Kapitel 73

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Bisher hatten Leon und ich noch nie so viele freie Tage am Stück gemeinsam. Und ich konnte es kaum erwarten. Den Sonntag verbrachten wir mit ausschlafen, vor dem Fernseher rumhängen, spazieren gehen und gemeinsam kochen. Dadurch das Leon so viel weg war, fehlte oft der klassische Alltag als Pärchen und das genoss ich jetzt in vollen Zügen. Dann war Montag und endlich Heilig Abend. Nachdem ich wach geworden war, hörte ich schon Leons Musik aus dem Zimmer nebenan dröhnen. Ich rollte mit den Augen. Es war 7.30 Uhr...Genervt stand ich auf, ging nach unten ins Wohnzimmer und holte seine Kopfhörer, ging wieder nach oben. Ich machte die Tür auf und kurz verflog mein Ärger. Leon trainierte oben ohne und ich legte meinen Kopf leicht schräg. Dann bemerkte er mich. "Guten Morgen, Schatz! Gut geschlafen?" Dann fiel mir wieder ein warum ich hier war und drückte ihm wortlos seine Kopfhörer in die Hand. Er lachte und ich machte kehrt und ging nach unten. Ohhh, was würde ich jetzt für einen Kaffee geben. Stattdessen machte ich mir einen Tee und pflanzte mich auf das Sofa. Kurz danach kam Leon runter und kam zu mir um mich zu küssen. "Sorry, ich hab nicht so richtig auf die Uhr geguckt." "Schon okay...aber wenn das passiert, wenn das Baby da ist, hast du automatisch für diesen Tag das alleinige Sorgerecht." Leon lachte und holte sich einen Kaffee. "Damit kann ich leben...Was steht heute so an?" "Nicht viel...ich gehe die letzten frischen Lebensmittel holen. Und heute Nachmittag können wir zusammen kochen und joa..." Ich zuckte mit den Schultern. "Soll ich mit dir einkaufen kommen?" "Nein, heute wird die Hölle los sein. Ich brauch ja auch nicht viel." "Wie du meinst. Aber wenn du zurück kommst, könnten wir zusammen spazieren gehen." "Ja, sehr gerne", antwortete ich lächelnd. 

Ich war zurück vom einkaufen. Draußen war es sooo kalt und ich hatte eigentlich nicht wirklich Lust raus zu gehen. Aber Leon würde ohnehin nicht nachgeben. Ich verräumte alles, als Leon plötzlich hinter mir stand und seinen Kopf auf meiner Schulter abstützte. "Ich freu mich so auf Weihnachten mir dir." "Ich mich auch, Schatz. Wollen wir dann los?" "Ja..." Wir spazierten los Richtung Isar und Leon legte seinen Arm um meine Hüfte. "Also übermorgen dann nach Bochum und danach zu meinen Eltern?" fragte ich Leon. So richtig konkrete Pläne für die Familienbesuche gab es nicht bisher. "Ja, so können wir das machen. Wobei man fast denken könnte deine Mutter wäre hier so kalt wie es ist." "Noch lachst du", antwortete ich. "In dem Fall um die aufkommende Panik zu unterdrücken." "Wenn du dich nicht mit ihr wohl fühlst, was komplett verständlich wäre, dann kann ich auch alleine hinfahren." "Auf keinen Fall. Bis ich wieder ins Training muss, verbringen wir jede freie Minute zusammen." Er lächelte mich an. "Okay. Wie du meinst." "Warst du schonmal in Bochum?" "Was ist das für 'ne Frage? Was soll man in Bochum wenn man nicht von dort ist?" "Bochum ist schön, also hat schöne Ecken. Es wird dir gefallen. Ich kann es kaum erwarten, dir zu zeigen wo ich aufgewachsen." "Klingt schön...ich freue mich wirklich drauf." "Mit deiner Heimat kann es natürlich optisch nicht mithalten..." "Weißt du, die Tatsache, das es dort malerisch ist, hat weder meine Kindheit noch meine Jugend vereinfacht." 

"Wie hat Flo reagiert am Samstag? Danach hab ich gar nicht gefragt..." wollte Leon neugierig wissen. "Naja, ich war auch...sagen wir abgelenkt als ich nachhause kam." Leon wackelte mit den Augenbrauen. "Ohja, das hab ich gut gemacht. Er war....entrüstet. Er konnte es nicht fassen und hält es für eine wahnsinnig blöde Idee. Und er meinte wir beide machen einen Fehler." Leon sah mich entsetzt an. "Was?" fragte er in einer merkwürdigen Stimmlage, die ich noch nie gehört hab. "Noch ein bisschen höher und dich hören nur noch Fledermäuse. " sagte ich lachend. "Witzig...das hat er wirklich gesagt?" "Natürlich nicht. Er war aus dem Häuschen. Von dir, dem Antrag...dem Ring. Wir haben uns gefragt was der wohl gekostet hat?" "Gott sei Dank. Du hast mir einen echten Schrecken eingejagt. Also freut er sich?" "Ja, natürlich. Immerhin behalten wir den Balljungen." Leon lachte leicht antwortete dann aber: "Langsam gewöhn ich mich an den Spitznamen..." "Du weißt, dass das keinen Unterschied macht. Er benutzt den Namen, bis er einen schlimmeren gefunden hat", sagte ich lachend. "Wieso hast du keinen blöden Spitznamen bei ihm?" "Er nennt mich Emmchen...ich HASSE es." "Das klingt doch süß eigentlich" "Genau es klingt süß. Mit meinem Namen kann man doch gar nicht ernst genommen werden. Es schwingt immer sowas mit...naja was knuffiges oder so." "Ach was...das ist ein schöner Name." "Mhm. Aber nochmal zum Ring." Ich betrachtete ihn an meinem Finger. "Der ist ziemlich perfekt, oder?!" fragte Leon stolz. "Ja, er ist wunderschön. Aber..." "Auf keinen Fall sag ich dir was er gekostet hat." "Leeeeeooon" quengelte ich rum. "Nein, das ist doch auch überhaupt nicht wichtig." "Doch...überleg mal ich werd überfallen. Dann muss ich bei dir Polizei doch Angaben dazu machen können, wie viel der Ring wert ist." "Lass dich einfach nicht überfallen", sagte Leon lachend. Ich verzog das Gesicht. "Wieso ist das wichtig?" fragte er nach. "Wenn ich es dir sage, wirst du sagen, er ist zu teuer und dann geht es ab dem Moment nur noch darum, was er kostet und nicht mehr, das er wie geschaffen für dich ist. Und wie schön er ist." "Er ist doch wunderschön, das ändert doch nichts." "Emma, bitte!" Er machte einen Schmollmund, woraufhin ich genervt mit den Augen rollte. "Na gut! Ich geb nach...." "Geht doch!" grinste er bis über beide Ohren. "Ich liebe es wenn ich gewinne!" "Da du um dieses Thema so ein Drama machst, befürchte ich, im Job musst du auch noch einige Male gewinnen, um den Ring zu bezahlen." "Falls wir verarmen, verkaufen wir ihn einfach. Dann gehts wieder!" konterte er und streckte mir die Zunge raus. 

Es war ziemlich kalt, also beschlossen wir uns in einem Café aufzuwärmen, bevor wir wieder nach hause gingen. Wir setzten uns an einen ruhigen Tisch und schauten durch die Karte. Dann kam die Kellnerin, die anfangs sehr genervt klang und uns nicht mal richtig ansah. Ich bestellte einen koffeinfreien Kaffe und Leon einen normalen Kaffee. Als er seine Bestellung auf gab, änderte sich ihre Laune schlagartig. "Bring ich dir!" antwortete sie Leon grinsend, nachdem er seine Bestellung aufgab und wieder verschwand. Leon wandte sich mir zu und er erzählte mir noch ein bisschen was von Bochum und was er mir alles zeigen wollte und wen er mir alles vorstellen wollte. Dann brachte die Kellnerin unsere Getränke, wobei sich mich komplett ignorierte und nur Augen für Leon hatte. Das machte mich fuchsig...Ich meine, ja er sieht gut aus. Aber was geht mit der...er ist ja nicht alleine hier. Nach einer Weile waren wir fertig und wir bezahlten. Leon gab ihr das Geld und anstatt es dann einfach gut sein zu lassen, gab sie ihm die Quittung auf der ihre Nummer stand. "Heute Nachmittag hab ich frei..." sagte sie noch und ging dann. Leon zog die Augenbrauen nach oben, lies die Quittung auf dem Tisch liegen und wir gingen nach draußen. 

"Ist das normal?" "Wenn manche mich erkennen...ja, leider" Ich schüttelte den Kopf. "Dir ist aber klar, das mir das egal ist." Leon nahm mich in den Arm und küsste mich. "Ja, das weiß ich. Das war nur krass." "Tut mir leid..." "Braucht es nicht, kannst ja nichts dafür." "Ich hab nur Augen für dich...ich liebe dich!" "Ich dich auch, Leon." Wir gingen weiter um schnell wieder nachhause zu kommen. "Und jetzt sag mal...wie ist koffeinfreier Kaffee?" "Von der Wirkung her witzlos und geschmacklich eine Katastrophe" Wir mussten beide lachen. "Sobald du wieder Kaffee trinken darfst, kauf ich dir die beste Maschine die es gibt. Damit du nie wieder auf guten Kaffee verzichten musst." "Klingt nach einem sehr guten Plan!" 

Wir spazierten Hand in Hand als Leon kurz stehen blieb um ein Foto von mir zu machen. Auf dem man eindeutig sehen konnte, das wir Händchen hielten. Ich dachte mir gar nichts dabei. Zuhause angekommen zog ich mich um und ging zu Leon aufs Sofa. Er hatte sich hingelegt und war dabei einzuschlafen. Ich kuschelte mich ran und wir dösten ein klein wenig ein. Bis ich irgendwann vom andauernden Benachrichtigungston meines Handys genervt wach wurde. Leon grummelte nur und zog mich wieder näher zu sich. Ich sah kurz auf mein Handy. Dort sah ich, das Leon das Bild in seiner Instastory hatte und mich darauf verlinkt hat. Ich lächelte, weil ich es schön fand, dass das erste Bild von uns in der Öffentlichkeit draußen war. Naja, das erste Bild, das wir dafür ausgwählt hatten. Ich bekam zahlreiche Nachrichten und Anfragen. Ich schloss Instagram wieder und kuschelte mich wieder an Leon ran. Ich konnte einfach nicht glauben, wie viel Glück ich hatte, diesen Mann in meinem Leben zu haben. 

New Chapter - Teil 1 - Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt