Kapitel 179

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Es war Freitag und ich hatte mich mit Leon für heute morgen zum Frühstück in der Stadt verabredet. In der Nähe vom Verlag gab es ein schönes kleines Café und dort war auch nicht zu viel los. Ich war früh dran, weil es doch weniger Verkehr gab, als ich dachte. Leon hatte ja am Wochenende wieder ein Auswärtsspiel und wir könnten uns erst wieder in ein paar Tagen sehen, da ich Sonntag mit Flo schon verabredet war.

Ich bestellte mir schonmal einen Cappuccino und stöberte durch die Karte. „Ist hier frei?" Ich sah von meiner Karte auf und vor mir stand Alex. „Eigentlich erwarte ich jemanden." „Ist nur kurz." Dann setzte er sich einfach. „Wie läuft es?", fragte er. „Es ist stressig. Aber ab Montag hab ich ja eine Assistentin und dann kann ich ein paar Sachen delegieren." „Hast du schon die Budgetplanung für das erste Quartal? Wenn du willst kann ich dir dabei helfen. Oder sie übernehmen. Du bist immer lange da... Dann könntest du mal früher nachhause zu deiner Familie!" „Ach ich hab das im Griff. Und ich muss es lernen. Also muss ich da wohl durch. Und zuhause hält Leon die Stellung!", sagte ich lächelnd. „Ja klar... ich hab's nur gut gemeint." „Das weiß ich. Und das ist auch lieb von dir!"

„Störe ich?" Leon stand plötzlich hinter Alex und sah grimmig aus. Der stand sofort auf und gab Leon die Hand. „Hey. Sorry Ich hab mir hier ein Kaffee geholt und kurz mit Emma gesprochen. Freut mich sie kennenzulernen!" „Und sie sind?" „Alex Behring. Ich arbeite auch beim Verlag aber am Berliner Standort." „Sie sind in München?!" Alex lachte verlegen. „Ja, ich helfe etwas bei der Umstrukturierung. Wir haben das schon hinter uns. Unglaublich, dass ich sie treffe!" Leon zog eine Augenbraue nach oben. „Ich bin großer Fußball Fan - auch von Bayern. Ich hatte ja gehofft ein Spiel sehen zu können, wenn ich mal hier bin. Aber an die Karten kommt man schwer!" Leon zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, ICH stehe meistens unten auf dem Rasen." „Klar...Emma, wir sehen uns ja nachher im Meeting! Bis dann. Hat mich gefreut." Alex ging und Leon setzte sich.

Die Kellnerin kam zu uns und nahm unsere Bestellung auf.

„Krieg ich keinen Kuss?", fragte ich grinsend. „Bin gerade nicht im Stimmung." Grummelte Leon und sah aus dem Fenster. „Was ist denn?" „Leon, der ist von Berlin. Ich werde den nie sehen" äffte Leon mich nach. „Ernsthaft?" „Was soll ich denn denken? Kaum sind wir getrennt sitzt du hier mit nem anderen Typen...der Typ, der dich dazu überreden konnte wieder zu arbeiten. Das ist doch scheiße, Emma!" „Was genau wirfst du mir hier vor?" „Zögerst du deshalb mit uns? Hast du was mit ihm?" Ich starrte ihn nur an. Mir lief es eiskalt den Rücken runter. „Den Scheiß muss ich mir nicht geben, Leon!" Ich nahm meine Tasche und meinen Mantel und ging raus. Draußen atmete ich einmal tief durch. Dann ging ich zur Arbeit.

Irgendwie brachte ich den Tag hinter mich und freute mich extrem auf mein Wochenende. Auf dem Weg ans Auto, traf ich wieder Alex. „Emma, einen Moment?" Ich nickte. „Ich wollte nur fragen ob ich deinem Mann irgendwie...keine Ahnung..." „Nein, der war einfach etwas schlecht gelaunt. Tut mir leid! Vor seinem ersten Kaffee ist der nicht zu genießen." „Ich wollte ihm nicht zu nahe treten." „Alles gut, wirklich!" Ich verabschiedete und ging schnell zum Auto.

Wie maximal unangenehm...aber was hätte ich auch sagen sollen? Leider ist mein Mann gerade irrational unterwegs, grundlos eifersüchtig und stellt merkwürdige Besitzansprüche, obwohl er bis vor wenigen Wochen der Meinung war, wir trennen uns besser...

Auf dem Heimweg bekam ich eine richtige Wut auf Leon. Niemals hatte ich ihm auch nur ansatzweise einen Grund gegeben eifersüchtig zu sein. Nie! Aber was brachte es. Ich würde ihn erst wieder nächste Woche sehen. Immer wieder ging ich die Situation im Kopf durch, aber konnte einfach keinen logischen Grund für sein Verhalten finden. Vermutlich weil es keinen gab!

Nachdem ich zuhause war und mich um Flora gekümmert hatte und sie ins Bett gebracht hatte, entschied ich mich Leon eine Nachricht zu schreiben.

‚Ich kann ernsthaft nicht glauben, dass du mich das gefragt hast!!! Denkst du das allen ernstes? Und wo zögere ich? Weil ich nachdem DU gegangen bist, nicht einfach wieder weitermachen will, weil du es dir plötzlich anders überlegst? Manchmal bist du so ein Arschloch!'

Dann legte ich das Handy auf den Tisch und ging nach oben. Im Bett las ich erst noch etwas und schlief dann ein. Mitten in der Nacht, pünktlich um zwei Uhr, wurde Flora wach und ich konnte nachdem sie gefüttert und gewickelt war, nicht mehr einschlafen. Während sie einfach friedlich weiter schlummerte. Ich ging nach unten und machte den Fernseher an. Eigentlich wollte ich nicht nachsehen, aber meine Neugier trieb mich schon an. Ich stand nochmal auf und nahm mein Handy. Er hatte zurückgeschrieben. Und ich wollte die Nachricht eigentlich nicht lesen, aber öffnete sie.

‚Ich bin mal wieder das Arschloch! Super einfache Lösung, Emma! Großartig... Ich renne nicht durch die Gegend und schaue mich schon mal um als Ersatz. Ich versuche es doch besser zu machen. Und du zögerst...du willst es langsam angehen und ich warte! Aber worauf? Das du dich erst mal um Alex kümmerst?'

Ich traute meinen Augen kaum. Hatte der einen Schlaganfall? Mir fielen tausend Sachen ein die ich ihm gerne geantwortet hätte, aber ich entschied mich es zu lassen. Das würde ja die Sache einfach nur noch mehr eskalieren lassen. Und das wollte ich unbedingt vermeiden. Wir waren doch auf so einem guten Weg... Und deshalb hoffte ich, das Leon sich einfach wieder beruhigte, bis wir uns wiedersehen würden. 

New Chapter - Teil 1 - Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt