Kapitel 170

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POV Emma

Als ich wach wurde war genau das passiert, was ich gestern Abend schon geahnt hatte. Er war so still und anders als sonst nach dem wir miteinander geschlafen hatten. Leon war weg. Vielleicht wäre es ein guter Abschied gewesen, wenn wir uns danach nie wieder sehen mussten. Aber spätestens heute Abend würde er sicherlich kommen um Flora zu sehen. Es war das mieseste was er hätte machen können. Als wäre ich irgendeine, die er in einer Bar abgeschleppt hatte, schlief er erst mit mir und ging dann. Ohne ein Wort... Ich fühlte mich so schlecht...Ich hatte ihm doch nichts getan. Wieso behandelte er mich so? Wieso war er einfach gegangen...ohne Nachricht, ohne alles?

Ich stand auf und ging ins Bad um diese Nacht von mir abzuduschen. Und dieses Mal half es... In gewisser Weise, spülte das warme Wasser, meine Trauer weg, aber was zum Vorschein kam, war Wut. Wut auf ihn, weil er einfach alles so leichtfertig weg warf, weil er einfach gegangen war heute morgen, weil es ihm egal war wie es mir ging...mal wieder sprach er immer davon, dass er es nur tat um mich zu schützen. Aber er war der einzige den er damit schützte.

Nach dem Duschen zog ich mich an und rief Flo an. „Guten Morgen. Wie gehts dir?" „Besser, ich hatte sozusagen eine Erkenntnis. Ich weiß, es ist viel verlangt, aber ich hab hier bisschen was zu tun. Kannst du auch noch bis heute nachmittag auf Flora aufpassen?" „Oh, da bin ich mal gespannt. Aber klar...kein Ding. Sehr gerne sogar! Ruf einfach an wenn du fertig bist. Und es ist wirklich alles gut?" „Danke dir! Du bist der beste! Mache ich dann so. Bis dann. Küss mein Baby von mir!" „Mach ich. Bis dann!"

Dann schrieb ich Leon eine Nachricht, ob er eventuell vor seinem Training hier sein kann. Als nächstes ging ich hoch ins Schlafzimmer und zog das Bett ab. Nichts - wirklich nichts - sollte mich an letzte Nacht erinnern. Ich zog anderer Bettwäsche auf und stopfte die andere sofort in die Waschmaschine. Wohin er ging war mir egal. Hauptsache er tat es für eine Weile. Ich packte ihm in eine Tasche einige seiner Sachen ein und brachte sie nach unten. Dann räumte ich die Wohnung auf. In den letzten Tagen hatte ich hier doch mehr gehaust als gedacht. Hunger hatte ich immer noch keinen, aber ich machte mir einen Kaffee und setzte mich damit auf die Terrasse. Für Mitte Oktober würde es heute verhältnismäßig warm werden und die Sonne schien. Es war herrliches Wetter.

Kurz darauf klopfte es an der Wohnungstür. Ich stand auf um sie zu öffnen. Und da stand er. Mir gingen tausend Sachen durch den Kopf, die ich ihm sagen wollte. Aber eine Reaktion kam einfach so aus mir raus. Ich knallte ihm eine. „Die hab ich verdient..." sagte er leise, mehr zu sich selbst, als zu mir. Dann drehte ich mich um, ging ins Wohnzimmer und schaute aus der Terrassentür. Er kam rein und rieb sich mit einer Hand die Wange. Er ging zum Kühlschrank und holte ein Kühlakku aus dem Gefrierfach, wickelte ein Handtuch darum und brachte es mir. „Sauberer Schlag... für deine Hand!" Ich nahm es und funkelte ihn an. Beinahe hätte ich mich dafür noch bedankt. Trotzdem nahm ich es, weil meine Hand wirklich brannte wie Feuer. Ich hoffe, ihm das es mindestens so weh.

„In gewisser Weise bin ich dir dankbar, weißt du das?", fing ich an. Leon sah mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Dass du mich erst mit mir geschlafen hast und dann abgehauen bist, hat mich so wütend gemacht, dass es mir heute morgen sehr viel leichter fällt dir deinen Wunsch zu erfüllen. Zuerst dachte ich, miese Nummer dafür herzukommen...aber naja. Vielleicht muss ich anfangen dir zu glauben, wenn du sagst du bist nicht gut für mich. So schwer es mir fällt." „Emma, ich bin nicht hergekommen gestern um mit dir zu schlafen?" „Nein? Warum dann?" „Es ist einfach passiert. Ich wollte es und du doch auch." „Weil ich so dumm war zu denken, es ändert was. Aber das hat es nicht. Denn du hattest nicht mal den Schneid neben deiner Frau wach zu werden. Weißt du wie ich mich heute morgen gefühlt habe?" „Emma...das wollte ich nicht."

„Aber du bist gegangen. Du hättest einfach bleiben können." „Das hätte doch bedeutet, dass es mehr war als einfach Sex." „Was?", fragte ich ihn ungläubig. „Das war also einfach nur Sex für dich...okay..." „Nein, so habe ich das nicht gemeint. Aber es war eben nicht das Allheilmittel für unsere Beziehung." „Das war mir auch klar, Goretzka! Aber ich....ach egal. Schön, dass du doch einmal deinen Spaß hattest. Ich hab dir hier ein paar Sachen reingepackt. Du kannst haben was du willst - du kannst gehen ohne das ich Bettel!" „Emma...können wir darüber reden?" „Nein, Leon. Nicht jetzt. Flora ist bis heute nachmittag bei Flo. Wenn du willst, kannst du jederzeit kommen um sie zu sehen. Es sei denn mit ihr bist du auch fertig...." „Jetzt red keinen Scheiß. Ich bin nicht fertig mit dir...Du bist meine Frau." „Entscheide dich, Leon. Man hat entweder eine Frau oder jemanden bei dem man nach dem Sex abhaut. Und in der Regel, ist das nicht die gleiche Person." Ich ging einfach nach oben ins Arbeitszimmer, schloss die Tür hinter mir und war stolz auf mich, das ich erst jetzt in Tränen ausbrach.

POV Leon

Noch kurz stand ich im Wohnzimmer und musste sacken lassen, was sie mir da an den Kopf geworfen hatte. Wie konnte ich auch nur denken, dass es ihr gut täte, wenn sie ohne mich wach werden würde. Was ich ihr angetan hatte, war wirklich nicht zu ertragen. Ich war so dumm. Jede Minute wurde mir der Fehler den ich hier begann mehr und mehr bewusst. Emma, meine Emma, und ich hatte es leichtfertig verspielt. Sie war zu hundert Prozent im Recht. Also nahm ich die Tasche und machte mich auf den Weg zu Serge zurück.

Dort angekommen, öffnete er mir die Tür und begrüßte mich. Ich folgte ihm in die Küche, wo er mir erstmal einen Kaffee gab. „Wo warst du denn schon? Deinen Verstand suchen?", fragte Serge lachend. „Sehr witzig. Ich war laufen und bei Emma." „Und du lebst noch - diese Frau ist zu gut für die Welt." „Sie hat mir eine geknallt." „Die hattest du" „verdient. Ich weiß", unterbrach ich Serge direkt. „Und? Kann sie's?", fragte er grinsend. Dann kam er näher und sah meine Wange, die immer noch weh tat und deutlich rot war. Dann pfiff er anerkennend. „Sie kann's...willst du das kühlen?" „Nein...geht schon." „Wie gehts weiter?" „Sie hat mich rausgeschmissen." „Das hast du auch verdient", sagte Serge schulterzuckend. „Weiß ich. Heute Abend kann ich kommen wegen Flora." „Nur heute?" „Nein, immer. Das würde Emma nicht machen." „Da hast du Glück...andere würden nicht so reagieren." „Weiß ich auch." „Dafür, dass du so viel weißt, Goretzka, baust du ganz schön viel scheiße." „Nicht nötig, dass du mich andauernd dran erinnerst." „Doch, dafür bin ich da. Bis du zur Vernunft kommst!" Ich nickte nur stumm und trank meinen Kaffee leer.

Dann fuhr ich zur Säbener. Training war zwar erst später, aber ich wollte noch im Gym trainieren. Einfach den Kopf freikriegen. Ich war gerade dabei mich aufzuwärmen, da kam Manu rein. „Hey, Leon. Alles klar? Was hast du denn gemacht?", fragte mich Manu verwirrt. „Emma hat mir eine geklebt", sagte ich trocken. „Emma? Nicht schlecht. Wenn man sie so sieht, denkt man das gar nicht!" „Ja, beeindruckend", antwortete ich sarkastisch. „Wann war das?" „Heute Morgen. Vor einer guten anderthalb Stunde." „Nachher sieht man das nicht mehr. Warum hat sie das gemacht?" „Spielt keine Rolle..." „Leon, was ist los?" Ich seufzte und setzte mich hin. Manu setzte sich zu mir und ich erzählte ihm alles. Er ließ mich erstmal erzählen und bewertete nicht. Er hörte mir einfach zu.

„Ich hätte dir nicht nur eine geklebt", sagte er mit hochgezogenen Augenbrauen. „Ist das endgültig? Ich mein...ihr zwei, ihre kriegt das doch hin." Ich zuckte nur den Schultern. „Kannst du es für dich behalten? Muss nicht jeder direkt wissen." „Klar, aber du meldest dich wenn du was brauchst." „Sicher, danke!" Ich ging wieder an mein Training und lenkte mich von all dem ab, was in meinem Kopf so abging. 

New Chapter - Teil 1 - Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt