Kapitel 23

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Den Freitag ging ich ganz entspannt an. Während ich in Ruhe frühstückte, telefonierte ich mich Lilli. Unser Kontakt wurde langsam enger und ich war froh, langsam eine neue Freundin zu finden. Danach zog ich mich und räumte mal die Wohnung etwas auf, denn die hatte es dringend nötig. Nichts hasste ich so sehr...am liebsten hätte ich jemanden der das für mich erledigt. Aber immerhin machte jetzt nur noch ich hier drin Chaos, das ich wegräumen musste und nicht mehr zwei Personen. Und als die Wohnung wieder bewohnbar aussah und alles wieder schön hergerichtet war, rief ich Flo kurz an, um die Pläne für heute Abend zu besprechen. Gegen Acht würde er hier sein und mich abholen. Ich freute mich sehr auf heute Abend und meine Flo-Zeit. Seine Woche war leider stressig und so sahen wir uns für unsere Verhältnisse schon sehr lange nicht mehr. 

Ich war gerade am Klamotten raussuchen für heute Abend, da rief mich mein Paps an: "Hey Töchterchen. Na, alles gut bei dir?" "Hey Paps, ja klar und bei dir?" "Haben lange nichts mehr voneinander gehört. Da dachte ich, ich klingel mal durch." "Das ist aber schön, freut mich. Habs vor lauter Stress vergessen." "Stress? Ich dachte du hast Urlaub diese Woche." "Ja stimmt, aber wie da so ist, hat man dann doch andauernd was zu tun." "Mach auch mal langsam...und entspann dich, Emma. Du musst auch mal runterkommen." Ich summte nur kurz zur Zustimmung, er hatte ja keine Ahnung, dass ich das hatte. "Und nächste Woche startet es dann direkt mit der neuen Stelle?" "Nein, muss da erst noch ein wenig eingearbeitet werden. Aber dann ab dem 1. Oktober. Bin schon sehr aufgeregt." "Das ist doch normal. Noch was anderes: ich hab heute Bens Vater im Baumarkt getroffen. Ben hat ihm erzählt, du hättest wieder jemand neues, Emma. Im Grunde geht mich das nichts an,..." Ich spürte sofort, wie die Wut in mir hochkochte. Was fiel dem eigentlich ein? "Paps, ich hab jemanden kennengelernt ja...aber das ist nichts festes. Wir...daten. Und das ist noch nichts worüber ich reden will. Wenns soweit ist bist du der erste Paps. Ben ist...in seinem männlichen Stolz wohl gekränkt." Mein Vater lachte "Ja, das klingt nach ihm. Mach dir nichts draus. Wollte nur mal fragen. Was machst du heute noch?" "Heute Abend gehe ich mit Flo aus, wir gehen was trinken." "Ah Flo. Sag ihm liebe Grüße und ich wünsche euch viel Spaß! Pass auf dich auf! Hab dich lieb" "Danke, mache ich Paps. Ich dich auch." Was fiel Ben ein, es überall rum zu erzählen, woher wusste er es überhaupt. Ich hatte es bisher nur Flo erzählt, und nie im Leben erzählt der das Ben. Immer noch, machte er mir das Leben schwer, obwohl ich ihn doch eigentlich aus meinem Leben haben wollte. 

Mit einer Riesen Wut im Bauch ging ich unter die Dusche, so wie mein Shampoo immer mehr schäumte, schäumte ich vor Wut. Ich würde ihn am liebsten anrufen und zur Schnecke machen. Und ich musste es langsam doch mal Leon erzählen. Ich hatte mir nichts vorzuwerfen. Doch ich musste das zwischen Leon und mir auf Ehrlichkeit aufbauen. Als ich mit Duschen fertig war, föhnte ich mir schonmal meine Haare. Langsam beruhigte ich mich wieder. Ich entschied mich für ein enges schwarzes Kleid, Knielang mit langen Ärmeln, vorne hochgeschlossen aber mit tiefen Rückenausschnitt und schwarze Pumps. Wenn man mit Flo ausging, konnte man gerne mal eine Schippe drauflegen. Ich legte Make-Up auf und schminkte noch meine Lippen, da klingelte er auch schon. Ich öffnete ihm die Tür und packte die wichtigsten Sachen in meine kleine Tasche. Als er reinkam, lächelte Flo mich an. "Wenn ich auf Frauen stehen würde, würde ich dich jetzt vernaschen." "Ich nehme das mal als Kompliment an, da du das wählerische Biest bist das ich kenne" grinste ich ihn an. "Aber Flo, du siehst wirklich fantastisch aus." "Danke Emmchen." Er trug einen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd mit schwarzer Krawatte, und der saß wie angegossen. Zusammen gingen wir nach unten und stiegen in das Taxi, das unten auf uns wartete. 

Auf der Taxifahrt plapperten wir erst bisschen über die Woche, damit das langweilige Zeug abgehakt war. Als wir ausstiegen, kamen wir an einem einem chicen Restaurant an. "Flo, das ist doch mega teuer. Das kann ich mir nicht leisten..." Ich starrte ihn mit großen Augen an. "Entschuldigung, der Balljunge darf hier Champagner und Blumen zur Beförderung schicken und ich nichtmal ein Essen bezahlen. Lächerlich!" sagte er und tippte mir gegen die Nase. Dann hielt er mir seinen Arm hin, damit ich mich einhaken konnte. Als wir reingingen begrüßte man Flo mit Namen und brachte uns zu unserem Tisch. Noch nie war ich in so einem Laden. Man brachte uns sofort ein Glas Champagner und brachte uns die Karte mit dem heutigen Menü. "Emma, ich bin stolz auf dich. Du bist fantastisch in deinem Job und du hast das alles verdient. Das Leben, das auf dich wartet hast du dir verdient. Du bist der beste Mensch und ich bin froh dich in meinem Leben zu haben. Ich liebe dich. Auf dich!" er erhob sein Sektglas und wir stießen an und ich würde lügen wenn ich nicht leichte Tränen in den Augen hatte. "Danke, dafür dass du immer für mich da bist und mich immer unterstützt. Mein Leben ist besser, weil du da bist. Ich liebe dich auch!" Wir lächelten uns an und tranken einen Schluck. 

"So, jetzt aber genug mit diesem Gefühlszeug...ich will hier nicht rumheulen. Ich erzähl dir jetzt von meinem Date." Und los ging's...Er war immer sehr detailreich, und lies nichts aus. Das ältere Paar am Nebentisch war bei manchen Schilderungen schon ins Staunen gekommen. Und ich würde lügen, wenn ich nicht ein paar Mal ein Schluck Champagner trank um meine Verlegenheit wegzuspülen. Immerhin dauerte seine Erzählung ganze zwei von sieben Gängen. "Kann ich das fragen, Flo? Und wirklich absolut ohne Wertung." "Du immer, das weißt du." "Fehlt es dir nie, Nähe zu jemandem aufzubauen. Immer maximal ein paar Dates und dann Ende." "Ich schließe es ja nicht aus, wenn es mal passt. Aber bisher hat es das eben nicht. Außerdem hab ich eine Beziehung...mit dir!", Flo lachte und ich zog verwundert meine Augenbrauen hoch. "Mit dir hab ich alles, was ich in einer Beziehung brauche. Und da du leider keinen Penis hast, muss ich das halt aufteilen" Wir lachten beide. "Wobei Leon, wahrscheinlich froh ist, dass du keinen Penis hast. Apropos...jetzt bist du dran." "Alles?" "Alles!" sagte Flo und zog bestimmend die Augenbrauen nach oben. Also erzählte ich ihm alles, wenn auch nicht ganz so detailliert wie er. "Sehr ihr euch am Wochenende nochmal?" "Nein leider nicht, nächste Woche spielt er ein Spiel im Ausland und eins in Schalke. Und bleibt dann für ein paar Tage nachhause. Aber das passt schon, wir haben uns diese Woche sehr viel gesehen, es war sehr intensiv. Und die nächsten Wochen werden auf der Arbeit wirklich anstrengend und werden mich viel Energie kosten." "Ja, das versteh ich. Und so kann man sich ja auch wieder aufeinander freuen. Und Ben? Was ist da los?" 

Ich atmete tief ein. "Ich habe keine Ahnung, wie schon gesagt, ich versteh es nicht. Sogar zuhause erzählt er den Müll rum. Wenn das jemand glaubt, wie stehe ich denn da? Ich muss es Leon erzählen, bevor Ben noch scheiße baut." "Ja, wird wohl besser sein. Schieb es nicht noch länger auf. Du weißt, wie Ben sein kann wenn er verletzt ist." "Was ich nicht verstehe, woher weiß er das mit Leon?  Wir sind ja nur wenig ausgewesen. Und außer dir weiß es eigentlich niemand. Die Verbindung kriege ich einfach nicht hin." "Das ist wirklich merkwürdig, aber vielleicht hat er auch ja doch einfach gesehen, am Restaurant oder so. Lass uns wieder das Thema wechseln..." Wir genossen das restliche Menü und Flo versorgte mich mit den neusten Klatsch und Tratsch Geschichten aus dem Krankenhaus, dort war wirklich immer was los. Im Anschluss fuhren wir in eine Bar, in der wir noch ein paar Bekannte trafen und bis spät in die nacht feierten und tanzten. Ich genoss es immer so sehr mit Flo unterwegs zu sein. Da konnte ich, einfach ich sein und fühlte mich wohl. Gegen halb drei kam Flo zu mir und fragte ob es okay wäre, wenn ich alleine mit dem Taxi heimfuhr. Er wurde noch eingeladen. "Na klar, mach dir keinen Kopf. Ich schreib dir wenn ich zuhause bin. Und mach du das gleiche, ja?!" Wir küssten uns auf die Wange, umarmten und verabschiedeten uns. Ich holte mir ein Taxi und fuhr nachhause. 

Als ich ausstieg, staunte ich nicht schlecht wer da vor meiner Tür saß...Ben. "Was willst du denn hier?" fragte ich genervt. "Ich war auf dem Nachhauseweg und wollte mit dir reden." "Es gibt nichts zu reden...und vor allem nicht jetzt." Ich kramte den Schlüssel aus meiner Tasche und drückte mich an ihm vorbei. Als ich die Tür aufschloss und reingehen wollte, lehnte er sich mit seinem Arm am Türrahmen an und versperrte mir so den Weg. "Was soll das Ben? Was ist los mit dir?" "Ich will nur mit dir reden." Ich sah ihm ihn die Augen, in meinen Augen funkelten vor Wut. "Emma, was soll das? Du bist immer das langweilige Frauchen, und dann schießt du mich in den Wind um den Fußballer zu knallen und siehst plötzlich so aus?" Als er das sagte griff er nach einer Haarsträhne und spielte damit. Ich bekam langsam Angst. "Nichts an mir ist anders, du wolltest es nur nicht, als du es hattest. Und wie ein kleines Kind, bist du jetzt eifersüchtig. Ich war mit Flo feiern. Kein Fußballer oder sonst jemand. Das geht dich nichts mehr an. Und wird es auch nie wieder." Meine Worte klangen immer wütender, die letzten Wörter zischte ich mit aufeinander gepressten Zähnen. Ich schlug seinen Arm zur Seite und ging einfach hoch, und ich war erleichtert, dass er auch einfach ging. 

Oben angekommen, schminkte ich mich ab und machte mich fertig fürs Bett. Auf dem Weg ins Schlafzimmer trank ich noch ein paar Gläser Wasser, in der Hoffnung das würde meinen Kater morgen etwas abschwächen. Ich schrieb Flo, dass ich gut ins Bett gekommen bin und das ich ihn morgen anrufen würde. Obwohl ich so wütend war, war ich auch so müde und schlief einfach ein. 

New Chapter - Teil 1 - Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt