Irgendwann gegen halb sieben beschloss ich aufzustehen. Ich war die vergangene Nacht im besten Fall mal eingedöst. Ich fühlte mich wie gerädert. Und weil das nicht reichte, kam die übliche Übelkeit noch dazu. Nach dem ich damit im Bad fertig war und mich angezogen hatte, ging ich nach unten. Doch von Leon fehlte jede Spur. Er war nicht da...vermutlich war er laufen oder so. Das tat er meistens wenn er mies gelaunt war. Andererseits würde er damit im Moment kaum riskieren, dass sein Sprunggelenk noch schlimmer wurde. Ich machte mir einen Tee und setzte mich an den großen Esstisch. Wenn er in 30 Minuten nicht wieder hier war, würde ich ihn versuchen anzurufen. Ich will ihn ja nicht kontrollieren, er musste wahrscheinlich einfach raus. Ich hatte so ein schlechtes Gewissen. Ich wollte seine Frage so gerne mit 'Ja' beantworten, aber ich brauchte eben erstmal etwas Zeit um alles zu bedenken. Plötzlich hörte ich den Schlüssel im Türschloss. Er schloss leise die Tür und legte seinen Schlüssel auf den Tisch der daneben stand. Er kam in den Wohnraum und erschreckte leicht. "Oh, du bist ja schon wach. Guten Morgen!" "Guten Morgen, hab eigentlich gar nicht geschlafen. Und du?" Doch als Antwort bekam ich nur ein grummeln. "Soll ich dir Frühstück machen?" "Kann ich selbst, danke!" Er nahm seine Tasse Kaffee und ging nach oben in sein Trainingsraum. Kurz danach dröhnte seine furchtbare Musik durch die Wohnung. Von hier an war mir klar, wie die nächsten Tage laufen würden. Ich wollte ihm den Raum geben den er offensichtlich brauchte. Also schrieb ich ihm eine Notiz wo ich bin und ging.
'Ich verstehe, dass du Zeit brauchst. Ich weiß nicht was ich sagen soll, Leon. Ich bin in meiner Wohnung, um noch ein paar Sachen einzupacken. Wenn was ist ruf mich einfach an. Ich liebe dich, Leon! E ♡'
Ich lief zu meiner Wohnung, es war kalt aber trocken, ab und an kam sogar die Sonne etwas raus. Der Spaziergang tat richtig gut. Mein Herz tat richtig weh. Das konnte es doch nicht gewesen sein? Wieso war ich nicht in der Lage einfach ja zu sagen? Warum musste ich blöde Kuh immer alles so kompliziert machen? In meiner Wohnung angekommen, setzte ich mich zuerst auf meinen Lieblingssessel im Arbeitszimmer. Nicht zu glauben, dass ich diese Wohnung wirklich verlassen würde. Aber es fühlte sich trotzdem richtig an. Naja, falls Leon noch wollte, das ich bei ihm wohne. Wenn nicht, wäre ich Ende Januar obdachlos. Berauschende Aussichten. Ich machte mich an die Arbeit. Im Arbeitszimmer gab es mehrere Regale voller Bücher. Also fing ich mal an hier ein paar Kisten zu packen. Ich war wirklich froh, nicht selbst diese Kisten schleppen zu müssen. Dann klingelte mein Telefon.
"Hey Paps! Alles klar?" "Ja, natürlich. Und bei dir? Wie war der Arzttermin gestern?" "Ja, alles super. Beim Arzt lief es auch gut, das Baby entwickelt sich prächtig", antwortete ich, in der Hoffnung meine miese Laune vor meinem Papa verstecken zu können. Ohne Erfolg. "Was ist los, Emma? Mit dem Baby ist sicher alles gut?" "Ja, alles super. Ehrlich!" "Irgendwas bedrückt dich doch." "Ich hatte einen Streit mit Leon. Aber das wird wieder." "Das tut mir leid. Worum ging es denn?" Meine Papa brauchte sich nicht mal Mühe geben und konnte immer alles aus mir raus quetschen. Ich holte tief Luft. "Leon...Leon hat mich gefragt ob ich ihn heiraten will." "Oh Emma. Herzlichen Glückwunsch. Das ist ja....Oh! Verstehe! Und jetzt?" "Ich will das schon mal - irgendwann. Aber eben nicht jetzt! Ich will mich erst mal auf das Baby konzentrieren." "Verstehe. Du hast also nein gesagt." "Dazu kam ich gar nicht. Wollte ich ja auch gar nicht. Aber er hat mich überrumpelt." "Emma, Kleines. Wieso denn?" "Weil ich das jetzt nicht kann..." "Aber warum?" "Das ist mir einfach zu viel. Ich will doch einfach....ach keine Ahnung was ich will. Das macht es so offiziell und so....keine Ahnung halt." "Ihr seid schon jetzt für alle Zeit aneinander gebunden, Emma. Ihr bekommt ein Kind. Vielleicht will Leon einfach nur alles rund zu machen." "Ja, ich verstehe das ja. Aber ich war einfach so überrumpelt, Paps." "Du bist so glücklich, Emma. So wie du gelacht hast, als ihr hier wart. Und so glücklich wie du, naja bis auf gerade, immer klingst, seit er in deinem Leben ist, so hab ich dich noch nie im Leben gesehen. Sei kein Dickkopf und geh auf ihn zu!" "Ja, mach ich. Danke, Paps." "Immer gerne..halt mich auf dem laufenden. Hab dich lieb!" "Ich dich auch." Kurz saß ich noch still da, dann machte ich mich weiter an die Arbeit.
Ich hoffte den ganzen Tag Leon würde sich melden oder vielleicht vorbeikommen. Aber nichts. Absolute Funkstille. Gegen 19 Uhr hatte ich wirklich viel geschafft, das ganze Zeug aus dem Arbeitszimmer und das halbe Wohnzimmer war bereits in Kisten verstaut. Ich hatte extremen Hunger, doch der Kühlschrank war leerer als leer. Ich schrieb Leon, weil ich nicht wusste, was ich tun soll.
"Soll ich heute Nacht lieber hier bleiben?"
Seit Status änderte sich auf online, er las die Nachricht und war wieder offline. Also auch darauf keine Antwort. Ich konnte regelrecht fühlen, wie mein Herz kleine Risse bekam. Wieso war ich so? Alle Menschen um mich herum wurden von mir verletzt...War ich so egoistisch ohne es zu merken? Ich war sauer auf Leon, das er zu schnell war mit allem. Er keine Rücksicht nahm. Aber ich war nicht besser...Ich war genauso, nur in die andere Richtung. Wie hätte ich ihm verübeln können, das er vielleicht einfach langsam aufwachte. Das hier war bisher einfach wie ein Traum. Das musste doch mal enden.
In den untiefen meines Vorratsschrankes gab es noch Nudeln und Pesto. Also machte ich mir erstmal Abendessen. Dann machte ich mich bettfertig und starrte im Bett noch eine Weile mein Handy an. Das ich reden will, wusste er. Dachte ich mal...Und solange er seine Ruhe haben wollte, lies ich ihm diese auch. In 3 Tagen war Weihnachten. Wir hatten uns so gefreut und jetzt hatten wir diesen Riesenstreit. Ich beschloss mich hinzulegen und zu versuchen etwas Schlaf zu bekommen. Schließlich musste ich auf mehr als nur mich Acht geben. Ich streichelte meinen Bauch. "Deine Mama ist eine richtige Flachpfeife...tut mir leid, Baby!" Mir stiegen die Tränen in die Augen. Ich versuchte mich zu sammeln und drehte mich rum. Doch an einschlafen war nicht zu denken. Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Bis endlich mein Telefon klingelte.
"Leon..." "Emma, kommst du wirklich nicht nachhause?" "Ich wollte dir Zeit geben und Ruhe...ich wollte es nicht noch schlimmer machen." "Danke...aber wenn du nicht da bist - dann kann ich nicht klar denken. Geschweige denn schlafen. Emma, bitte komm nachhause." "Nichts lieber als das. Ich zieh mich schnell an und komme..." "Zieh einfach deine Jacke an und komm." "Ich kann ja wohl schlecht im Pyjama nachhause laufen." "Sollst du ja auch nicht - ich stehe schon unten!" Ich musste lächeln. Ich legte auf, holte meine Tasche und zog meine Jacke an und stürmte nach unten. Als ich die Haustür öffnete, rannte ich fast in Leon.
Er lachte und fragte "So stürmisch?" "Ja, mein Mann wartet auf mich." Er lächelte und nahm mein Gesicht in seine Hände. "Emma, es tut mir leid." "Dir muss nichts leidtun. Ich war - Es war absolut dämlich. Ich hasse mich dafür!" Ich fing an zu weinen. Leon wischte meine Tränen weg und küsste mich. "Bringst du mich nachhause?", ich sah ihm in die Augen und er nahm meine Hand. Zusammen gingen wir zum Auto und fuhren nachhause.
"Was hast du den ganzen Tag hier getrieben?" wollte Leon wissen. "Ich hab gepackt...bin voran gekommen." Leon nickte. Wir hatten zwar die ersten Schritte gemacht, aber die Stimmung war immer noch angespannt. Bis wir zuhause ankamen, redeten wir kein Wort miteinander. Als wir oben in der Wohnung ankamen, ging Leon zur Küche um was zu trinken. Ich lehnte mich gegenüber von ihm an die Kücheninsel. "Reden wir heute noch darüber?" Ich schluckte schwer. "Worüber?" sagte er trocken ohne sich umzudrehen. "Über gestern Nacht - heute Morgen." Er drehte sich um. Seinem Gesichtsausdruck zu folgen, war er immer noch sauer...logischerweise. "Darüber das du nicht heiraten willst?" "Leon, ich will das doch." "Aber du hast nicht ja gesagt...wieso?" "Weil ich einfach geschockt war. Ich hab nicht damit gerechnet. Ich war überfordert, Leon." Er nickte. Ich ging zu ihm, umarmte ihn und legte meinen Kopf gegen seine Brust. "Also war es kein endgültiges nein?" fragte er mit gebrochener Stimme. "Es war überhaupt kein Nein." Ich sah nach oben und ihn an. Er schaute immer noch mürrisch. "Leon...ich weiß nicht ob ich das Recht habe, das zu verlangen. Aber bitte frag mich nochmal. Egal wann, wann immer du findest der Zeitpunkt passt..." Er lächelte und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Dann küsste er mich. "Ich liebe dich Emma!" "Ich dich auch Leon..." Wir küssten uns nochmal und er zog mich noch näher an sich ran. Dann sah er mir tief in die Augen. "Emma, willst du mich heiraten?" "Ja, Leon. Ein mehr als deutliches ja!" Er strahlte und küsste mich. Ein Kuss in dem so viel Gefühl und Liebe lag, wie noch nie zuvor.
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New Chapter - Teil 1 - Leon Goretzka FF
FanficEmma ist 24 Jahre alt und lebt in München. Nachdem sie sich von ihrem Freund getrennt hat und endlich neu durchstarten will, lernt sie einen Spieler ihres Lieblingsvereins kennen und die beiden werden ein Paar. Was erstmal romantisch klingt, wird sc...