Kapitel 113

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✧ POV Emma ✧

Stunden saßen wir schon zuhause rum und es ging nur langsam voran. Wir wechselten vom Schlafzimmer, zur Couch, ich lief durch die Gegend. Die Abstände der Wehen wurden zwar noch nicht viel kürzer, aber es wurde jetzt schon heftiger. Wenn ich daran dachte, dass das nur der Anfang war, drehte ich durch. Leon drehte schon etwas durch. "Stoppst du die Zeit?" fragte ich ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen. "Natürlich, das ist wichtig! Sollen wir nicht einfach schon mal hin fahren?" "Nein, alles gut!" "Ich ruf die Hebamme nochmal an..." Er verschwand nach drinnen. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, als er wieder zu mir auf die Terrasse kam, war er nicht zufrieden mit der Antwort der Hebamme. "Denkst du es ist in Ordnung, wenn ich die Tasche schonmal ans Auto bringe?" Er würde nur fünf Minuten brauchen, aber das würde reichen damit ich mal kurz meine Ruhe hatte. "Sie wird in der Zeit nicht einfach rausfallen, Leon!" sagte ich etwas schärfer als gedacht. Leon riss die Augen auf, sagte: "Ooookay" und brachte pfeifend die Tasche ans Auto. Wie gut standen die Chancen das er sich auf dem Weg in die Garage und zurück verlaufen würde und etwas länger brauchen würde?

Ich legte mich auf die Couch und atmete tief ein und aus und ein und aus. "Kannst du deiner Mama einen Gefallen tun? Und dich bitte etwas beeilen..." Gerade hatte ich kurz die Augen zu gemacht, da fiel die Tür ins Schloss. "Schläfst du?" fragte Leon geschockt. Ich seufzte. "Nein...ich wollte mich einfach ausruhen...Schatz? Komm her!" Leon kam zu mir und legte sich neben mich auf die Seite. Er stütze seinen Kopf mit einer Hand hoch und mit der anderen streichelte er den Bauch. "Leon...komm bisschen runter. Das wird alles gut." "Ja, aber ich will nichts falsch machen." "Wir machen genau das, was uns gesagt wurde. Also entspann dich." "Bin ich." "Deine Augen sehen so panisch aus wie noch nie." "Naja, bisschen Angst und Panik ist halt da." Leon legte seinen Kopf auf meine Schulter und ich meinen gegen seinen. Endlich kam er ein bisschen runter. Ich lauschte nur auf seine Atemzüge, dann kam die nächste Wehe. "Das waren 18 Minuten....wir fahren jetzt!" Leon stand auf und zog schon seine Schuhe an. "Leon...nein! Ich will nicht die ganze Zeit im Krankenhaus sein. Ich will solange wie möglich hier sein. Bitte!" "Okay...Ich hol mir noch einen Pulli." Er ging nach oben. Ich wollte mir eigentlich nur einen Tee holen, da spürte ich wie es nass wurde zwischen meinen Beinen. 

"LEON!" rief ich schnell. Keine Sekunde später polterte er die Treppe runter und stand in der Küche. "Was ist? Was ist passiert?" rief er auf dem Weg. "Zwei Optionen, beide wahrscheinlich, aber eine mehr als die andere." Verwirrt sah er mich an. "Entweder hab ich mir in die Hose gemacht...oder meine Fruchtblase ist geplatzt" Leon wurde kreidebleich. "Was machen wir jetzt?" fragte er panisch. "Ich würde sagen, wir fahren jetzt ins Krankenhaus." Ich umarmte ihn und gab ihm einen Kuss. "Ja, klar...richtig! Komm!" "Kann ich mir noch eine neue Hose anziehen?" Ich ging ins Badezimmer und zog mich um. "Okay...wir können jetzt!" Er stand schon bereit im Flur und hielt mir die Tür auf. Wir gingen nach unten zum Auto und fuhren zum Krankenhaus. Ich schrieb noch meinem Papa eine Nachricht, das wir jetzt auf dem Weg ins Krankenhaus waren und das wir uns wieder melden würden. Dann schrieb ich Flo eine Nachricht. Er war ohnehin am arbeiten und damit schon am Ort des Geschehens. Ich schrieb auch Leons Eltern jeweils eine Nachricht. Dann schaltete ich mein Handy stumm. "Hier sind 50..." merkte ich beiläufig an. "Ich fahre 60....passt schon! Wie kannst du so entspannt sein?" "Bin ich nicht, Leon. Ich versuche mich nur darauf zu fokussieren, das ich gleich einen Fußball aus meiner Vagina pressen muss" sagte ich genervt. Leon legte seine Hand auf meinen Oberschenkel, was mich nur etwas ablenken konnte. Dann parkten wir am Krankenhaus und gingen zur entsprechenden Station. Dann zeigte man uns das Zimmer und ich legte mich hin. Unsere Hebamme kam auch kurz danach und schaute nach uns. Die Wehen kamen jetzt auch wesentlich schneller und waren immer stärker. 

✧ POV Leon ✧ 

Es tat mir so leid, dass ich nichts tun konnte außer hier zu stehen und zuzuschauen. Ich hielt Emmas Hand und streichelte ihr über den Kopf. Versuchte sie zu beruhigen und mich selbst auch irgendwie. Nicht mehr lange und dann würden wir unser Kind schon in den Armen halten. Langsam wurde auch das Personal aufgeregter. Die Hebamme half Emma durch die Wehen. Es zog sich so endlos hin. Inzwischen war es viertel vor acht abends und Emma machte das ganze schon seit heute mittag mit. Es wurde gerade nochmal alles gecheckt und unsere Hebamme hielt Emmas Hand. "Es geht gleich los, Kleines! Seid ihr bereit?" fragte sie lächelnd. "Hab ich eine Wahl?" fragte Emma lachend und die Hebamme zuckte mit den Schultern. "Eigentlich nicht. Bin gleich wieder da." Die Hebamme verlies noch einmal den Raum um die Ärztin zu holen. "Leon...es wird doch alles gut? Ich hab so eine Angst..." Emma sah mich ängstlich an mit Tränen in den Augen." "Natürlich, Endspurt Liebling! Gleich ist es geschafft." Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Ich liebe dich, Emma!" "Ich dich auch, Leon." 

Dann kam das, naja man musste schon sagen, Team rein. Die Ärztin, die Hebamme und zwei Schwestern. Alle wirbelten herum und bereiteten alles vor. "Na dann, holen wir die kleine Maus mal auf die Welt!" sagte die Ärztin lächelnd. Wenn es ihr gesagt wurde, presste Emma und ruhte kurz wenn sie es sollte. Ich litt mit Emma mit, es war das schlimmste sie so leiden zu sehen. Nach ein paar Minuten, die sich trotzdem anfühlten wie Stunden, war sie da. Meine kleine Tochter. Ich starrte sie an und die Ärztin übergab das Baby einer Schwester, die sich um sie kümmerte. Sie fing sofort an zu schreien und das war das unglaublichste Gefühl. Wir waren Eltern...ich war gefesselt von ihrem Anblick. Ich wurde von purer Liebe durchströmt. Sie war perfekt. 

Ich hielt Emmas Hand währenddessen die ganze Zeit, doch Emmas Händedruck wurde immer weniger. Ich wurde aus meiner Trance gerissen und schaute Emma an. Jetzt erst fiel mir auf, das nur ich so gefesselt von dem Baby war. "Emma, Schatz? Was ist denn?" Ich legte meine Hand an ihre Wange. Emma wirkte wie benommen. Die Ärztin und die Hebamme waren zu nervös, als das alles normal war. Eine Schwester rannte fast nach draußen. Ich starrte wieder Emma an. Jetzt fühlte ich einfach nur noch Angst, Tränen stiegen mir in die Augen. "Herr Goretzka...", die Hebamme kam zu mir und löste meine Hand von Emmas. "Herr Goretzka...Leon!" Ich schaute sie an. "Emma verliert zu viel Blut, die Ärztin muss sie operieren." "Aber..aber er lief doch alles so gut..." sagte ich verwirrt, während Emma aus dem Zimmer geschoben wurde. Die Hebamme umarmte mich und strich mir über den Rücken. "Emma wird wieder. Sie ist jung und gesund. Das ist eine Komplikation aber sie ist in den besten Händen." Ich nickte und mir liefen die Tränen über die Wangen. 

New Chapter - Teil 1 - Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt