einen langen Arbeitstag hinter mir lassen wollen, als ich aus Richtung des Ballsaales eine gedämpfte Unterhaltung mitbekommen hatte. Es hatte sich um Eamon und eine attraktive Frau mit roten Haaren, welche ich von hinten nicht erkannt hatte.

„Ich weiß, es klingt seltsam, Maera", hatte Eamon gesagt, „Ich bin vollkommen verrückt geworden."

Die Frau, bei der es sich anscheinend um Wilhelminas Jugendfreundin Maera handelte, hatte heftig mit dem Kopf geschüttelt. „Das bist du nicht. Ich kann nur keinen Grund erkennen, warum jemand soetwas tun sollte. Dafür muss es doch eine Erklärung geben."

Nachdem ich der Unterhaltung der beiden noch einige Minuten gelauscht hatte, war ich mir schließlich selbst übergeschnappt vorgekommen und war wie beiläufig an ihnen vorbeigegangen.

Wir hatten uns begrüßt, ich hatte überrascht und dennoch kühl gewirkt und schließlich die Unterhaltung subtil auf den Ball gelenkt. So hatte Eamon mir widerstrebend von seiner Vermutung erzählt und ich war zur Tat geschritten.

Nun musterte Eamon Pamela abschätzig, als würde er überlegen, ob sie vertrauenswürdig sei.

„Du würdest ihn wahrscheinlich kaum wiedererkennen, aber auf den zweiten Blick besteht kein Zweifel", sagte er grimmig zu mir, „Es ist Nero."

Pamela hob die Brauen. Sie hatte sich die letzten fünf Minuten lang angehört, was Eamon zu sagen hatte und schien nicht besonders viel davon verstanden zu haben. „Um welchen Nero handelt es sich hierbei? Etwa um den Adeligen aus Italien, der vor einigen Wochen bei Hofe war?"

Ich nickte und schüttelte dann den Kopf. „Ja, aber er scheint nicht derjenige zu sein, der er vorgibt zu sein."

„Und was bedeutet das im Klartext?"

Eamon verschränkte die Arme vor der Brust. „Vor zwanzig Jahren hatten wir bei Hofe eine Aushilfskraft Namens Nero. Der Bursche war vielleicht fünfzehn Jahre alt und nicht besonders kräftig, aber hat ziemlich hart gearbeitet."

„Er ist mir schon damals seltsam vorgekommen", bemerkte ich schließlich, „Er war immer sehr interessiert. Ich habe mich zwar nicht gern in den Stallungen aufgehalten, aber wenn ich die Kronprinzessin Mal wieder zu ihrem Unterricht holen musste, war ich doch dort. Dieser Nero war wirklich seltsam. Er wusste alles, kannte jeden und war etwas übereifrig. Ich habe mir damals allerdings nicht besonders viel dabei gedacht."

Eamon nickte grimmig. „Ich auch nicht. Aber als ich ihn eben gesehen und von Evie erfahren habe, er sei angeblich ein italienischer Adeliger, kam mir das doch verdächtig vor."

„Evie?", Pamela hob eine Augenbraue.

„Prinzessin Genevieve von Frankreich", erläuterte ich, „Nichte von Königin Dena und König Jonathan, Tochter von Königin Pricilla von Frankreich."

Pamela nickte knapp. Sie interessierte sich nicht besonders für Titel. „Ihr denkt also, dieser Nero sei ein Hochstapler."

Ich hob abwehrende die Hände. „Ich denke überhaupt nichts."

„Doch, das tust du", erwiderte sie trocken, „Du hättest mich nicht geholt, würdest du ihm nicht vertrauen." Sie deutete mit dem Kinn auf Eamon.

Blind Selection - never give up 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt