Kapitel 168

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Später am Tag packte Leon seine Sachen und machte sich auf den Weg zur Säbener. Ich konnte es einfach immer noch nicht begreifen, was hier eigentlich passiert war. Das einzige was mich aus meinen Gedanken reißen konnte, war Flora. Sie bekam das alles nicht mit...für sie war alles einfach normal. Automatisiert ging ich dem normalen Alltag nach, erledigte was erledigt werden musste. Fütterte Flora, machte sie fertig und brachte sie ins Bett. Danach räumte ich unten noch alles weg und ging dann nach oben ins Bett. Das die andere Hälfte oft leer war, war ich gewohnt. Aber das sie leer bleiben sollte wollte ich nicht wahrhaben. Ich legte mich in seine Hälfte. Es roch nach ihm, als wäre er da. Der Geruch zerriss mich und beruhigte mich gleichzeitig. Ich vermisste ihn so sehr... Noch einmal schaute ich auf mein Handy. Wie immer, wenn er unterwegs war, schickte ich ihm ein Bild von Flora und wünschte ihm eine gute Nacht. Er hatte die Nachricht gesehen. Auf das Bild mit einem Herz geantwortet, auf meine Nachricht mit: ‚Danke, dir auch' Wieso war das so? War bei ihm wirklich nichts mehr? Oder war es Selbstschutz? Ich legte mein Handy weg und kuschelte mich in seine Decke ein, um irgendwann einzuschlafen.

Als ich wach wurde, war es noch ganz leise. Ich stand kurz auf um nach Flora zu sehen. Sie schlief noch friedlich. Aber es war auch viel zu früh. Anstatt nochmal ins Bett zu gehen, entschied ich mich erstmal duschen zu gehen. Wenn ich mich jetzt nochmal hinlegen würde, käme ich heute nicht mehr aus dem Bett. Ich hoffte, die Dusche würde gut tun. Etwas Verwirrung hinweg spülen. Aber das tat sie nicht. Ich fühlte mich genauso mies wie davor. Als ich aus der Dusche kam, schaute ich auf mein Handy. Aber keine Nachricht von Leon. Kein verpasster Anruf. Stattdessen schrieb ich dann Flo, ob er heute vormittag vorbeikommen könnte. Ich wollte mich einfach ausweinen und brauchte ihn um mich halbwegs über Wasser zu halten. „Mache mich auf den Weg 😘" kam sofort als Antwort zurück. Ich machte mich fertig, meine nassen Haare flocht ich zu einem Zopf, zog mir eine bequeme Hose an und ein Pulli von Leon, der da lag. Und auch nach ihm roch.

Dann ging ich nach unten um mir einen Kaffee zu machen. Und schon zwanzig Minuten später klingelte Flo. Ich öffnete ihm die Tür. „Guten Morgen. Na, wie gehts?", fragte er zuerst gut gelaunt. Aber dann wich sein Lächeln und er sah besorgt aus. „Was ist denn los? Emmchen...was ist passiert?" Ich konnte mich gar nicht mehr zusammen reißen. Ich fing sofort an zu weinen. „Leon ist weg." „Wo ist Leon?" „Leon will das wir uns trennen...oder eine Pause machen oder. So ganz habe ich das nicht verstanden, was er will und vor allem nicht wieso er es will." Flo nahm mich in den Arm und ging mit mir zum Sofa. „Jetzt mal von vorne. Ich komme nicht mit, Emma." Dann versuchte ich mich zusammenzureißen und ihm alles zu erzählen, was hier passiert war. Flo sah mit mit aufgerissenen Augen ungläubig an. „Und jetzt? Wo ist er jetzt?" „In Augsburg" „Was macht der in Augsburg?", wollte Flo vollkommen verwirrt wissen. „Na...die haben Spiel!" Flo zog seine Augenbrauen hoch. „Er ist einfach gegangen?" „Er kann nicht einfach nicht gehen, Flo." „Der hat ja merkwürdige Prioritäten." „So ist das nicht...", versuchte ich Leon zu verteidigen. „Es ist alles meine Schuld, Flo. Er ist wirklich die Liebe meines Lebens. Und ich hab es so versemmelt."

„Wieso du? Du bist hier und du willst auch nirgends hingehen..." „Es lief alles perfekt. Wirklich. Alles fügte sich. Und dann...hab ich meine Mutter reingelassen. Und das war's. Der Streit darüber ist so eskaliert." „Emma, du hast nicht die Schuld. Und ich will das auch nicht mehr hören. Du hast vielleicht einen Fehler gemacht. Wobei man auch das ernsthaft diskutieren müsste, ob das so ein Fehler war. Aber du beendest deshalb nicht eure Ehe." „Oh Gott...Flo!" Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und weinte. „Aber Emma. Vielleicht ist es doch gar nicht endgültig. Vielleicht ist er einfach überfordert mit der Situation und braucht einfach mal ein paar Tage Abstand. Dann kommt der schon wieder zur Vernunft." „Und wenn nicht? Was wenn nicht?" „Das muss so sein. Ihr beide - ihr gehört zusammen." „Ist halt relativ schwierig, wenn einer von beiden das anders sieht." „Emma. Noch vor ein paar Monaten hatte er Panikattacken wenn er von dir weg musste und jetzt...das kann nicht einfach weg sein."

„Vielleicht doch. Vielleicht liebt er mich nicht genug oder so. Ich weiß es nicht. Flo, ich überlebe das nicht." „Doch natürlich. Das fühlt sich jetzt so an, aber..." Flora fing an zu weinen und ich seufzte und wollte nach oben gehen. „Bleib, ich kümmere mich um sie." Flo ging nach oben und ich rollte mich auf dem Sofa zusammen. Ich weinte bitterlich und schlief kurz danach ein, einfach weil ich so erschöpft war. Nach einer Weile weckte mich Flo. „Emmchen, du musst mal was essen und was trinken." Auf dem Sofatisch vor mir stand Wasser und eine Portion Nudeln. „Ich will nichts essen, ich hab keinen Hunger." „Komm! Wenigstens einen Happen." „Wo ist Flora?" „Die schläft..." „Wie lange hab ich geschlafen?" „Ein paar Stunden..." Flo streichelte mir über den Oberarm. „Bitte iss wenigstens ein paar Gabeln." Ich schüttelte nur den Kopf. „Okay...nicht schlimm. Wann kommt Leon?" „Denke zwischen acht und neun. So genau, weiß man es immer nicht." „Solange bleibe ich. Soll ich Flora über Nacht mitnehmen? Oder soll ich hierbleiben?" „Nein...ich schaff das schon. Aber danke!" Ich setzte mich auf und lehnte mich an Flo an.

„Für einen kurzen Moment dachte ich: Wieso solltest du hier bleiben? Leon kommt doch nachhause...aber das tut er ja gar nicht." Meine Stimme war ganz heißer vom weinen. „Er wird wieder nachhause kommen. Vielleicht nehme ich Flora doch mit zu mir. Eine Nacht und ihr könnt heute Abend reden. Vielleicht bewirkt es ja was." „Das brauchst du nicht...es ist Samstag. Du hast doch bestimmt was besseres vor." „Nein, keineswegs. David hat ohnehin Bereitschaft. Dann geht nicht viel...also macht Flora heute eine kleine Sleepover Party mit mir. Flo und Mini-Flo...das wird super!" Er legte einen Arm um mich und gab mir einen Kuss auf die Haare. Ich musste lächeln. "Mini-Flo. Wie konnte mir das entgehen, als wir den Namen ausgesucht haben?" „Vielleicht habt ihr es unterbewusst extra so gewählt." „Möglich...hast uns ja lange bearbeitet."

Flo schaltete den Fernseher ein und es lief irgendwas. Zwischendrin wurde Flora wieder wach und ich kümmerte mich um sie. Sie war so gut gelaunt und strahlte als ich ins Zimmer kam. „Mein kleiner Schatz..." Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Heute Abend schläfst du bei Flo. Das wird suuuuper!" Ich kitzelte sie am Bauch und sie gluckste richtig. Flo kam hoch und stand angelehnt am Türrahmen. „Was muss ich alles packen?" „Ich glaube das wichtigste ist in der Tasche. Aber Kleider müssen noch rein. Soll ich euch fahren?" „David ist auf dem Weg. Der sammelt uns ein und ist auch gleich da. Damit die kleine Maus auch zeitig ins Bett kommt." „Flo ich weiß gar nicht wie ich dir danken soll." „Einfach gar nicht. Ist doch selbstverständlich." Ich lächelte ihn an und machte dann Flora fertig. Flo ging schon nach unten und packte es Rest ein. Als ich fertig war ging ich mit Flora runter. David war schon da und begrüßte mich und lächelte mich so merkwürdig an. Natürlich hatte Flo ihm alles erzählt.

„Dann packen wir die kleine Maus mal ein.", sagte Flo und streckte die Arme aus. Ich roch noch einmal an ihr, gab ihr einen Kuss und streichelte über ihren Rücken. „Vielleicht ist es keine gute Idee, dass sie nicht da ist wenn er kommt." „Emma...unabhängig davon, ruh dich mal aus. Schlaf! Flora geht es gut bei mir... Komm runter und morgen mittag kommen wir wieder her und sehen weiter." Wahrscheinlich hatte Flo Recht. Ich sollte eine Nacht meine Wunden lecken und morgen wieder für Flora die Mutter sein die sie verdient und nicht das Wrack das ich heute war. Ich gab ihm Flor und er legte sie in ihre Babyschale. Dann verabschiedeten wir uns und Flo ging mit Flora schon vor. „Es tut mir so leid, Emma. Wenn du was brauchst oder jemanden rum reden...ruf mich an. Wir sind immer da für dich!" Ich umarmte David und bedankte mich. Dann ging auch er und zog die Tür hinter sich zu. 

New Chapter - Teil 1 - Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt