Kapitel 147

131 11 6
                                    

POV Leon

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag weder Emma noch Flora neben mir. Ich stand auf und zog mir eine Hose und ein Shirt an. Unten lief Musik und Emma stand in der Küche, Flora lag in ihrer Wippe und gluckste so süß, das mein Herz schmolz. „Emma?", fragte ich leise und vorsichtig. „Leon! Schatz. Setz dich! Ich hab Frühstück gemacht." Verwirrt sah ich ihr zu, wie sie mir einen Teller zurecht machte und setzte mich an den Tisch. Sie brachte mir zuerst einen Kaffee. Und dann zwei Teller. „Das sind Dinkel-Pancakes. Die kannst du easy essen! Passen in deinen Ernährungsplan, keine Sorge!" Sie stellte die Pancakes mit Obst vor mir ab und setzte sich mir gegenüber. Sie fing an zu essen und nach der zweiten oder dritten Gabel hielt sie inne. „Willst du nichts essen?", fragte sie mich. „Willst du mir vielleicht sagen was hier los ist?"

Ihr Blick änderte sich von weich und fröhlich zu nervös und unsicher. „Ich will dir einen Vorschlag machen, von dem ich glaube, das er einige von unseren Streitereien löst." Ich schluckte schwer. Was wurde das denn hier? Emma dachte ja wohl nicht ernsthaft drüber nach zu gehen oder so. Drei Wochen...wir waren seit drei Wochen verheiratet... „Dann schlag mal vor", sagte ich mit fast schon zittriger Stimme. „Ich hab auf eine Mail meiner Chefin geantwortet. Es kommt jemand vom Verlag in Berlin, der will mich kennenlernen." „Wie kennenlernen?" „Wegen der Stelle, die mir angeboten wurde." „In Berlin?" Ich sah Emma mit großen Augen an. „Nein, also der Typ ist aus Berlin. Da ist ein weiteres Büro vom Verlag. Die Stelle ist schon hier in München." „Und der will was? Dich treffen um über das Angebot zu reden?" „Ich glaube, Ute hat das in die Wege geleitet. Vielleicht erhofft sie sich davon mehr Erfolg für ihr Vorhaben." Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen. Irgendwie hatte ich das Gefühl mein Hirn war noch vernebelt.

„Ich verstehe gerade nicht so richtig, worum es hier geht, Emma. Ich wollte mich eigentlich bei dir entschuldigen. Weil gestern hab ich nichts gesagt und es so aussehen lassen, als würde ich dir zustimmen, das alles deine Schuld ist. Und jetzt geht es worum genau?" „Darüber mach dir keinen Kopf. Mir ist schon klar geworden, dass das nicht nur meine Schuld gestern war. Ich würde sagen, jeder sollte aber erstmal vor seiner Türe kehren. Ich will damit aufhören, die gleichen Diskussionen wieder und wieder zu führen. Wir drehen uns im Kreis." „Ja, aber wir können doch nicht einfach machen, als wäre das nicht passiert." „Doch, na klar! Und auch nein. Ich bin schon zu der Meinung gekommen, dass das gestern nicht wirklich deine Meinung war. Und selbst wenn...ist mir egal. Vielleicht spiele ich die Märtyrerin ohne es zu merken, aber weißt du was? Ist mir auch egal. Ich würde mich niemals so bezeichnen, aber ich bin auf meinen Weg bis hierhin stolz. Ich habe mich nämlich zurückgestellt für Flora und für dich. Und da ist das Problem." „Was ist das Problem?" Ich konnte hier gerade nur schwer folgen und konnte mir nicht vorstellen worauf das hier hinaus ging.

„Das Problem ist - ich bin unzufrieden. Und dafür kann keiner was. Nur ich! Denn ich selbst habe diese Entscheidung getroffen. Ich bin das hier nicht. Ich bin keine Vollzeit Mutter und Hausfrau. Ich wünschte ich wäre es, aber ich bin es glaube ich nicht. Ich will noch viel Zeit mit Flora verbringen, bevor ich ernsthaft wieder einsteigen würde. Aber ich werde mir das Angebot anhören und mich dann für einen Zeitplan entscheiden. Und wir werden eine Lösung finden. Ich weiß, das ich flexibler sein muss also du. Mir ist klar, das ich dir gegenüber und vor allem wegen deinem Beruf, immer etwas zurückstecken muss. Das habe ich gewusst und mich bewusst dafür entschieden. Aber ich glaube, das ist die Wurzel allen Übels. Ich wollte etwas sein was ich nicht bin. Ich will einfach darüber nachdenken."

Ich musste lächeln. Denn ich war stolz auf Emma. Sie steckte viel zu sehr zurück und hat sich fast vergessen. Aber sie war zurück - die Frau, in die ich mich verliebt hatte. Der kleine Dickschädel, der sich ohne Selbstzweifel für einen Weg entschied. Und ihn dann einfach ging. Jetzt erst fiel mir auf, dass sie immer mehr und mehr verschwand. Emma passte sich viel zu sehr an mich an und war mehr sowas wie unsere Familienmanagerin geworden, als meine Frau.

„Emma...ich bin deiner Meinung. Und ich bin stolz auf dich, weil ich glaube, dass das der richtige Weg für dich ist. Und wenn es das ist was du willst, dann unterstütze ich dich damit. Aber wir haben nicht nur diese Probleme wegen dir." Ich sah sie eindringlich an. „Das weiß ich. Ehrlich! Aber ich glaube wirklich, dass uns das weiterbringt. Lass es uns probieren! Und einen Neuanfang starten...Leon. Ich liebe dich! Und du bist alles was ich will." Emma lächelte mich an. „Ich war gestern ein Arschloch!" „So hart würde ich es nicht sehen. Du bist nicht wirklich du wenn du nicht spielen kannst", sagte Emma lachend. „Emma - mal ehrlich. Was ich gesagt habe..." „...will ich nicht wieder durchkauen. Es war unfair. Und ich hab unfair jedes Wort auf die Goldwaage gelegt. Wie auch immer - wir müssen auch mal einfach vergeben und vergessen, Leon." „Okay - und wann ist das Gespräch?" „Keine Ahnung, werde da erst nächste Woche was hören, denke ich." „Und du willst wirklich wieder arbeiten?" „Weiß ich nicht, ich glaube ich sollte mir das Angebot anhören und mir die Wahl lassen." „Emma, ich bin gerade etwas überfordert." „Schon okay...Frühstücke einfach. Und wir machen weiter. Hoffentlich mal friedlich und mit weniger Streit."

Ob das der richtige Weg sein würde, weiß ich nicht. Aber es könnte ja auch der richtige Weg sein...wir würden einfach sehen müssen. Aber Emma wirkte irgendwie gelöst und zuversichtlich. Also war ich auch optimistisch. Und trotzdem wurde mir eins wieder klar... Emma war zu gut und ging zu viel auf mich ein, ließ mir zu viel durchgehen. Was ich gestern zu ihr sagte, war so unfair. Aber rückgängig machen konnte ich es ja auch nicht. Ich konnte ihr nur zeigen, das es nicht mein Ernst war.

Wir frühstückten und räumten zusammen die Küche auf. „Heute wird der DFB Pokal ausgelost oder?", fragte Emma nebenbei, während sie die Arbeitsplatte sauber machte. „Ja, glaube schon!" „Denkst du gegen Schalke nächste Woche kannst du spielen?" „Glaube eher nicht. Irgendwie hab ich kein gutes Gefühl... ich hoffe, ich bin aber bis zum DFB wieder fit." „Ganz sicher. Du arbeitest so hart an dir! Das wird schon." Sie drückte mich von der Seite und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Ich geh mit Flora auf die Terrasse. Kommst du mir?" „Klar, bin gleich da!" Ich räumte die letzten Sachen weg und machte mich auf den Weg zu den beiden. Flora war heute richtig gut gelaunt. Vielleicht weil ihre Mama es auch endlich mal wieder war. So richtig... Emma strahlte wie ich sie schon länger nicht mehr gesehen hatte. Und ich hoffte wirklich, das würde so bleiben. Denn Emma hatte nichts geringeres als alles Glück der Welt verdient. Ich ging zu ihnen und setzte mich hinter Emma. Sie saß zwischen meinen Beinen und lehnte sich nach hinten gegen mich, ihre Beine stellte sie auf. Auf ihrem Schoß gluckste Flora vor sich hin. Ich legte meine Arme um sie. Das hier war wirklich alles was ich wollte...Emma und Flora. Und ich war dankbar dafür, das Emma eine Lösung finden wollte und uns nicht aufgab. Mich nicht aufgab, obwohl ich mich manchmal so unmöglich ihr gegenüber verhalten hatte. 

________

Irgendwie renkt sich alles wieder etwas ein - ihr wollt ja lieber etwas weniger Drama 😉

New Chapter - Teil 1 - Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt