Kapitel 103

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✧ POV Emma ✧ 

Ich konnte sehen wie es in seinem Kopf ratterte...Er überlegte so angestrengt wie er daraus kam. Und ich war sehr darauf gespannt wie es er versuchen würde. Vielleicht gab es ja eine einfache Erklärung. Das Kind reagierte nämlich genervt auf den Stress und das wurde langsam unangenehm...

"Emma, die ist doch nicht abgesagt." "Konrad sagt was anderes." Die ganze Zeit über bleib ich cool...doch langsam, bei diesem Thema, bröckelte die Fassade. Ich war anfangs von der Idee nicht begeistert. Aber ich dachte nach seiner Idee, das vor der Geburt zu machen darüber nach und fand es immer besser. Und hatte schlussendlich ja auch zugestimmt. Er hatte Recht, es wäre schön wenn sie auf die Welt kommt und wir wären eine richtige Familie, ohne das wir dafür einen Haufen Papierkram zu erledigen hatten, vor allem er. 

"Schatz...ich - ja ich hab das abgesagt. Aber ich wollte mit dir reden. Und es absagen, bevor mein Vater anfängt halb Bochum einzuladen." "Das hätte er nicht gemacht. Es war alles besprochen. Wieso hast du es abgesagt?" "Ich...ich...Emma, ich kann das nicht. Ich kann dich nicht heiraten..." Mein Blick driftet weg. Ich hörte nur noch ein Rauschen. Was war das für ein Gefühl....ich hatte das Gefühl, ein dunkler Mantel legte sich über mich und verschlang mich. Ich brauchte eine Minute um mich zu fangen. Dann stellte ich diese blöde Tasche weg und ging raus auf die Terrasse. Ich saugte die frische Luft in meine Lunge und mit jedem Atemzug, hatte ich das Gefühl ich kam wieder mehr zu mir. Ich war bis zum anderen Ende der Terrasse gegangen und stütze mich an das Geländer. Nach einer Weile drehte ich mich um und Leon stand da. Die Hände in den Taschen und einen Blick...er lag so voller Enttäuschung und Trauer. Ich fing an zu weinen. "Was meinst du damit? Du kannst mich nicht heiraten?" "Ich kann das nicht...ich dachte, ich kann es. Aber wenn ich daran denke, bekomme ich Panik" sagte er ganz ruhig. Ohne jede Regung. "Also was? Das wars?" fragte ich weinend und doch lauter als ich wollte. "Nein, natürlich nicht. Ich liebe dich..." "Du wolltest das...ich hab mich darauf nur eingelassen, weil du das wolltest." "Ich weiß...aber du hast selbst gesagt es ändert nichts, wenn ich das jetzt nicht will." "Also willst du es nur jetzt nicht?" "Denke schon..." "Du denkst schon? Ich kann das nicht. Mir ist das alles zu viel..." Ich ging wieder rein und setzte mich aufs Sofa. 

Er setzte sich neben mich und legte seinen Arm um mich. "Emma, wir sind so jung. Wir haben doch alle Zeit der Welt..." "Das weiß ich. Dachte ich auch immer. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, wir tauschen andauernd die Rollen. Der eine will das, der andere das...wir wollen nur irgendwie nie das gleiche zur selben Zeit...." Ich starrte vor mich. "Also willst du gar nicht heiraten?" "Ich weiß es nicht..." Ich seufzte. "Leon, was bedeutet das? Was ist denn passiert?" "Ich...ich krieg das nicht hin. Ich dachte, das wird alles easy. Papa werden, Ehemann sein und Fußballprofi. Wie soll ich allem gleichzeitig gerecht werden?" "Also fällt was weg?" "Was? Nein! Emma...auf keinen Fall. Oh Fuck...der Abend war echt anders geplant." "Wie denn?" fragte ich ihn und sah ihn mit meinen verheulen Augen an. "Ich hab gekocht...ich wollte um Entschuldigung bitten wegen heute morgen, dir die Tasche schenken, dir erklären das ich gerade nicht an die Hochzeit denken kann und dann...keine Ahnung, dachte ich halt alles wäre cool." 

"So hast du es nicht gesagt Leon...Du sagst, du kannst das nicht. Fühlst dich nicht bereit. Bei mir zählte das alles nicht. An mich wurde eine Forderung für die Zukunft nach der anderen gestellt. Wir müssen nicht heiraten. Auch nicht jetzt...oh Gott. Ich muss meine ganze Familie anrufen und sagen das fällt aus" Ich schloss meine Augen. Ich konnte schon hören was meine Mutter sagen würde. 'Siehst du  - ich habe es dir ja gesagt. Und jetzt sitzt du mit dem Kind da und er....' Die Tirade würde ewig dauern. Und was würden alle denken? Alle würden denken sie hatten Recht...genau wie die Hexen-Schwester. "Wieso so plötzlich, Leon?" "Ich weiß es nicht." "Und wir sind uns sicher, dass das nicht nur kalte Füße sind?" "Ja, denke schon." "Denn wenn dir heiraten schon so eine Angst macht, dass du jetzt plötzlich davor wegläufst. Woher weiß ich dass das Baby dich nicht komplett in die Flucht schlagen wird? Denn da kann man nichts aufschieben bis man sich vielleicht mal sicher ist." "Niemals werde ich weg gehen." Was war passiert? Gestern morgen war alles so perfekt...Wir lagen hier auf dem Sofa, die Kleine strampelte und Leon und ich weinten vor Glück, weil er es endlich auch fühlen konnte. Und jetzt saßen wir einen Tag später hier und Leon wollte mich nicht mehr heiraten. So fühlt es sich also an wenn man das herz rausgerissen bekam....

Kurz hatte ich mich gefangen aber ich fing wieder an zu weinen. Ich lehnte mich an Leon an und vergrub mein Gesicht an seinem Hals. "Können wir nicht darüber nachdenken? Darüber reden? Lass uns das bitte hinkriegen..." flehte ich ihn an. Es fühlte sich an, als würde er mich wegschieben von sich, als würde er langsam anfangen zu realisieren, dass er das nicht wollte. Mich nicht mehr wollte....uns. "Emma. Ich liebe dich und daran ändert sich nichts. Wir kriegen ein Baby. Ich verlasse doch nie im Leben meine Familie." "Ich verstehe es einfach nicht. Ich meine, ich weiß, ich wollte das nicht am Anfang. Aber ich dachte wir hätten jetzt am Schluss, einmal das gleiche Tempo gehabt. Einmal waren wir auf Augenhöhe. Hab ich was falsch gemacht? Liegt es an dem Streit?" "Nein, du hast nichts falsch gemacht. Und es liegt auch nicht an dem Streit." "Ich bin gerade wirklich einfach erschöpft. Mir geht es nicht gut. Der Tag heute - der Streit, die Arbeit, das hier....Ich muss mich hinlegen." Ich stand auf und ging nach oben. Ich legte mich ins Bett und kugelte mich zusammen. Ich streichelte meinen Bauch. Nie im Leben hatte ich gedacht, Leon würde an dem hier zweifeln. Von Beginn an war er Feuer und Flamme. Und jetzt das....

✧ POV Leon ✧ 

Wie ich es immer wieder auf neue schaffte mich derart dumm tiefer in die Scheiße zu navigieren war schon fast beeindruckend. Ich machte hier unten alles aus, die Kerzen und das Licht. Schloss die Terrassentür. Ich selbst wusste ja nicht mal wieso es nicht mehr wollte. Nicht so genau. Ich hätte es nur besser verpacken müssen. Ich ging nach oben und sie lag weinend im Bett. "Emma? Kann ich es dir erklären?" Sie sagte nichts und weinte einfach weiter. "Heute im Training habe ich die ganze zeit darüber nachgedacht. Ursprünglich war mein Plan, es lediglich in München zu machen. Aber Emma, ich muss doch mal aufhören dich zu allem zu drängen. Seit wir zusammen sind gehst nur du Kompromisse ein. Bei allem. Die Öffentlichkeit hat die miesesten Sachen über dich geschrieben, du hast auf der Arbeit deshalb Ärger bekommen. Ich kann dir ein gutes Leben bieten, aber niemals ein normales. Wir werden immer gucken müssen was mir machen, was wir teilen können...du bringst all diese Opfer. Ich sehe das...und ich habe es viel zu lange hingenommen. Dann wurdest du schwanger. Und auch da habe ich dich bedrängt. Ich wollte das und hab dir keine faire Möglichkeit gelassen, das anders zu sehen. Der Umzug, deine Wohnung, an der du so gehangen hast. Ich hab sie dir gekauft, aber was ändert das? Der Antrag, du wolltest nicht heiraten...und hast dann doch ja gesagt, auch zur kleinen vorgezogenen Hochzeit. In Bochum, einer Stadt, die dir vollkommen fremd ist. In der du einmal warst. Die Arbeit, du gibst dein ganzes Leben auf...für mich. Für unser Kind. Ich ertrage das nicht...Ich weiß es sieht Egoistisch aus die Hochzeit abzusagen. Aber für mich ist es das genau Gegenteil. Ich hab zum ersten Mal seit langem das Gefühl nicht egoistisch zu sein."

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New Chapter - Teil 1 - Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt