Kapitel 44

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"Emma, alles okay?" Leon stieg aus und kam schnell zu mir rüber. "Was? Ja...alles okay. Mir ist nur etwas schwindelig." "Dann komm, ich helfe dir." Leon legte seinen Arm um mich und brachte mich zum Auto. Ich starrte aus dem Fenster. Was war da gerade passiert? Warum reagierte er so aggressiv? Ich mein, ich würde umgekehrt auch nicht gerade Luftsprünge machen. Aber warum beleidigte er mich so? Und würde er es wirklich meinem Vater sagen? Oh Gott, und meiner Mutter...Ich sagte nichts bis wir zuhause waren. Aber ich bemerkte das Leon mich immer wieder besorgt aus dem Augenwinkel heraus beobachtete. Als wir bei ihm zuhause angekommen waren, zog ich mich um und Leon machte das Essen fertig. Ich ging zu ihm in die Küche und stellte mich neben ihn. "Unser Kind ist wirklich gesegnet das wenigstens ein Elternteil kochen kann." lachte ich und versuchte meine Stimmung damit etwas zu lockern. "Naja, also die Mama könnte es ja mal probieren. Und so ganz untalentiert bist du ja nicht." Leon grinste. "Mhm, ich hoffe es mag Bolognese", sagte ich trocken. "Wenn nicht, ist es nicht unser Kind."  "Und wenn es Dortmund Fan werden will?" "Tust du mir mit Absicht weh Emma?" sagte Leon schmollend. "Wir sollten uns über alle Risiken bewusst sein Leon." Ich lachte. Leon kam zu mir umarmte und küsste mich. "Das Kind, das man mit dir bekommt, ist in jedem Fall, das vollkommenste der Welt." "Nur kein Druck..." antwortete ich ihm grinsend. "Was war vorhin wirklich los?" fragte Leon, plötzlich sehr ernst und streichelte mir mit seinem Daumen über die Wange. 

Ich atmete schwer. "Ben ist los...im wahrsten Sinne." "Was meinst du?" "Du hast ihn mal kennengelernt. Erinnerst du dich?" "Mhm..." sagte Leon grimmig. "Stell dir das vor, gepaart mit der Tatsache, das er weiß das ich schwanger bin." "Häh? Wieso das?" Ich erklärte Leon die Situation und was Ben gesagt hatte. Und ich sah was in Leon, was ich vorher so noch nie sah. Er kochte vor Wut. Sein ganzer Körper stand unter Strom. "Hat er dir was getan?" "Nein, das würde er nicht tun..." "Mhm...und denkst du er erzählt es rum?" "Ich habe keine Ahnung." ich schaute auf den Boden. Wie konnte es denn sein, das dieser Mann immer noch mein Leben kontrollierte? "Emma. Wir sollten ihm den Wind aus den Segeln nehmen." "Was meinst du?" "Am Samstag haben wir ein Heimspiel. Wie wäre es, wenn wir unsere Familien einladen und Freitags zusammen essen und dann sagen wir es ihnen. So kann er uns nicht zuvor kommen. Oder die Presse." Leon wirkte immer noch unglaublich wütend, aber er schien sich etwas zu entspannen, als ich seinem Vorschlag zustimmte. Wobei mir bei dem Gedanken die Luft wegblieb. Meine Eltern, seine Eltern und seine Schwestern. Ich habe seine Mutter noch nie gesehen, und dann würden wir ihr direkt sagen, dass ich schwanger bin? Vielleicht hatte Ben auch Recht...Hängte ich Leon hier was an, was er im Grunde gar nicht wollte? Er war jung, sah wahnsinnig gut aus und war reicher Profifußballer. Und jetzt bremste ich ihn mit einem Kind aus...Was wenn er sich einfach nur verpflichtet fühlte?

Nachdem wir gegessen hatten, kuschelten wir uns zusammen auf die Couch. Leon setzte sich hinter mich und ich mich zwischen seine Beine. Ich lehnte mich nach hinten an ihn an und er konnte meinen Bauch streicheln. Ich genoss das immer sehr. "Nachtisch?" "Weiß nicht...kommt drauf an." Leon lachte. "Du bist unmöglich. Erdbeeren hätte ich im Angebot." "Okay...nehme ich." Leon griff neben sich auf den kleinen Tisch und holte eine Schale mit Erdbeeren. Ich nahm mir eine und biss ab. "Weißt du was so groß ist wie eine Erdbeere?" Verwirrt sah ich ihn an. "Unser Baby." "mhm...also jetzt find Ichs merkwürdig." sagte ich und legte den Strunk der Erdbeere in die Schale. "Wieso?" "Naja , ich beiße ab und du sagst mir ich esse was, das so aussieht wie mein Baby. Finds merkwürdig." Leon nickte. "Ja, jetzt wo ich drüber nachdenke. In meinem Kopf wars witziger." "Typisch.." "Sei nicht so frech", sagte Leon und boxte mir leicht gegen den Oberarm. "Hab meinem Papa übrigens schon geschrieben. Er schaut, das möglichst alle kommen." "Gut, dann rufe ich meine Eltern morgen früh auch an." "Machs doch jetzt." sagte Leon. Ich holte tief Luft und nahm mein Telefon in die Hand. Dann wählte ich die Nummer meiner Eltern zuhause. "Kohen" "Oh Mama, hallo." "Emma, was eine schöne Überraschung." sagte sie zwar so, aber es schien für sie keine zu sein. "Ja, Mama. Ich wollte euch einladen. Es ist relativ spontan. Für Freitag. Nach München." "Emma, wieso sollten wir hier alles stehen und liegen lassen und diese Woche durchs halbe Land fahren nach München?" "Weil ich euch was wichtiges zu erzählen habe. Und wir haben uns schon so lange nicht mehr gesehen." "Komm doch zu uns, wenn du uns was zu erzählen hast, Emma." "Ja, natürlich. Aber Leon betrifft es auch und deshalb fänden wir es toll, wenn ihr herkommen könnt." "Also ich kann das jetzt nicht sagen. Ich muss mal nachsehen. Ich richte deinem Vater Grüße aus und melde mich morgen bei dir." "Ja, danke Mama. Bis morgen dann." Da legte sie auch schon auf. 

"Wow...das war ja mal...Emma, hast du deine Mutter mal angefahren oder ihr sonst wie was getan?" "Mhm, ja ich bin da. Für sie Grund genug." "Wie meinst du das?" "Meine Mama, sie war drauf und dran Literatur zu unterrichten an einer Uni. Aber dann wurde sie schwanger und nach ihrer Erziehung ist es als Mutter nicht möglich zu arbeiten und eine gute Mutter zu sein." "Also entschied sie sich für.." "Keins von beidem." "Das ist aber hart, Emma." "Nein, ja schon. Aber Leon. Mein ganzes Leben habe ich schon das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Ich war schuld an ihrem geplatztem Traum und das spüre ich schon mein Leben lang. Naja, nicht mein ganzes Leben. Als ich ein Kind war, war sie natürlich wärmer. Aber spätestens seit der Oberstufe ist es so." "Warum?" "Ich weiß es nicht. Sie ist nicht gerade der gesprächige Typ. Ich war ja schon jung mit Ben zusammen. Vielleicht dachte sie, ich mache den gleichen Fehler wie sie und stelle meinen Beruf hinten an." Nachdenklich starrte ich nach vorne zum Fernseher, ohne hinzusehen. Leon hörte auf meinen Bauch zu streicheln. "So wie jetzt..." sagte er leise. Ich fuhr zu ihm rum. "Nein, Leon, nein. Auf keinen Fall! Das hier ist kein Fehler." "Aber das hast du gerade gesagt." "Nein, ich habe gesagt sie sieht das so." "Aber es klang für mich..." "Dann hast du es falsch verstanden." Ich nahm sein Gesicht in meine Hände. "Ich habe mich für dich und für unser Baby entschieden. Und für dieses Leben. Man kann beides haben. Da bin ich mir sicher. Und ich glaube mit dir an meiner Seite wird es möglich sein." "Bist du dir sicher?" "Natürlich..." Ich gab Leon einen zarten, aber intensiven Kuss. Mein Herz fühlte sich an als würde es sich verknoten. Denn ich war nicht sicher. Ich war mir absolut nicht sicher, ob das hier gut ging. Ob es genug war, das wir uns liebten. Ob ich dieses Leben an seiner Seite würde führen können. Aber ich würde es eben auch erst wissen, wenn ich es probierte. 

New Chapter - Teil 1 - Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt