45 | Retter des Volkes

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Earline

Sie können sich wahrscheinlich bereits denken, warum ich Sie habe herbringen lassen."

Die Königin stand völlig ruhig da und ließ sich keinerlei Emotionen anmerken, falls sie welche spürte. Anders als McKenna, welche ununterbrochen mit ihren Fingern spielte und nicht stillhalten konnte. Der ruhige Blick der Königin, welcher sie zum Stillhalten brachte, glich der einer Mutter zu ihrer Tochter.

Ich reckte das Kinn. Es war wahrscheinlich nicht besonders klug, nein wahrscheinlich sogar ziemlich dumm. Und doch widerstrebte es mir, würdelos unterzugehen.

„Nein, tatsächlich kann ich mir das nicht vorstellen. Ich hatte mir im Vorraus keine Gedanken darüber gemacht, welche Gründe es wohlmöglich geben könnte, mich wie eine Gefangene abzuführen."

Die Königin lächelte. „Sie sind keine Gefangene, Earline. Ich würde lediglich gerne mit Ihnen plaudern. Sie haben sicher viele Fragen."

Ich runzelte die Stirn und konnte mir nicht vorstellen, worauf sie hinaus wollte. „Wie geht es mit Ihren Nachforschungen vorran?", fragte ich schließlich, nachdem ich entschieden hatte, dass es nicht besonders schlau war, unfreundlich zu der Königin zu sein.

Sie blickte mich überrascht an. „Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet", erwiderte sie mit einem kleinen Schmunzeln, „Aber es freut mich, dass Sie fragen. Darüber wollte ich mich tatsächlich auch mit Ihnen unterhalten."

„Auch?"

Sie nickte und deutete auf ein sanftblaues Sofa, welches so teuer aussah, dass ich mich nicht darauf setzen wollte. „Setzen Sie sich doch. Ich würde mich gern in Ruhe mit Ihnen unterhalten."

Widerstrebend ließ ich mich neben ihr nieder. Es war ein beklemmendes Gefühl, nicht zu wissen, was als nächstes auf mich zukam. Noch dazu war die Königin eine ziemlich einschüchternde Persönlichkeit. „Unterhalten wir uns erst einmal über Ihren Vater. Sie sagten, dass sie noch nichts von ihm gehört haben?"

Ich schüttelte langsam den Kopf und sah zu Boden. „Damit hatte ich gerechnet. Ich habe mich gegen den Willen meiner Eltern bei diesem Casting angemeldet. Er war nicht besonders gut auf mich zu sprechen."

„Darf ich fragen, warum Sie sich bei dem Casting angemeldet haben?", fragte sie.

Ich hielt für einen Moment inne. Durfte sie? Vielleicht konnte sie mir bei der Suche helfen. Andererseits konnte ich mir damit auch selbst ein Bein stellen. Doch was hatte ich noch zu verlieren? So nett dieses Kaffeekränzchen auch schien, es würde damit enden, dass ich dem Palast wegen Schnüffelns verwiesen würde.

Ich straffte die Schultern und nickte. „Ich suche meine Schwester. Elea. Sie ist vor einiger Zeit von zuhause abgehauen und seitdem ist nichts mehr wie zuvor. Es ist, als hätte sich eine allgemeine Traurigkeit über unser Haus gelegt. Und da sie uns einige Monate nach ihrem Verschwinden eine Nachricht aus dem Palast hat zukommen lassen, wollte ich mich auf die Suche nach ihr machen."

Überraschenderweise nickte die Königin bloß, als würde sie dieses Geständnis nicht überraschen. „Aber Sie haben sie nicht gefunden?"

Ich schüttelte den Kopf. „Ich habe bereits bei den Zofen Nachforschunge anstellen lassen, doch niemand scheint sie zu kennen. Außerdem hat der Vater von Angelique sich erkundigt und anscheinend existiert sie in den Akten des Landes nicht. Ich weiß einfach nicht, was das alles bedeuten soll."

„So geht es mir auch manchmal", gestand die Königin und seufzte, „Ich kann gerne mich nach deiner Schwester erkundigen. Sie heißt Elea, sagst du?"

Blind Selection - never give up 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt