Kapitel 138

151 8 13
                                    

POV Emma

Die Hochzeit war jetzt etwas mehr als eine Woche her. Natürlich hatten es Bilder davon in die Klatschpresse geschafft, zum Beispiel von mir und Leon vorm Standesamt. Die wussten auch wo wir feierten und wo wir übernachteten. Es war zum Haare raufen. Wir posteten ein Bild davon auf unseren Instagram Accounts, in der Hoffnung, das würde es etwas abebben lassen. Aber das funktionierte leider nicht. Denn dann tauchten auch Fotos von uns mit Flora auf. Leon hatte dafür zwar Anwälte, aber die Bilder waren nunmal schon im Internet, und das vergisst bekanntermaßen nichts. Und als ob das nicht reichte, verlor Bayern den Supercup gegen Dortmund. Dementsprechend war zuhause auch die Stimmung.

Aber sonst lief es gut. Nur das wir manche Themen nie wieder angesprochen hatten. Leon blockte sofort ab wenn es um die Panikattacken ging. Und ich hoffte einfach, dass er keine mehr bekam. Dass das Thema wirklich erledigt war. Obwohl das natürlich schon irgendwie naiv war. Sowas erledigte sich ja nicht von selbst.

In der kommenden Woche war Leon im Trainingslager am Tegernsee und ich würde mit Flora zusammen nach Bochum fliegen. Ich würde ein paar Tage bei Iris verbringen und Leons Familie hatte die Gelegenheit endlich Flora kennenzulernen. Das machte mir schon irgendwie Bauchweh. Denn ich würde nicht in der Nähe sein, falls er mich doch brauchte. Ich grübelte schon die ganze Zeit darüber nach. Andererseits würde Leon Ende des Monats ein Spiel auf Schalke haben, wo wir natürlich auch zu seiner Familie konnten. Und Leon könnte sogar dabei sein.

Heute war Sonntag und Leon hatte natürlich auch heute Training. Flora schlief endlich und ich versuchte irgendwie bisschen Ordnung in die Bude zu bringen. Hier sah es aus als hätten wir hundert Kinder. Und dabei eins, das nicht mal ansatzweise laufen kann. Die Tür fiel laut knallend ins Schloss. „Bin wieder da!", rief Leon laut. Ich ging um die Ecke in den Flur. „Gehts vielleicht noch lauter? Glaube am Marienplatz ist jemand der es noch nicht mitbekommen hat" „Danke, Schatz! Training war gut. Lieb das du fragst!" Genervt rollte ich mit den Augen und ging zurück in die Küche. „Was machst du?" Fragte Leon und setzte sich auf die Kücheninsel. „Ich räume auf...wie siehts denn aus?" „Dafür bezahlen wir jemanden." „Sie ist nicht dafür da unseren Scheiß wegzuräumen." Als ich an ihm vorbeiging zog er mich am Handgelenk zu sich. „Emma...was ist los?" „Nichts. Was soll sein?" „Du hast ne ganz schön miese Laune." „Ja, kann sein. Tut mir leid, das ICH kaum geschlafen habe, weil ICH alle halbe Stunde aufgestanden bin für Flora. Ich bin einfach übermüdet und genervt und wenn sie endlich mal schläft und ich Zeit hab was für mich zu machen, kommst du nachhause und polterst durch die Gegend." „Okay..tut mir leid. Aber du machst hier sauber. Und nichts für dich!" „Ja, Leon. Das weiß ich. Aber so funktioniert das halt. Ich kann das nur machen wenn sie schläft." „Ich bin ja jetzt da...und kann ja auch was machen." „Du hattest Training und immerhin bin ich dafür zuhause." „Das ist Blödsinn. Was soll ich machen?" Ich überlegte kurz und sah ihn wieder an. „Kannst du einmal hier die Spülmaschine anstellen. Dann könnte ich duschen. Ich hab...egal. Ich will duschen..." „Zisch ab...ich mach hier!" Sagte Leon und gab mir einen Kuss.

Ich ging nach oben ins Bad und duschte. Zwanzig Minuten alleine ohne Baby...was ein Luxus. Nach der heißen Dusche zog ich mir einen Pulli und eine Leggings an. Die feuchten Haare flechtet ich zu einem Zopf. Dann ging ich wieder runter. Leon hatte tatsächlich die Küche aufgeräumt und sogar im Wohnzimmer Ordnung gemacht. „Wie lange war ich denn oben?", fragte ich lachend. „Bisschen mehr Vertrauen in deinen Mann, bitte!" „Okay...tut mir leid. Danke!" Ich umarmte Leon und küsste ihn. Er legte die Hände auf meinen Po. „Emma, willst du mehr Hilfe haben?" Leon sah mich ernst an. „Nein, es ist nur gerade alles etwas viel, weil Flora bisschen zickig ist. Alles gut!" „Fährst du nächste Woche jetzt nach Bochum?", fragte Leon. „Weiß ich noch nicht." „Ich dachte, du freust dich so." „Ja, schon." „Es ist wegen mir..." „Ja. Ich mache mir einfach Sorgen. Das ist die erste Reise seit den USA. Ich mein, Flora war eine Nacht nicht bei uns. Aber da war sie bei unseren Freunden und in der selben Stadt." „Emma, es geht mir gut." „Ich glaube, dir das ja auch. Aber was ist wenn doch was ist - am Tegernsee wäre ich in unter einer Stunde." Leon holte tief Luft. „Ist okay - ich wollte nicht davon anfangen. Sorry!" Ich löste mich aus der Umarmung und ging zum Sofa.

„Es ist einfach nicht notwendig, das du mich behandelst wie ein rohes Ei." „Ja, in Ordnung. Ich höre auf damit, mir Sorgen um meinen Mann zu machen." „Emma, ich bin das Thema leid." „Dann vergessen wir einfach, das ich es angesprochen habe. Okay?" Leon ging nach oben und knallte die Tür...vermutlich vom Trainingszimmer. Eine Woche...eine Woche lief es gut. Das war bei uns ja schon ein Anfang. Kurz überlegte ich ruhig zu bleiben, aber dafür war ich nicht in der Stimmung. Ich ging nach oben und ging Leon nach. „Was ist?", fragte er genervt. „Was ist? Erstens mal...Knall hier drin noch einmal eine Scheiß Tür wenn Flora nach Stunden endlich schläft und ich knall dir eine! Und zweitens: Du hast keinen Grund pampig zu sein. Du bist vielleicht genervt, das kann ich auch verstehen. Aber als du das letzte mal eine Panikattacke hattest und ich nicht erreichbar war, da wurde ich von dir tagelang ignoriert. Also entschuldige wenn ich mir Sorgen mache um dich und um uns. Weil mir das hier nämlich nicht egal ist und meine Scheiß Laune nicht von einem verlorenen Spiel abhängt, die ich dann auch noch an allem und jedem auslasse." Leon sah mich entgeistert an. „Fertig?", fragte er. „Ja." „Gut...kann ich dann weiter machen?" „Ja...mach weiter..."

Ich ging raus und lehnte mich im Flur an der Wand an und rutschte langsam nach unten. Wieso war er so stur? Wieso erkannte er einfach nicht worum es mir ging? Ich atmete tief durch, lies den Kopf hängen und weinte leise. „Emma...was machst du da?", fragte Leon leise. „Nichts, geh einfach." Er hockte sich vor mich und hob mein Kinn an. „Emma, es tut mir leid. Ich bin ein Vollidiot." „Nein, du bist nur..." „Nein, mach das nicht. Ich war blöd zu dir. Du meinst es gut. Und ich bocke rum" „Aber ich hätte nicht so rum meckern müssen." „Du hattest das Recht dazu. Seit dem Spiel habe ich eine miese Laune und war nicht mal im Ansatz hier richtig präsent." „Ist schon okay..." „Kannst du aufhören zu weinen...Emma." Ich nickte nur. „Leon, wir schaffen nicht mal eine Woche, ohne Riesen Zoff..." „Ich weiß, aber das bedeutet gar nichts." „Eine Woche, Leon! Was ist wenn" „Denk das nicht mal. Wir müssen uns nur als Familie neu finden im Alltag. Es ist wie du gesagt hast. Die schwere Zeit kommt erst. Bisher war alles mit Schonfrist. Aber wir kriegen das auch hin." „Meinst du?" „Aber klar...und ich bin mal ein bisschen weniger stur." „Kannst du das denn?" „Klar. Emma, kannst du hier bleiben? Nächste Woche?" „Sag das nicht nur, weil du das Gefühl hast es zu müssen. Ich will dir nur helfen..." „Ich weiß, und vielleicht muss ich einsehen, das ich Hilfe brauche!" „Ehrlich?" „Besser hingehen und nicht brauchen, als andersrum." „Leon, ich mache mir wirklich nur Sorgen." „Ich weiß. Und dafür danke ich dir." Leon half mir wieder hoch.

„Machst du dir wirklich Sorgen um uns?" Seine Stimme klang traurig. „Manchmal habe ich Angst, das wir einfach uns gegenseitig überrollen. Meine größte Angst ist dich zu verlieren Leon. Und das ich auch noch selbst schuld bin." „Emma, wir schaffen das. Ich hätte dich nicht geheiratet, wenn ich auch nur einen Mini-Zweifel hätte." „Ich Zweifel ja auch nicht permanent. Aber nach solchen Streitereien wie eben, da überholt mich diese Angst einfach." „Emma, ich liebe dich." Leon zog mich an sich und küsste mich. „Ich dich auch." Genau in diesem Moment fing Flora an zu schreien. „Trainier weiter - ich geh schon!" Leon lächelte mich an und holte Flora aus dem Bett.

„Heeee - kleine Schreimaus. Was ist denn los?" Ich hob sie hoch und ging mir ihr nach unten. Ich machte ihr eine Flasche und fütterte sie. Half nichts. Die Wippe half nichts. Ich setzte mich mit ihr hin und streichelte ihr über den Rücken. Half auch nichts...Nichts Half, egal was ich probierte. Seit einer halben Stunde hatte ich auch keine Idee mehr und ging einfach auf und ab mit ihr. „Flora, Liebes! Kannst du bitte einfach mal nicht schreien? Fünf Minuten?" Warum war sie so ein Schreibaby geworden. Hatte sie ihr Stunden-Kontingent fürs Schlafen schon aufgebraucht oder was? „Gib sie mir!" Sagte Leon und streckte die Arme aus. „Sie stört dich beim trainieren - ich weiß. Aber ich hab alles probiert..." Ich gab ihm Flora und er ging mit ihr nach oben. Er legte sich mit ihr aufs Bett und legte sie auf seinem Oberkörper ab. Das Schreien wurde ein Quengeln und aus dem Quengeln wurde...Stille. Sie hörte einfach auf. Leon beobachtete sie und strich ihr über den Rücken.

Verzweifelt betrachtete ich die beiden und lehnte mich im Türrahmen an. „Wieso ist sie bei dir still? Wieso?" „Ich weiß es nicht...aber sei doch einfach froh, das es funktioniert." „Sie hasst mich und will mich mit dieser Schreierei in den Wahnsinn treiben." „Emma, sie hasst dich nicht." „Und wie erklärst du das?" „Du bist genervt und gestresst - das merkt sie. Und reagiert auf dich. Komm zu uns!" Ich krabbelte zu ihnen aufs Bett und legte mich auf die Seite um die beiden zu beobachteten. „Wie wärs? Ich fahre ins Trainingslager und du bleibst hier..." sagte ich lachend. „Ich befürchte der Verein spielt da nicht mit." „Mmh, vermutlich hast du recht." „Emma, das klingt immer so blöd. Aber versuch dich einfach zu entspannen..." Ich nickte und langsam fielen mir die Augen zu. 

New Chapter - Teil 1 - Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt