Kapitel 43

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✧ POV Leon ✧

Als ich am nächsten Morgen wach wurde lag niemand in meinem Arm. Emma schlief sonst immer mit dem Kopf auf meiner Brust und mit meinem Arm um sie gelegt. Aber da war niemand, das Bett war leer. Ich schreckte auf. "Emma?" Ich zog mir ein Shirt und eine Jogginghose an und ging nach unten um Emma zu suchen. Sie stand auf der Dachterrasse. Scheinbar hatte es mal aufgehört zu regnen. Sie stand da, eingekuschelt in einem dicken Pullover und sah nachdenklich aus. Ich hatte kein gutes Gefühl, wenn ich sie so sah. Ich versuchte ihr mit alles das Gefühl zu geben, das ich für sie und das Baby da war. Für immer. Bisher ging es darum ihr diese Angst zu nehmen, das ich gehen könnte. Aber plötzlich überlief es mich eiskalt. Denn was wenn das Problem ein anderes war? Was wenn Emma ging? Wenn es Emma zu viel wurde? Und sie mein Baby einfach mitnahm? Mein Leben war anstrengend, auch wenn ich versuchte so viel Ruhe wie möglich reinzubringen. Aber es war auch in gewissen Bereichen immer unberechenbar. 

Ich ging nach draußen auf die Dachterrasse. "Emma, guten Morgen. Alles gut?" Ich nahm sie von hinten in die Arme und streichelte ihren Bauch. Sie drehte sich zu mir um. Sie hatte geweint. "Was ist los Emma? Du musst mit mir reden..." Ich wischte ihre Tränen mit meiner Hand weg. "Leon, sind wir uns sicher, dass wir uns nicht verlieren? In all dem...Wir wussten nichtmal richtig was das hier ist und jetzt wird es auf ewig besiegelt mit einem Baby." "Emma, ich dachte du willst das Baby auch." "Will ich, aber ich will auch dich. Ich brauche dich." "Mir geht es genauso. Ich kann und will nicht ohne dich sein. Ja, es geht schnell, aber ist doch egal. Wir wissen das wir uns lieben und das hier wollen. Die Reihenfolge spielt doch keine Rolle. Du wirst sehen, wenn wir es erstmal mit allen teilen und nicht mehr so ein Geheimnis aus dem hier machen müssen, dann wird es einfacher." "Meinst du?" "Natürlich, Mama freut sich schon so sehr dich kennenzulernen. Papa wird auch aus dem Häuschen sein. Und meine Schwestern.." "...werden mir an die Gurgel gehen. Die denken doch eh..." "Ich krieg die schon in den Griff. Die sind halt...große Schwestern." Emma nickte. "Schatz, ich verspreche dir ich bleibe immer bei dir. Versprichst du mir das gleiche?" Überrascht sah Emma mich jetzt an. "Ja, natürlich." Ich hatte diese Angst jetzt in mir, aber mein Weihnachtsgeschenk für Emma würde mir die hoffentlich etwas nehmen. 

✧ POV Emma ✧

Leon hatte keine Ahnung, keine Ahnung wie es mir seit heute Nacht ging. Ich weiß es ja im Grunde selbst nicht. Warum ich heute Nacht wach geworden war und den Drang hatte zu gehen weiß ich nicht. Ich wollte das ja gar nicht, aber es war einfach alles zu viel. Ich glaube Leon hatte Recht. Wenn wir es endlich offiziell machen würden, würde mir viel Druck genommen werden. Denn ich war mir sicher von unseren Familien und Freunden und auch bei meiner Arbeit, Unterstützung zu bekommen, woran ich zur Zeit einfach noch zweifelte. 

Aber ich musste Leon einfach auch dazu bringen einen Gang zurückzuschalten. Der Umzug war mir zu viel. Ich hatte kein Problem, jedenfalls anfangs hier zu wohnen mit dem Baby. Seine Wohnung war bei weiten groß genug. Und vielleicht würde es ihm helfen, wenn ich meine Wohnung schonmal räumen würde und hier einzog. Ich ging zu Leon in die Küche, er machte mittlerweile Frühstück. "Soll ich dir was helfen?" Leon drehte sich zu mir um und grinste. Er kam zu mir und hob mich auf die Arbeitsplatte hoch und stellte sich zwischen meine Beine. Er biss sich auf die Unterlippe und küsste mich fordernd. Ich vergrub meine Hände in seinen Haaren und erwiderte seinen Kuss. Als er anfing seine Hand meinen Oberschenkel an der Innenseite weiter nach oben gleiten zu lassen, stöhnte ich in unseren Kuss hinein. Dann sah er mich an und grinste verschmitzt. "Hab alles im Griff. Rührei?" Er ging einfach weg und machte weiter Frühstück. "Das wars?" sagte ich verblüfft. "Vorerst. Hab gleich Training und da brauche ich schon noch etwas Energie." Ich machte einen Schmollmund, stieg von der Küche und umarmte ihn von hinten. Ich verteilte Küsse auf seinem Rücken. "Aber nachher...?" "Hast du nicht irgendwann mal genug von mir?" sagte er lachend. "Niemals..." sagte ich verführerisch und ließ meine Hände von seinem Bauch nach unten gleiten zu seinem Hosenbund und fuhr mit den Fingerspitzen am Rand vorbei. "Ernsthaft Emma, wenn du das machst hab ich mich nicht im Griff..." er lachte und verteilte das Ei auf zwei Teller. "Komm, wir frühstücken." Zusammen frühstückten wir und machten uns fertig. Bevor Leon ins Training fuhr, setzte er mich bei der Arbeit ab. "Ich hab heute mittag noch Physio, wenn du fertig bist schreib mir und ich hol dich wieder. Komm auf keinen Fall auf die Idee zu laufen." Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Leon mich streng an. Den Blick kannte ich mittlerweile sehr gut und man sollte dann nicht widersprechen. Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und stieg augenrollend aus. 

Im Büro lief es weitergehend ruhig. Meine Chefin war schon in Urlaub. Wenn wir dann im neuen Jahr zusammen aus dem Urlaub kamen, würde ich ihr von meiner Schwangerschaft erzählen. Ich hatte wirklich große Angst, dass meine Stelle nicht freigehalten wurde und neu besetzt wurde. Wenn das der Fall sein würde, könnte es ewig dauern bis ich wieder befördert werden konnte. Andererseits war der Job jetzt schon mega stressig, und ich hatte keine Ahnung wie ich das Pensum bewältigen sollte, wenn ich erst ein Baby hatte. Mit einem Vater der auf keinen Fall in Elternzeit gehen konnte, um mir zu helfen. Manchmal fragte ich mich, was mich geritten hatte mich darauf einzulassen. Machte ich mir die Welt zu einfach? Sah ich das alles durch eine rosarote Brille? 

Als es Zeit für Feierabend war, schrieb ich Leon eine Nachricht. Dann packte ich meine Sachen zusammen und ging schonmal nach unten. Dann musste Leon nicht warten. Die nächsten Tage würde ich im Homeoffice bleiben um zu Manuskripte zu lesen, also war ich ganz schön zugepackt. Und weil die Tasche voll war nahm ich meinen Terminplaner und mein Notizbuch in meine Hand. Dafür war einfach kein Platz mehr. Unten stellte ich mich vor die Drehtür des Verlags und wartete das Leon kam. Normalerweise dauerte es nicht lange. Ich scrollte während ich wartete ein wenig durch meinen Instagram Feed und war in Gedanken versunken. Da rempelte mich jemand an und mir fiel alles runter. Gott sei Dank, konnte ich mein Handy gerade so nochmal fangen. Aber mein Notizbuch und der Terminkalender mit samt allen Zetteln darin verteilten sich über den Gehweg. "Na toll...Passen sie doch mal auf wo sie hingehen!" fauchte ich sauer. Ich hob alles auf und bemerkte währenddessen das der Mann mir half. "Tut mir leid, Emma." Ich sah nahm oben und sah direkt in Bens Augen. "War wirklich keine Absicht." "Ich...ähm...was...kein Problem!" Verwirrt schüttelte ich den Kopf und wollte den letzten Zettel aufheben. Doch er war schneller und schaute ihn an. Es war unser letztes Ultraschallbild. Ich konnte sehen wie er versteinerte, sein Kiefer sich anspannte und er die Luft anhielt. "Deins?" "Gibs her, Ben." "Ist das deins?" "Ja, und jetzt gib es her." Mir wurde ganz warm, mein Herz raste und ich riss ihm das Bild aus der Hand. "Ist es...ist es von mir?" War der jetzt total bescheuert? "Nein, natürlich nicht. Denk doch mal nach...." "Ich weiß ja nicht." "Naja, ich schon." Ich hatte wieder alle meine Sachen zusammen und flehte innerlich das Leon jetzt endlich ankam. "Warte mal Emma." "Was Ben?" "Hast du dich von dem Fußballer schwängern lassen?" "Von wem ich ein Kind bekomme, ist nun wirklich nicht dein Problem." "Unglaublich! Mich schießt du ab und fickst direkt den nächsten und der ist so doof sich von dir ein Kind anhängen zu lassen." "Jetzt fahr mal runter du Arschloch." giftete ich ihn an. "Du weißt genau wie ich bin und das es nicht so ist." "Weiß ich das? Ich weiß, das wir kaum getrennt waren. Da hast du es dem schon richtig besorgt, Emma. Weiß dein Vater schon was eine kleine Schlampe seine Tochter ist?" Er sah mich so abwertend an und seine Augen funkelten vor Wut. Dann drehte er sich einfach rum und ging. Geschockt stand ich da bis kurz darauf endlich Leon kam. 

New Chapter - Teil 1 - Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt