Kapitel 4

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"Du hältst deine Versprechen. Das freut mich 😉"

Ich war etwas erleichtert. Zum einen, weil er antwortete, zum anderen weil er scheinbar wusste das ich es bin. Doch ich, Königin der Zweifler, dachte auch sofort: Was wenn das halt einfach doch seine Masche war. Jemand der so gut aussah wie der, hat doch bestimmt Übung in sowas. Doch ich antwortete natürlich. 

"Ja, na klar. Ich dachte, ich schreib mal bevor ich die Serviette verliere 😀"

Musste ja nicht gleich erzählen, das ich in meinem Kopf vorher eine ganze Diskussion mit mir geführt hatte, ob ich schreibe oder nicht. 

Er tippte....das sah ich da. Doch dann plötzlich nicht mehr. Ich wartete noch kurz und dann legte ich mein Handy weg. Ich ging zum Bad und machte mich fertig fürs Bett. Ich löschte alle Lichter in der Wohnung. Die erste Nacht, in der die Wohnung nur mir gehörte. Kurz atmete ich auf meinem Balkon noch ein paar Mal tief durch. Natürlich war ich auch mal vorher alleine in der Wohnung über Nacht. Aber jetzt war ich hier alleine. Nur ich.

Ich nahm mein Handy und ging ins Schlafzimmer. Ich tauschte mein Telefon mit dem Manuskript, das auf meinem Nachttisch lag. Ich liebte meinen Beruf, ich träumte immer davon selbst Schriftstellerin zu werden. Doch das lag mir wohl nicht so. Irgendwie fand ich ja nie den Anschluss. So fand ich nach meinem Studium relativ schnell und mit Glück eine Stelle als Lektorin bei einem großen Verlagshaus. Ich war darüber so glücklich. Geld mit Lesen verdienen...ich lebte meinen Traum. Als meine Augen anfingen zuzufallen, legte ich das Buch weg und wollte mir an meinem Handy noch einen Wecker stellen. Da sah ich, das doch noch eine Antwort von ihm kam. 

"War gar nicht so einfach zu warten bis du heute alleine warst. Ich habe sogar vergessen dich nach deinem Namen zu fragen...😟"

"Ich heiße Emma. Hab dich ja auch nicht gefragt, also kein Stress 😎 "

"Und willst mich scheinbar auch jetzt nicht fragen 🤨"

"Sagst du mir auch bitte deinen Namen..? ☺️"

"Leon"

Er antwortete sofort, als hätte er auf meine Antwort gewartet. Und ich hatte ohnehin die ganze Zeit das Gefühl ihn zu kennen. Mein Hirn arbeitete auf Hochtouren, um herauszufinden woher er mir gekannt vorkam. War ein ein Freund von Ben? Hat er mich deshalb angesprochen? Aber dann hätte er doch sicher meinen Namen gekannt...

"Darf ich dich sehr direkt was fragen?"

'Oh Gott, was kommt denn jetzt?' dachte ich und schrieb: "Ja klar, wieso nicht."

"Mit wem warst du heute im Café? War es überhaupt okay, dass ich dich angesprochen habe?"

Ich lachte leicht. "Das war mein bester Freund Flo. Es war vollkommen in Ordnung. 😊"

"Kann ich dich bald wieder sehen?"

Wow, der wollte wirklich keine Zeit verlieren. Was ist mit dem denn los, dachte ich leicht verwundert. Aber ich hatte einen klaren Drang ihm mit 'Ja' zu antworten. 

"Du machst aber Nägel mit Köpfen. Was schwebt dir vor?"

"Ja 😅 Hab einfach keine Lust zu Warten. Hast du morgen Abend Zeit?"

Ich las die Nachricht, aber mir kamen sofort Zweifel. Ich beschloss mir den Wecker zu stellen und das Telefon wegzulegen. Er musste wohl auf meine Antwort warten. Morgen früh werde ich Flo anrufen und ihn zu Rate ziehen. Erschöpft von dem aufwühlenden Tag, schlief ich sofort ein. 

Meinen tiefen und wirklich erholsamen Schlaf beendete mein Wecker sehr brutal. Ich stellte ihn aus, holte noch einmal tief Luft und stand auf. Wenn ich nicht sofort aufstand, schaffte ich es gar nicht mehr. Ich streckte mich einmal und ging ins Bad. Ich stieg unter die Dusche, um mich fertig zu machen. Die Dusche spülte regelrecht das ganze vorherige Kapitel meines Lebens weg. Ich genoss es richtig und duschte viel zu lange. Dadurch war ich spät dran und wickelte meine noch nassen Haare einfach zu einem hohen Dutt zusammen. Ich zog ein leichtes Sommerkleid an und packte alles was ich für die Arbeit brauchte in meine große Tasche. Auch mein Handy. Ich warf nur einen kurzen Blick drauf und sah, dass er nicht nochmal geschrieben hatte. Meine Finger wählten dann wie von selbst Flos Nummer, während ich mich zu Fuß auf den Weg zur Arbeit machte. 

Er ging auch sofort ran: "Hab gerade eine kurze Pause, dein Timing ist perfekt. Was gibts Emmchen?" Ich hasste es wenn er mich so nannte. "Glück für dich, das ich anderes im Kopf hab und das jetzt einfach übergehe." Er lachte fies am anderen Ende der Leitung. "Was geht dir denn durch den Kopf? Oder sollte ich fragen wer?" "Leon." Antwortete ich nur kurz, und wollte dem auch gar nichts hinzufügen. "Ohhh Emma, ich bin stolz auf dich. Was habt ihr geschrieben? Gibts Bilder die ich sehen will?" fragte Flo und lachte lauthals. "Du hast echt einen am Schwimmer. Es gibt kaum was zu erzählen. Er wollte nur wissen ob du jemand bist, der was dagegen haben könnte, das er mich ansprach. Und ob ich ihn heute treffen mag." fasste ich zusammen. Wobei es im Grunde keine Zusammenfassung war, sondern eine detaillierte Schilderung. "Was hast du geantwortet?" wollte er wissen. "Nichts...hab einfach nicht mehr geantwortet. Was soll ich denn antworten?" "Erstmal...ich cancele unsere Verabredung für heute. Hab keine Lust dich zu sehen, du hast also theoretisch Zeit." Ich konnte an seiner Stimme hören, das er grinste. "Was willst du ihm denn antworten?" "Ich weiß es nicht, ich will ihn gerne sehen. Denke ich...Aber ist das nicht zu schnell?" "Du sollst ihn nicht heiraten Emma...Treff ihn. Hab Spaß. Lass Emma mal von der Leine. Ich werde gerade ausgerufen. Ich muss leider los. Halt mich auf dem Laufenden." Er legte auf. Flo war Assistenzarzt in einer Klinik. Es war nicht ungewöhnlich, dass er deshalb die Telefonate so abwürgen musste. 

"Bin eingeschlafen...Sorry. Du willst mich heute direkt wieder sehen?" 

Ich hatte nicht so schnell mit einer Antwort gerechnet. Er wird ja auch arbeiten müssen. Doch die Nachricht kam schnell zurück. 

"Natürlich, warum denn nicht? Also sehen wir uns nachher?"

"Ja. Wann würde es denn gehen?"

"Arbeite heute nicht. Wie wäre es gegen 18 Uhr?"

"Ich denke, das sollte ich schaffen. Wollen wir uns im Café treffen?"

"Ja klingt super 👌 Bis Später Emma"

Es war so einfach. Zumindest auf den ersten Blick. Ich kam auf der Arbeit an und ging in mein Büro. Der Arbeitstag war recht voll mit Meetings usw. Dadurch hab ich kaum an das Date denken können. Das war auch gut so, denn sonst hätte ich mich wahrscheinlich kaum konzentrieren können. 

Es war kurz vor 17 Uhr als ich meinen PC ausschaltete im Büro. Ich schaffte es also nochmal nachhause um mich umzuziehen. Als ich aus dem Verlagsgebäude kam, rief ich zuerst Flo an. Doch da ging nur die Mailbox ran. Also schicke ich ihm eine Sprachnachricht, mit allen Infos die er unbedingt haben wollte. Mit den Öffis machte ich mich auf den Nachhauseweg. Und je näher ich an meinem zuhause war, desto nervöser wurde ich. 

New Chapter - Teil 1 - Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt