bericht 8.0

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Im Studio des Schlosses herrschte eine angespannte Stimmung. Acht Ladys standen nervös beieinander und ließen sich von ihren Zofen ein letztes Mal die Haare richten, bevor das rote Licht an den Kameras beginnen würde zu blinken. Das Kamera-, Licht- und Tonteam war bereits seit zehn Stunden auf den Beinen, um für den allerletzten Bericht alles herzurichten. Anders als die vorherigen Ausstrahlungen würde das Finale der Selection live übertragen werden, weswegen jedes Gesicht perfekt ausgeleuchtet, jeder Ton perfekt aufgenommen und jede Handlung perfekt eingefangen werden musste.

Selbst die Königsfamilie hatte sich bereits in dem Raum versammelt. Königin Dena und König Jonathan hatten neben ihrer Enkelin, Kronprinzessin Maelle, Platz genommen und unterhielten sich in einem gedämpften Tonfall. Die vier Lords standen zusammen mit Trenton, dem Regisseur, und Dadyar, dem Moderator, und gingen die letzten Anweisungen durch.

Doch es war nicht nur die allgemeine Anspannung wegen der bevorstehenden Entscheidung, die nicht nur das Schicksal der anwesenden Personen sondern des ganzen Landes beeinträchtigen würde, die in der Luft lag. Wenige Stunden zuvor waren Worte ausgetauscht worden. Worte, die den Sprecherinnen unausweichlich wie ein Eisberg bevorgestanden hatten und deren Zusammenprall sie dennoch erschütterte.

Königin Dena strich sich ihr Kleid glatt. Das tat sie immer, wenn sie nervös war. Sie spürte die warme Hand ihres Ehemannes auf der ihren und blickte auf.

„Wir werden eine Lösung finden", sagte er ruhig und strahlte dabei wie immer die Beständigkeit aus, die sie in solchen Situationen brauchte. Er war das Schiff, auf dem sie die unsichere See überqueren konnte.

„Aber auch Schiffe gehen irgendwann unter, wenn sie nicht richtig gesteuert werden. Auch das unsinkbarste Schiff kann sinken", dachte Dena bei sich und rang sich ein kleines Lächeln ab. Sie musste für ihre Familie stark sein, auch wenn diese es war, die im Moment der größten Gefahr ausgesetzt war.

Maelle ergriff die Hände ihrer Großeltern. „Ist alles in Ordnung?", fragte sie mit einem unbeschwerten Lächeln, aus welchem so viel naive Jugend sprach, dass es Dena das Herz zerriss.

Ihre kleine Maelle. Sie würde einmal die Bürde eines ganzen Landes auf ihren Schultern spüren und das leider viel zu früh. Sie war noch nicht bereit dafür und es betrübte Dena, dass sie diese Unbeschwertheit irgendwann einmal verlieren würde.

Jonathan nickte an der Stelle seiner Frau. „Wir werden uns nach dem Bericht damit beschäftigen", erklärte er, „Erst einmal geht es um die Zukunft deines Bruders." Und danach um deine, dachte er bei sich.

Die vier Lords standen beieinander und blickten sich an. Zwischen ihnen herrschte selten eine so ernste Stimmung. Meistens war es Lyndon, an anderen Tagen Joas, die für eine Ausgelassenheit sorgten. Doch weder Lyndon noch Joas machten Anstalten, die anderen mit einem Scherz oder einer anzüglichen Bemerkung zum Lachen zu bringen. Den beiden selbst war ebenso wenig zum Lachen zu Mute.

„Wird schon schiefgehen", sagte schließlich Kaden und klopfte Lyndon auf den Rücken.

In jedem anderen Augenblick wären die anderen wahrscheinlich überrascht gewesen und hätten Kaden geneckt, doch nicht einmal Decan konnte über die Absurdität davon, dass Kaden die Runde aufmuntern wollte, lachen.

Er nickte stattdessen ernst. „Ich hoffe, dass ihr wisst, dass sich zwischen uns nach heute nichts verändern wird. In den letzten Wochen war es für uns alle nicht immer einfach und wir hatten eigene Probleme, mit denen wir fertig werden mussten. Aber ihr drei seid trotzdem noch immer meine besten Freunde und werdet es auch immer bleiben. Wir machen das hier zusammen durch."

Ein Signal ertönte, woraufhin alle Anwesenden ihre Positionen bezogen. Die Ladys nahmen an ihrem gewohnten Ort Platz, Dadyar setzte sich auf das rote Sofa und die Königsfamilie neben ihn.

Pamela, die Produzentin, war zur Ausnahme im Studio selbst anwesend und überwachte die Aufnahmen persönlich. Ihre Assistentin Hannah wich ihr nicht von der Seite.

„Bist du etwa aufgeregt?", fragte sie ihre Chefin neckend, woraufhin diese nur die Augen verdrehte und versuchte, ihre leicht zitternde Hand zu verstecken. Von diesem Dreh hing nicht nur ihre Karriere ab und sie kannte diese unzähmbaren Jungs vor der Kamera.

„Kaden wird sich schon benehmen", beruhigte Hannah sie, „Und mit Dadyar habe ich seinen Text ungefähr dreißig Mal durchgesprochen. Er hat ihn voll drauf."

Pamela nickte abwesend. Auch sie war nicht nur wegen des Drehs angespannt. Vor knapp einer Woche hatte McKenna sie in ein Geheimnis eingeweiht, welches sie lieber nicht gekannt hätte. Und nun bekam sie die volle Wirkung davon zu spüren. Ihr Blick schnellte zur Königin, welche im gleichen Augenblick den ihren streifte. Sie schauten sich für einen Moment in dem Wissen vollkommener Verständnis an und trennten ihre Augen dann wieder.

Pamela atmete tief durch. Dann nickte sie Trenton zu, dem sie am liebsten gar nicht in die Augen geblickt hätte. „Es kann losgehen."

Blind Selection - never give up 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt