Kapitel 45

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✧ POV Leon ✧

Wir waren irgendwann ins Bett gegangen und Emma war schnell eingeschlafen. Von draußen fiel Licht herein und ich beobachtete Emma noch eine Weile. Irgendwas beschäftigte sie. Sie denkt zwar ich merke das nicht, aber es war so offensichtlich. Wieso sprach sie nicht mit mir darüber? Hatte sie denn nicht das Gefühl mit mir über alles sprechen zu können? Dann auch jetzt noch die Sache mit Ben. Was war mit dem Idioten los? Es ging ihn im Grunde nichts an und doch schaffte er es uns das Leben schwer zu machen. Unseren Plan zu zerstören. Bis Weihnachten war es zwar nicht mehr lange, aber es war doch etwas mehr Zeit, die gerade Emma gebraucht hätte. Ben eine Abreibung verpassen, das musste auch auf die Liste. 

Ich hatte das Gefühl, ich überrolle sie mit all dem. Aber die Zeit vergeht so schnell und es is so viel zu planen und zu organisieren. Wir müssen ein Haus finden, und umziehen. Wir müssen die Betreuung für das Baby organisieren. Wir würden Hilfe brauchen. Und Emma soll sich ausruhen. Am liebsten wäre es mir wenn sie einfach zuhause bleiben würde und sich auf das Baby konzentrieren würde. Aber sie würde mich einen Kopf kürzer machen, wenn ich nur diesen Gedanken äußern würde. Und mir ist klar, dass ich das nicht verlangen konnte. Und ich musste dafür sorgen, dass meine Familie am Freitag richtig reagieren würde. Ich musste meinen Schwestern nochmal ins Gewissen reden. In meinem Kopf kreisten 1000 Gedanken, meine Liste wurde immer länger. Irgendwann schmiegte Emma sich im Schlaf an mich und dann schlief ich auch endlich ein. 

Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte, war ich wie gerädert. Die Nacht war kurz und nicht sehr erholsam. Emma grummelte noch lauter als ich und drückte ihn aus. Sie kuschelte sich wieder an mich ran. Sie würde heute von zuhause arbeiten und ich hatte heute erst am Nachmittag Training. Also konnten wir mal etwas länger liegen bleiben. Morgens sah sie noch schöner aus. Sie lag in meinem Arm und ich strich ihr mit der anderen Hand eine Strähne aus dem Gesicht. Sie öffnete ihre Augen und sah mich verschlafen an. "Guten Morgen, Schönste!" sagte ich lächelnd und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Guten Morgen." Sie lächelte auch, aber es sah nicht so richtig echt aus. "Hast du gut geschlafen?" "Ja, wie ein Stein. Ich bin immer so müde." "Ist doch kein Wunder, dein Körper erschafft einen kleinen Menschen. Unseren kleinen Menschen." "Mhm, ja du hast Recht. Und du? Hast du gut geschlafen?" "Nein, eigentlich nicht. Ich hab mir noch ein paar Gedanken gemacht, wegen all der Sachen die noch zu erledigen sind." "Mach dir nicht so viel Stress. Vielleicht sollten wir mal filtern, was wirklich wichtig ist und was vielleicht als Bonus erledigt werden kann." "Das muss alles gemacht werden. Was soll denn unwichtig sein wenn es um unsere Baby geht?" "Leon, die Menschen bekommen Kinder und ziehen sie groß seit tausenden Jahren, und auch heute noch sehr viele Menschen mit sehr viel weniger Luxus als wir, oder überhaupt ohne Luxus. Und es funktioniert." Emma stand auf und ging ins Bad. Ich holte tief Luft. Ihre Stimmungsschwankungen passten sich langsam meinen an. Das würde noch ein paar anstrengende Monate werden. Ich stand auf, zog mir ein Shirt an und ging nach unten. Ich kochte Kaffee und deckte den Tisch ein fürs Frühstück. Als Emma nach unten kam, war ihre Stimmung wenigstens etwas lockerer. 

"Ich wollte dich nicht stressen heute morgen", sagte ich vorsichtig und setzte mich an den Tisch. Emma kam zu mir und biss auf ihre Unterlippe. "Tut mir leid. Wollte dich nicht anpampen, aber das ist alles so viel. Und wir könnten doch erstmal die wirklich wichtigen Sachen planen." "Ja, du hast vielleicht recht." Ich nahm die Zeitung und Emma scrollte durch ihr Telefon. Ein bisschen harmonischer hatte ich mir den freien Morgen schon vorgestellt. 

✧ POV Emma ✧

Ich war mies gelaunt und lies es an Leon aus. Natürlich war das unfair, aber ich hatte nicht mehr so wirklich das Gefühl, dass ich das im Griff hatte. "Bevor ich es vergesse. Am 20. haben wir den Termin bei der Frauenärztin, den ich gemacht hatte. Um 9 Uhr. Dann können wir zusammen vor der Arbeit hin dachte ich. Vielleicht kannst du deine Termine dann etwas nach hinten schieben." sagte Leon ohne von der Zeitung aufzublicken. "Januar?" "Dezember." "Das ist übernächste Woche. Wir sollten doch in vier Wochen erst wieder kommen." sagte ich genervt, weil ich wusste worum es hier ging. "Ja, aber ich dachte, vielleicht wäre es für Weihnachten nett ein neues Ultraschallbild zu haben. Wenn wir es allen sagen." "Aber machen wir ja jetzt schon. Dann ist das ja überflüssig. Ich schiebe den Termin dann." "Emma..." "Was?" fragte ich etwas zu gereizt. "Lass uns doch trotzdem hingehen. Dann haben wir auch einfach nochmal Gewissheit das alles gut ist." Jetzt legte er seine Zeitung zur Seite und sah mich an. "Es ist alles gut, deshalb ja der vier Wochen Rhythmus. Außerdem machen die das nicht umsonst und Flo..." "Ich hab das geregelt." "Was hast du geregelt?" "Wegen der Versicherung und so. Ich übernehme das natürlich." "Flo hat das doch..." "Ja, aber was hat Flo damit zu tun?" fragte Leon verwirrt. Auch er klang jetzt sauer. "Flo ist mein bester Freund. Und er wollte das gerne machen, für mich und unser Baby." "Ja, aber ich bin der Vater." "Warum hast du das nicht mit mir oder mit ihm besprochen?" "Wollte ich ja noch." "Du kannst doch nicht einfach alles hier im Alleingang entscheiden." "Emma, wollte ich doch gar nicht. Aber gestern der Tag und so...die Sache mit Ben." "Das hat damit doch gar nichts zu tun. Du denkst scheinbar, das du hier alles entscheiden kannst und ich mich dem beugen soll." Ich wurde immer lauter. "Emma, jetzt komm mal runter. Ich hab nur den Termin und die Rechnung.." "Ja, aber ohne es zu besprechen." "Wir besprechen es doch jetzt." Ich wusste nicht was ich ihm antworten sollte. Ich war zu wütend. Ich hatte des Gefühl nicht involviert zu sein. Er traf die Entscheidung und ich sollte folgen. Ben war so immer gewesen und ich hatte gerade das Gefühl er bohrte genau in diese Wunde rein. Sauer stand ich auf und räumte meine Frühstückssachen weg. Leon erhob sich und kam zu mir in die Küche. "Emma, es tut mir leid. Ich wollte auf keinen Fall..." "Schon gut." antwortete ich zischend und ging einfach nach oben um mich anzuziehen und fertig zu machen. 

Als ich nach unten ging nahm ich meine Tasche und zog meine Jacke an. "Wo gehst du hin? fragte Leon, der plötzlich hinter mir im Flur stand. "Ich gehe zu mir. Muss in Ruhe arbeiten." "Weiß ich doch, ich hab dir den Tisch gerade frei geräumt. Du wolltest dich heute hier sein." "Ich will lieber alleine sein." "Emma, wir haben uns gezofft. Jetzt geh doch nicht gleich weg." "Darum geht es nicht, ich brauch einfach etwas Zeit für mich." "Na gut, ich fahre dich schnell. Warte." "Nein, nicht nötig. Ich laufe. Ich ruf dich an. Ich liebe dich." Ich ging zu ihm hin und gab ihm einen Kuss. "Ja, okay. Ich dich auch Schatz"

Dann drehte ich mich rum und ging zur Tür hinaus. Als die Tür hinter mir ins Schloss fiel, lief eine Träne meine Wange hinunter. Ich wusste nichtmal wieso. Aber ich hatte jetzt einfach das Gefühl, ich brauchte Abstand. Um einen klaren Kopf zu kriegen...

New Chapter - Teil 1 - Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt