Kapitel 61

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✧ POV Emma ✧ 

Auf der Fahrt zum Flughafen hatten wir Gott sei dank keinen Stau. Und auch der Flug von Hamburg nach München war ja recht schnell vorbei. Ich war komplett in Gedanken versunken. Auch nach all den Jahren hatte ich keine Ahnung, wie ich meine Mutter lesen sollte. Sie war so extrem unfreundlich zu Leon. Mein Verhältnis zu meiner Mutter war schon immer schwierig, aber irgendwie hatte ich gehofft das meine Schwangerschaft es besser machen würde. Naiv hatte ich auf ein Wunder gehofft. Ich konnte nach wie vor die Bedenken von allen nachvollziehen, was unser Timing anging, aber wieso gaben manche uns deshalb keine Chance. Mutter zu werden, war bestimmt die größte Herausforderung für mich bisher. Und meine eigene machte kaum den Eindruck mir dabei zu helfen. Das tat so unendlich weh. Fast die ganze Zeit über sprach ich kaum ein Wort. Leon akzeptierte das und kümmerte sich um alles.. Ab und an streichelte er über meinen Arm oder meinen Oberschenkel. Er war da für mich und gab mir den Raum, meinen Gedanken nachzuhängen. Mehr brauchte ich gerade nicht. Als wir in München am frühen Nachmittag gelandet waren, fuhren wir mit einem Taxi nachhause. 

"Brauchst du noch was aus deiner Wohnung?" fragte Leon. "Dann fahr ich dich rüber..." "Nein, hab alles hier was ich brauche." antwortete ich und lies mich aufs Sofa fallen. "Was ein Wochenende..." seufzte Leon und legte sich neben mich. "Hast du Hunger, Schönste?" ich schüttelte mit dem Kopf. "Okay..." Leon musterte mich besorgt und legte seinen Arm um mich. "Willst du was unternehmen? Wir machen auf was immer du Lust hast." "Ich will hier sein. Mit dir. Sonst nix." "Klingt nach einem guten Sonntag." sagte Leon lächelnd. "In einer Woche haben wir schon Weihnachten. Willst du einen Baum?" "Keine Ahnung, hab noch nie einen aufgestellt. An Weihnachten war ich ja eigentlich nie hier." "Ja, ich auch nicht. Aber dieses Jahr wird alles etwas anders. Es ist unser erstes Weihnachten zusammen." "Wenn du willst, Leon, dann holen wir einen Baum." "Ja, ich glaube ich fände es schön." "Willst du gar nicht nachhause fahren?" fragte ich Leon vorsichtig. Mit seinem Vater hatte er sich zwar halbwegs ausgesprochen, aber bisher wollte an Weihnachten nicht nach Bochum fahren. "Nein, ich denke nicht. Vielleicht mal zwischen den Jahren oder so. Weihachten will ich nur mit euch beiden feiern." Ich fuhr mit meiner Hand durch seine Wuschelhaare. "Ich freue mich auf Weihnachten mit dir. Obwohl ich noch kein Geschenk hab." sagte ich und verzog den Mund. "Du machst mir schon das schönste Geschenk das ich bekommen kann." "Das ist kein Geschenk..." "Wirklich, ich will nichts geschenkt bekommen." "Aber hast du was für mich?" "Vielleicht..." "Leon, das ist blöd. Wenn du mir was schenkst will ich dir auch was schenken." Leon zog die Augenbrauen hoch und stand auf. "Auf keinen Fall...ich brauch nichts." "Geschenke braucht man auch nicht." "Dann schenken wir uns nichts. Wir sollten uns etwas ruhe schenken. Ich hab Augenringe bis ans Kinn, ich sehe aus wie ein alter Mann." sagte Leon während er nach oben ging und die Koffer ausräumte. 

Leons handy auf dem Küchentisch klingelte. "Leon! Dein Handy.." Doch keine Reaktion. Also stand ich auf um es ihm zu bringen. Auf dem Display stand "Flo". Warum rief der denn Leon an und meldete sich bei mir schon das ganze Wochenende nicht. Also ging ich ran. "Hallo, Anschluss von Leon Goretzka. Verwählt?" "Emma...alles klar?" "Nein, du ignorierst mich nämlich. Kein Rückruf, keine Nachricht. Ich hoffe für dich, du hast ne gute Ausrede. Sonst brauchst du nämlich selbst ein Arzt." "Hab keine Ausrede, hatte eine 24 Stunden Schicht die der Horror war, davon musste ich mich erstmal erholen und dann musste ich mich gestern mittag noch um was kümmern. Kann ich Leon haben?" "Naja, okay. Arbeit akzeptiere ich. Ausnahmsweise. Du hättest mir ja trotzdem mal schreiben können. Ich hätte dich gebraucht." "Wie wars bei deiner Mutter?" "Der Horror, aber zu lang um es am Telefon zu erzählen. Wann sehen wir uns?" "Ich hab morgen frei, und bin den ganzen für dich da. Ich verspreche es dir Emmchen." "Machen wir was cooles?" "Wir machen was immer du willst. Ich verwöhne dich nach Strich und Faden." "Super, dann bis morgen. Hab dich lieb!" "Ich dich auch, Emmchen. Kann ich jetzt Leon haben?" "Was willst du von Leon?" "Wer ist dran fragt? fragte Leon, als er die Treppe runter kam. "Flo...er will dich sprechen." "Ah super! Hab schon drauf gewartet." Ich gab Leon das Telefon und er verschwand wieder nach oben. Verwirrt schüttelte ich den Kopf und ging in die Küche um mir einen Tee zu machen. 

✧ POV Leon ✧

Ich ging die Treppe schnell nach oben und ging ins Schlafzimmer, Emma sollte nichts mitbekommen. "Hey, und?" begrüßte ich Flo. "Hey, wie war euer Wochenendtrip? Dein Schwiegermütterchen ist ne Wucht, häh?" "Hör mir auf...wie Emma von so jemandem abstammen." "Vatergene, durch und durch." "Ja, scheint so...Hast du..?" "Ja, ich war gestern bei ihm. Der Typ ey..." "Was ist passiert?" "Zuerst mal, er war es, der alles weitergegeben hat. Er dachte, das ihr euch dann trennt. Hab ihm deutlich gemacht, das er sich in Zukunft von Emma Fernhalten soll." "Wieso hat er das gemacht?" "Ben konnte eins noch nie ab, nämlich wenn sein Ego einen Kratzer abbekommt. Und dann trennt Emma sich zuerst von ihm und kommt dann mit dir an...Guck dich an...da würde ich auch Komplexe kriegen." "Na, übertrieb mal nicht. Aber denkst du er hält sich dran und lässt Emma in Ruhe?" "Ich kann schon relativ angst­ein­flö­ßend sein." "Ja, ich erinner mich." "Eben...Also das sollte erstmal geklärt sein." "Flo, ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll." "Ich trink gern Champagner." "Alles klar!" Wir mussten beide lachen. "Dann bis die Tage!" verabschiedete ich mich. "Ja, mach's gut Leon. Und wenn Emma fragt wegen dem Telefonat....sag ihr, es ging um ihr Weihnachtsgeschenk. Das macht sie fuchsig.." Er lachte fies und legte auf. 

Ich ging wieder runter zu Emma. Wohl wissend das sie versuchen würde aus mir raus zu quetschen wieso Flo mich und nicht sie angerufen hatte. Und ich einfach absolut nichts für mich behalten könnte. Ich betete zu Gott, das sie Erbarmen haben würde. Ich kam nach unten und Emma saß am Esstisch. Sie blätterte durch irgendeine Zeitschrift. "Was gab es denn so wichtiges, wovon ich scheinbar nichts wissen soll?" fragte sie...

✧ POV Emma ✧

Was hatten die zwei denn zu besprechen? Das war ja wohl ein schlechter Witz..."Nichts wichtiges, ehrlich!" "Leon..." sagte ich quengelig. "Du kannst es echt nicht ertragen wenn du was nicht weißt oder?" "Nein, nicht bei sowas. Nicht bei Flo." "Emma, er gehört dir nicht." "Mir mehr als dir." "Vielleicht sind diese Zeiten vorbei. Vielleicht sind wir jetzt die besten Freunde." Leon grinste mich frech an. "Essen wir heute Pizza?" "Pizza? Mitten in der Woche...Du?" "Es ist Sonntag, streng genommen ist das das Ende der Woche." "Klugscheißer...mir egal. Musst du wissen." Ich setzte mich auf die Couch und scrollte durch mein Handy. Leon konnte eh nichts für sich behalten, ich würde das schon noch rauskriegen. Leon setzte sich neben mich, legte den Arm um mich und schaltete den Fernseher ein. "Was wollte Flo denn jetzt?" "Emma...bitte." "Leon, ich will es einfach wissen. Bei mir meldet er sich tagelang nicht und dich ruft er an." "Ohhh, na gut!" entfuhr es Leon genervt. "Es ging um dein Weihnachtsgeschenk. Jetzt zufrieden? Kannst du es bitte gut sein lassen?" "Mhm okay..." Ich stimmte zu aber glaubte ihm kein Wort. Irgendwas heckten die beiden aus. 

Ich drehte mich zu Leon und küsste seinen Hals. "Emma. Kann ich das eine Spiel gucken? Wie oft kann ich mal Bundesliga gucken?" "Schlechtes Argument, wenn man Bundesliga spielt." "Nein, das beste...ich hab nie am Wochenende frei, wenn Bundesliga ist." "Ja, okay." Ich legte so hin, das mein Kopf auf seinem Schoß lag. Er kraulte meinen Rücken und kurz darauf schlief ich ein. Naja, nicht lange jedenfalls. Leon war relativ laut, nicht nur auf dem Platz. Scheinbar dachte er, es würde was bringen den Fernseher anzuschreien. "Sorry...wollte dich nicht wecken. Schlaf weiter." "Nein, alles gut. Muss eh mal was trinken. Willst du auch was?" Leon nickte nur und starrte weiter den Fernseher an. Ich holte zwei Gläser Wasser und gab ihm eins. "Ich bestell mal Essen." "Ja, okay...." Ich rief Leons Lieblingsitaliener an und bestellte zwei Pizzen. Dann war das Spiel auch schon vorbei. Und ich betete einfach, das er das späte Spiel nicht auch noch gucken wollte. Ich lehnte an der Küchentheke und schrieb ein paar Nachrichten. "Kommt das Essen?" "Ja, hab bestellt." "Super, danke dir!" Leon stellte sich vor mich um mich zu küssen. Ich erwiderte den Kuss viel stärker und intensiver als er. Und schob meine Hände unter sein Shirt. "Können wir das auf nachher vertagen?" "Wieso denn?" fragte ich während ich Küsse auf seinem Hals verteilte. "Ich will echt nicht so ein Typ sein, der lieber..." Ich holte tief Luft. "Du willst Fußball gucken?" "Du nicht?" "Nicht so sehr wie..." Leon lachte. "Darf ich vorschlagen das wir zuerst was essen und Fußball gucken und ich mich dann um dich kümmere?" "Mhm, ja..." Er küsste meine Nasenspitze. "Du bist die Beste!" sagte er und pflanzte sich wieder aufs Sofa. 

New Chapter - Teil 1 - Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt