Kapitel 166

111 10 24
                                    

Nach einer Weile löste sich Emma aus meiner Umarmung und ging ins Badezimmer. Ich war immer, einfach immer nach jedem dummen Streit davon ausgegangen, dass Emma mir verzieh und einfach alles so war wie vorher. Natürlich war mir auch klar, dass ich sie mit meinem Verhalten verletzt hatte. Aber nie im Leben, dachte ich, dass ich sie so sehr verletzt hatte, dass sie ernsthaft denken könnte, ich liebe sie nicht mehr. Ich gab ihr ein paar Minuten und klopfte dann an die Badezimmertür. „Emma? Kann ich reinkommen?", fragte ich leise. Sie öffnete die Tür und stand vor mir. Noch nie wirkte sie so klein und zerbrechlich, wie in diesem Moment. „Leon..." „Nein, Emma sag bitte nichts. Ich will zuerst dir was sagen. Bitte, Emma... das hier, das kann nicht enden. Und wenn nicht so. Nicht weil ich mich so benommen habe. Bitte! Emma! Ich liebe dich und ich will nur dich. Sag mir wie ich dir das beweisen kann und ich mach's. Ich mache alles was du willst."

Emma stand nur da und schaute unter sich. „Emma, ich hab dich beinahe schon mal verloren und ich weiß, dass ich das nicht will. Du bist doch meine Frau. Und Flora...was ist mit Flora? Für sie müssen wir das doch hinkriegen." Langsam schaute Emma nach oben zu mir. „Leon, ich..." „Emma, sag's nicht! Bitte, mach das nicht." „Leon..." „Nein, Emma, das darf nicht sein. Ich...es kann nicht sein, dass ich es nicht hinkriege. Ich...bitte!" Als in diesem Moment Flora anfing zu weinen, wirkte Emma beinahe erleichtert, dass sie der Situation entfliehen konnte und drängte sich an mir vorbei. Verdutzt blieb ich stehen, während Emma zu Flora ging. Das konnte nicht sein. Emma würde doch nicht...

Irgendwann ging ich zu ihr und Flora. Sie saß mit Flora auf dem Sessel in Floras Zimmer und weinte. „Emma?" „Leon... ich kann das nicht mehr, wenn du das nicht hinkriegst. Ich ertrage das nicht mehr, wenn du so zu mir bist." „Emma, ich weiß. Ich bin einfach ein Vollidiot. Ich denke nicht nach und wenn ich wütend bin noch weniger. Emma, wir lieben uns doch." „Ist das genug?" Fragte sie mich traurig, während sie Flora betrachtete. „Ich denke, das müssen wir einfach rausfinden. Es ist aber die allerbeste Grundlage, Emma." Emma nickte nur.

POV Emma

Leon brauchte erst den absoluten Schuss vor den Bug um zu merken, was sein Verhalten mir gegenüber angerichtet hatte. Ich selbst hatte es auch nicht einfach wahrgenommen. Auch bei mir war es ein Prozess. Aber immer wieder seine Wutausbrüche, seine Art sich zurückzuziehen...und im Nachhinein, auch wenn wir mittlerweile verheiratet waren, das Absagen der Hochzeit. Das ging eben nicht spurlos an mir vorbei. Und ich war mir eben einfach nicht mehr sicher, ob das hier wirklich für immer war oder ob wir uns das gewünscht hatten, es aber nicht funktionieren würde. Vielleicht würden weniger weh tun es schnell zu machen und nicht wie bisher immer langsam und schmerzhaft. Wie ein Pflaster.

Noch immer stand Leon im Türrahmen und beobachtete mich. „Du bist dir nicht sicher ob du es willst hab ich recht?" fragte er leise. „Ich weiß nicht... ich habe einfach Angst, dass es immer mehr weh tut." Leon macht kehrt und ging nach unten. Nach einer Weile ging ich auch nach unten, um Floras Flasche zu machen.  Aber Leon war schon dabei. Er schaffte es nicht mich anzusehen, ich ihn auch nicht. Und wieder sagte niemand etwas. Den ganzen restlichen Tag nicht. Nachdem wir abends endlich im Bett waren, saß Leon auf der Kante des Bettes. Ich stellte noch den Wecker.

„Wir schaffen es nicht, oder?" fragte Leon ganz leise. „Ich weiß es nicht." „Emma, ich liebe dich, aber wie soll ich damit umgehen, dass ich dir so wehgetan hab. Einfach weil ich in so vielen Momenten nur an mich denken kann." „Was heißt das, Leon?" fragte ich mit zittriger Stimme. „Wir brauchen Abstand. Du von mir..." „Aber das...soll das heißen?" „Vielleicht sollten wir probieren, ob es ohne einander besser klappt als miteinander." „Meinst du das Ernst?" „Ja..." „Du willst mich nicht mehr...und Flora?" „Ich bin doch immer da...Aber du solltest dir überlegen, ob es dir nicht besser geht, ohne meine Launen." „Sollten wir nicht eher die Launen in den Griff kriegen als uns aufzugeben?" fragte ich ihn ungläubig. „Emma, mach es doch nicht schwerer als es ohnehin schon ist." „Kannst du dich umdrehen und mich ansehen während du mit mir Schluss machst?" fragte ich mit langsam hochkommender Wut. „Nein...das kann ich nicht. Denn ich kann den Schmerz in deinem Blick nicht mal ertragen wenn ich nur daran denke." „Und jetzt?" „Ich habe keine Ahnung. Morgen fahren wir nach Augsburg und wenn ich zurück bin überlegen wir uns eine Lösung."

New Chapter - Teil 1 - Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt