Ich sprintete regelrecht zur Tür, riss sie auf und drängte Leon ein Stück nach hinten ins Treppenhaus. Dann schloss ich die Tür hinter mir. Mehr als verwirrt zog er eine Augenbraue nach oben und sah mich an. „Wat is'n mit dir?" „Weißt du was Jom Kippur ist?" „Häh? Wer was ist?" Leon musterte mich kritisch. „Jom Kippur ist der höchste Feiertag im Judentum. Der Versöhnungstag...man bringt alles mit seinen Mitmenschen ins Reine, tut Buse und bereut." „Süße..." Leon gab mir einen Kuss... „Super, das ich hier bisschen Unterricht kriege, was das Judentum angeht. Ehrlich! Aber zwei Sachen...erstens: warum im Treppenhaus? Zweitens: Kann ich vorher bitte bitte zur Toilette?" „Ja, klar. Also theoretisch. Eins noch: Ich hab von nichts gewusst, ich war genauso überrascht, wie du es gleich sein wirst...Und ich hab nur eine Bitte...hör zu, beherrsch dich und flipp nicht aus." „Bist du schwanger?", fragte Leon und lächelte. Ich gab ihm einen zarten, aber bestimmten Schlag gegen seine Birne... „Nein, natürlich nicht! Sehe ich so schwanger aus? Warum fragen mich das ständig alle? Und was hat das denn mit Versöhnung zu tun." „Dachte zuerst machst du mir deswegen die Hölle heiß und dann versöhnen wir uns..." „Nein, ich bin nicht schwanger und hier wird auch so schnell niemand schwanger...können wir mal bei der Sache bleiben?" „Ich muss aufs Klo, Emma..." „Meine Mutter ist da!"
Leon war wie eingefroren, dann verhärteten sich seine Gesichtszüge. „WAS?" „Meine Mutter ist hergekommen, weil sie sich entschuldigen wollte." „Ist mir scheißegal...die macht die biege." „Leon..." „Warte mal...wenn du hier draußen bist, heißt das sie ist da drin mit Flora?" Leon sah mich so wütend an wie noch nie. „Leon, bitte...lass das hier nicht eskalieren." „Ich soll es nicht eskalieren lassen?" „Kannst du bitte einfach nichts sagen? Ich weiß, dass das viel verlangt ist...aber ich bitte dich. Mach's für mich." Ich legte meine Hand an seinen Arm, aber Leon machte eine abwehrende Bewegung und drückte sich an mir vorbei um die Tür aufzuschließen. Er knallte die Tasche in den Flur und ging sofort ins Badezimmer.
Ich ging zurück zu meiner Mutter und lächelte leicht. Sie wusste schon was Sache war und gab mir Flora zurück. „Ich gehe besser Emma. Ich weiß das alles sehr zu schätzen. Das ich so viel von eurer Zeit in Anspruch nehmen durfte und du mir zugehört hast. Ich danke dir!"
Dann sah sie an mir vorbei...Leon kam rein und brachte ein nicht ganz unfreundlich klingendes „Hallo!", raus. „Hallo Leon. Ich weiß nicht, was Emma dir schon gesagt hat. Aber ich bin hier, weil ich mich entschuldigen wollte. Ich weiß, dass das nichts ungeschehen macht. Aber ich wollte einfach nur, dass ihr wisst, dass ich das wirklich bereue. Es tut mir leid..." „Ja...danke, schätz ich mal!", sagte Leon schulterzuckend. Dann nahm er Flora auf den Arm. Er begrüßte sie und alberte mit ihr. Und sie brabbelte sofort los. Leon schaffte es immer innerhalb von Sekunden sie zum lachen zu bringen. „Mama, soll ich dich zum Flughafen fahren?" „Nein, Emma, das ist nicht notwendig. Ich habe dich heute schon genug Zeit gekostet...Ich sollte mich dann auf den Weg machen. Danke nochmal, Emma. Tschüss, kleine Flora." Leon starrte einfach nach vorne und ließ meine Mutter Floras kleine Hand nehmen. „Tschüss, Leon" sagte meine Mutter noch leise und ging dann aus der Wohnung raus.
Eine Weile standen wir da. Dann ging Leon mit Flora hoch. „Wo gehst du hin? Sie ist eben erst aufgestanden." „Wir beide haben was zu klären, Frau Goretzka! Und dabei ist sie nicht anwesend." Ich holte tief Luft und setzte mich auf die Couch. Nur einen kurzen Augenblick später rauschte mein Mann von oben runter und baute sich vor mir auf. „Was hatte das denn zu bedeuten? Spinnst du eigentlich komplett? Bist du komplett durch oder wie?", schrie er mich an. „Leon, ich war einfach überrumpelt und war am Anfang einfach nur überrascht. Und am Ende des Tages ist es meine Mutter. Was hätte ich den machen sollen?" „DIE TÜR ZU!" „Wo ist das Problem? Ich habe ihr gesagt, dass das zwischen uns nichts ändert..." „Auf wessen Seite stehst du Emma? Wieso stehst du nicht hinter uns?" „Tu ich doch..." „Nein. Dann hättest du den Scheiß nicht abgezogen..." „Jetzt mach aber mal halblang. Ich zieh hier gar nichts ab. Ich habe ihr zugehört...sonst nichts. Hat sie darauf nicht ein Recht." „Nein." „Tut mir leid, dass du das so siehst, aber ich wollte es nun mal hören. Es hat mich nicht weiter gebracht aber ich wollte wissen was sie zu sagen hat." „Emma, ich kann es einfach nicht fassen. Ich will sie in unserer Wohnung nicht haben! Weder heute, noch sonst irgendwann."
Ich stütze meinen Kopf in meine Hände und versuchte ruhig zu atmen. „Wieso streiten wir jetzt so deswegen?" „Weil ich nicht glauben kann, dass du sie hier reingelassen hast. Du hast ihr Flora überlassen...Sie hat in unserem Leben keinen Platz!" „Ja, okay. Es tut mir leid. Aber ich dachte einfach, Flora kann dafür nichts. Sie kann nichts für die Familie in die sie geboren wurde. Und ich fand sie hat die Chance so viele Menschen um sich zu haben, die sie lieben, wie nur möglich. Leon..." Ich fing einfach an zu weinen. „Ich dachte, ich gebe ihr eine Chance. Ich wollte ihr nichts vergeben. Vielleicht hab ich einfach gar nicht richtig nachgedacht..." „Ja, ich glaube jetzt kommst du langsam wieder zu dir..." Leon sah mich so wütend an wie noch nie. Wirklich... „Es tut mir leid." „Emma, diese Frau hat dich behandelt wie das letzte. Wie soll ich auch nur im Ansatz akzeptieren, dass sie denkt sie kann einfach wieder herkommen?" Leon war immer noch unglaublich laut und wütend. Ihn so zu erleben, war beinahe beängstigend. „Ich weiß es nicht."
„Ich begreife es einfach nicht, Emma" „Es tut mir doch leid...was soll ich denn noch machen? Ich kann doch nicht mehr machen, als mich zu entschuldigen. Aber andererseits muss ich doch das Recht haben, mit meiner Mutter zu sprechen." „Seit wann redest du wieder mit ihr?" „Gar nicht Leon...Sie stand einfach da." „Achso, klar! Sie stand einfach so vor der Tür..." „Ja!" „Emma, den Scheiß glaubst du doch selbst nicht." Leon stürmte wütend nach oben ins Bad und kurz darauf ging die Dusche an. Es war ja vielleicht wirklich eine dumme Idee, aber ich war auch überrumpelt und ich konnte nicht verstehen, warum wir beide jetzt deshalb so dermaßen am streiten waren. Konnte er nicht einmal ein klein wenig nachgeben?
Nachdem die Dusche aus war ging ich nach oben und klopfte an die Badezimmertür. „Ja?" „Kann ich reinkommen?" „Klar..." Ich öffnete die Tür und Leon lehnte am Waschtisch an mit verschränkten Armen. Ich ging auf ihn zu. „Leon, bitte...es läuft doch alles so gut zwischen uns. Ich hab diesen Fehler gemacht, aber bitte, lass das nicht zwischen uns stehen. Bitte! Ich liebe dich doch..." Aber Leon gab nicht nach. „Emma, ich bin wahrscheinlich auf sie wütender als auf dich, aber du warst nun mal da. Und du hättest mir sagen müssen, dass sie kommt!" „Leon, ich kann auf Flora schwören, dass ich davon nichts wusste! Ehrlich!" „Versprochen?" „Ja... Leon ich würde dich nicht anlügen." Ich ging ein kleines Stück auf ihn zu. „Emma, ich kann und will niemanden hier haben, der dich so behandelt hat. Sie hat sich nicht für Flora interessiert - monatelang. Und für dich hat sie sich auch einen Dreck interessiert, als du fast gestorben wärst. Sie war nicht da. Und du willst ihr eine Chance geben." "Das habe ich nie gesagt. Ich habe ihr zugehört...das ist alles! Leon, bitte..." Ich versuchte ihn zu umarmen doch Leon wich aus und ging aus dem Badezimmer.
Ich hatte mich nun oft genug entschuldigt und es war auch mal an ihm auf mich nur einen kleinen Schritt zuzumachen. Ich wollte doch nur meiner Mutter zuhören. Es war viel passiert, das wusste niemand besser als ich. Aber deswegen durfte es doch trotzdem in mir diesen kleinen Funken Hoffnung geben, dass sie Einsicht zeigte und sich entschuldigte. Aber den ganzen restlichen Tag sprach er kein einziges Wort mit mir. Nur wenn es um Flora ging. Ansonsten wurde ich mal wieder abgestraft, indem er mich einfach ignorierte. Und nur weil er wusste, dass mich das am meisten trifft. Wenn ich doch nur die Zeit ein paar Stunden zurückdrehen könnte...
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New Chapter - Teil 1 - Leon Goretzka FF
FanfictionEmma ist 24 Jahre alt und lebt in München. Nachdem sie sich von ihrem Freund getrennt hat und endlich neu durchstarten will, lernt sie einen Spieler ihres Lieblingsvereins kennen und die beiden werden ein Paar. Was erstmal romantisch klingt, wird sc...