Kapitel 6

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Oh Gott...ich hab ihn einfach stehen lassen. Ob er jetzt beleidigt ist? Ich wäre es...aber das war mir einfach zu viel. Ohne groß nachzudenken nehme ich mein Handy in die Hand und schreibe Flo eine Nachricht. 

'Abend war schön, aber morgen muss ich dich dringend mit dir. Muss morgen erst spät arbeiten. Kommst du frühstücken?'

'Endlich meldest du dich. Hab mir schon Sorgen gemacht. Bin um 8 Uhr da Emmchen.'

Als ich seine Antwort lese, die nicht lange auf sich warten lies, war ich sehr erleichtert. Gerade zur Zeit war ich so froh, das Flo immer für mich da war. Obwohl ich den Kontakt auch oft schleifen lies anfangs, weil Ben nicht mit ihm auskam. Überfordert von den Geschehnissen des Abends gehe ich zu Bett und schlafe auch sofort ein. 

Als ich wach werde ist es noch dunkel. Ich drehe mich rum und schaue auf die Uhr. Es ist gerade mal 5:45 Uhr. Ich probiere nochmal einzuschlafen, doch merke schnell, dass das nichts bringt. Also stand ich auf und setzte mich im Wohnzimmer mit einem Manuskript von der Arbeit auf meinen Lieblingssessel. Da mein Beruf nunmal aus viel Lesen bestand, hatte ich mir in unserer, bzw. meiner Wohnung mehrere gemütliche Plätze geschaffen, wo ich in Ruhe die Manuskripte bearbeiten konnte. Doch so richtig konzentrieren konnte ich mich nicht. Gegen halb acht ging ich ins Bad um zu duschen und mich fertig zu machen. Als ich fertig angezogen und zurecht gemacht war, klingelte es auch schon. 07:50 Uhr...Flo war zu früh, damit war zu rechnen. Ich drückte ihm auf und lehnte die Wohnungstür an. Ich ging in die Küche um Kaffee aufzusetzen. "Guten Morgen! Wie hast du geschlafen?" begrüßte mich Flo und nahm mich in den Arm. "Guten Morgen, eigentlich ganz gut aber zu kurz. Und du?" Wir lösten unsere Umarmung und setzen uns an den Tisch. "Wie ein Baby, die Schicht gestern war so anstrengend. Wie war es denn gestern? Was ist so dringend zu besprechen?" fragte er nach. Wenn er neugierig war, konnte er nicht lange mit einem Thema warten. Ich erzählte ihm alles, von den langen und schönen Gesprächen, wie ich mich in seiner Nähe fühlte, aber auch das ich es komisch fand das wir uns gefühlt fast versteckten. Und natürlich vom Ende des Dates. Und das mich das panisch gemacht hatte. 

"Wahrscheinlich hat er gedacht, war ein billiger Versuch ihn mit hochzunehmen." scherzte Flo und fand sich selbst richtig witzig. "Hahaha...sehr witzig!" Ratlos sah ich ihn an. "Sag ihm doch einfach was Sache ist. Ihr habt nicht über Ben gesprochen. Wenn er das weiß, versteht er das sicher." Ich stand auf um Kaffee zu holen und stellte alles fürs Frühstück auf den Tisch. "Ich hoffe, du hast recht. Denkst du nicht das geht zu schnell? Ich mein Ben ist gerade erst ausgezogen...", Flo unterbrach mich. "Wieso sollte es das sein? Was ihr hattet war schon lange keine Beziehung mehr. Du warst froh wenn ihr euch nicht gesehen habt, bist abends spazieren gegangen bis er im Bett war...und ihm ging es wahrscheinlich ähnlich. Im Grunde bist du schon länger nicht mehr in einer Beziehung" Ich seufzte nur und stimmte ihm zu. "Ich hab nur Angst mich zu verrennen. Nicht klar zu sehen was ich will, wenn mir sowas die Sinne vernebelt." "Das verstehe ich natürlich Emmchen. Aber ich denke es tut dir trotzdem gut. Hab Spaß. Wenn es dir gut tut, mach es und lass es wenn nicht. Am Ende kannst das nur du wissen. Und egal wie, ich bin für dich da...immer"Er legte seine Hand auf meine. "Danke...ich hab dich lieb" "Ich dich auch." Wir standen auf und umarmten uns. Als wir unsere Umarmung lösten hielt er mich an den Schultern fest und sah mich an. "Du ziehst dich an und gehst zur Arbeit. Und danach machst du dir einen schönen Tag. Wenn was ist melde dich jederzeit! Ich hab eh nur Bereitschaft." "Okay, mache ich." Er verabschiedete sich und ich machte mich daran wieder Ordnung zu schaffen. Dann zog ich mich an und ging zur Arbeit. 

Mein Arbeitstag verlief dann auch relativ entspannt. Ich hatte nur ein Meeting und hatte ansonsten einige Manuskripte zu bearbeiten. In meiner Mittagspause sah ich kurz auf mein Handy. 'Neue Nachricht von Leon' stand da. Ich war hin und her gerissen. Ich war von all dem so verwirrt. Eigentlich wollte ich mich damit ein paar Tage gar nicht beschäftigen. Morgen kam mein Papa für eine Nacht nach München und Sonntag wollte ich etwas arbeiten. Die Woche blieb doch etwas mehr liegen. Und ich konnte die Nachricht ja schlecht lesen und dann nicht antworten. Wie würde das denn wirken?! Also schob ich die Benachrichtigung von Bildschirm weg. Und hoffte damit auch das Gefühlschaos in mir beiseite zuschieben. Ich ging zurück an die Arbeit, und zumindest für diese Zeit gelang es mir. 

Nach Feierabend ging ich aus dem Bürogebäude raus und entschied mich zu Fuß nachhause zu gehen. Es war heute sehr heiß gewesen, aber heute Nachmittag ging wenigstens ein wenig die Luft. Und sobald ich diese abbekam war es als hätte sie meine Konzentration weggeweht. Sofort schoß mir Leon in den Kopf. Ich musste das gestern Abend denken. War die Situation überhaupt so wie ich das eingeschätzt habe? Was hat er gedacht? Was hat er heute morgen geschrieben? Mache ich mir zu viele Gedanken? Wenigstens die letzte Frage konnte ich mir mit einem Ja beantworten. 

Um die Ecke war ein Supermarkt. Ich kaufte noch ein bisschen was ein, was ich für das Wochenende brauchte. Wenn morgen Papa kommt, sollte mein Kühlschrank aussehen, als hätte ich mein Leben im Griff. 

Dann machte ich mich auf den Nachhauseweg und setzte meine Kopfhörer auf. Ich machte laute Musik an und genoss das Dröhnen in meinen Ohren. Wenn ich heute eins nicht sein wollte, dann alleine mit meinen Gedanken. 

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Ein neues Kapitel. Ich hoffe, es gefällt euch wieder. Danke für das schöne Feedback von euch! Wenn ihr Anregungen und Ideen habt, schreibt mir doch gerne mal. In meinem Kopf gibt es nämlich 1000 mögliche Handlungsstränge. ☺️ Dann kann ich vielleicht alles etwas kanalisieren!


New Chapter - Teil 1 - Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt