Kapitel 84

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Januar 2019

✧ POV Emma ✧ 

Die ersten Tage im neuen Jahr verbrachten wir im Grund genau wie die erste Nacht. Aus irgendeinem Grund wurde dieser Mann einfach nicht müde...Aber ich genoss die Zeit sehr. Ich hatte Leon ja nicht oft so lange nur für mich, ohne das er oder ich irgendwelche Verpflichtungen hatten. Warum konnte es nicht einfach bleiben? Um mich mal erholen zu können, nahm ich ein Bad und las ein Buch. Aber länger als 30 Minuten hielt Leon es nicht aus. Er klopfte und ohne eine Antwort abzuwarten, steckte er seinen Kopf schon zur Tür rein. "Ich will nur fragen ob alles gut ist und ob du was brauchst?" "Ruhe, Goretzka..." "Achso, na klar. Also soll ich dir nichts bringen?" Er lächelte mich an. 'Emma, er meint es nur gut...lass ihn...' sagte ich mir in Gedanken. Durch die Hormone die meinen Körper fluteten, war ich manchmal relativ schnell gereizt. "Nein, ich hätte einfach nur gerne meine Ruhe!" sagte ich schroffer als ich wollte. "Oh, na klar! Sorry..." Er schloss die Tür wieder. 

Genervt legte ich meinen Kopf in den Nacken. Ich holte tief Luft und stieg aus der Wanne. Ich zog mir meinen Bademantel an und tapste nach draußen um Leon zu suchen. Er lag auf dem Bett und scrollte durch sein Handy. Als er mich reinkommen sah, stützte er sich auf seinen Ellbogen ab. "Ich wollte dir nicht auf die Nerven gehen, ich wollte nur..." fing er an sich zu entschuldigen. Doch ich würgte ihn ab und hielt ihm den Mund zu. "Es tut mir leid. Ich...ich hätte dich niemals zu anraunzen dürfen. Du wolltest ja nur mal nach mir sehen." Sofort stiegen mir Tränen in die Augen. Diese verfluchten Hormone! Leon nahm mich in den Arm. "Alles ist gut, Babe! Ist doch gar nichts passiert" Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und ich vergrub mein Gesicht an seinem Hals. "Zieh dich mal an, du holst dir noch den Tod!" Er stand auf und holte mir einen von seinen Pullovern. Bevor ich mich anzog, stand ich vorm Spiegel und begutachtete genau meinen Körper, vor allem mein Bauch. Da war nämlich immer noch kaum was zu sehen. Leon stellte sich zu mir. "Was ist los?" "Guck mal, man sieht gar nichts." "Ist das gut oder schlecht?", fragte er vorsichtig. "Schlecht...denkst du es stimmt was nicht? Denkst du es wächst zu wenig?" Leon legte seine Hände von hinten auf meinen Bauch. "Nein, alles ist ganz wunderbar. Vielleicht liegt es einfach komisch oder so...oder ist halt eher klein. So wie du..." Er grinste mich über den Spiegel an und tätschelte mir mit einer Hand auf den Kopf. Ich rollte mit den Augen und zog mich fertig an. 

Dann kuschelten wir uns zusammen ins Bett. "Ich will nicht, dass du eine Woche einfach weg bist. Am Arsch der Welt..." maulte ich leise vor mich hin. "Ich wäre auch lieber hier bei euch. Aber es ist doch nur eine Woche, und du fährst doch auch mit Flo noch weg. Die Zeit wird wie im Flug vergehen." "Mhm...trotzdem." Leon lachte und zog mich näher an sich. "Ich und Flo kommen erst Samstags zurück...das ist so blöd geplant. Weil du dann schon wieder zwei Tage hier bist, und ich nicht...." "Flo und du..." sagte Leon, während er über meinen Arm streichelte. "Ja, hab ich ja gesagt." "Nein, du hast gesagt: 'Ich und Flo', und nur der Esel nennt sich selbst zuerst", sagte Leon und lachte laut. Ich boxte ihm gegen den Unterarm. "Au!" rief er übertrieben und rieb über die Stelle. "Dir als Lektorin sollte sowas doch bewusst sein..." "Gerade fällt mir der Abschied schon wesentlich leichter", sagte ich genervt. "Das ist gelogen...du liebst mich und vermisst mich." Leon beugte sich über mich küsste mich und strich mir die Haare nach hinten. "Ja. Natürlich. Wir beide!" Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. "Mein Sohn...", sagte er mit den Augenbrauen wackelnd. "Ja, deine Tochter" "Im Grunde egal. Hauptsache das Kind mag Fußball." Wir mussten beide lachen. "Hat wohl kaum eine Wahl", fügte ich noch hinzu. "Haben meine beiden Lieblingsmenschen genau so viel Hunger wie ich?" Ich nickte. "Perfekt, willst du essen gehen? Ich hab Lust auf Nudeln..." "Pasta? Genau vor der Trainingswoche." "Ich glaube, ich habe auch in meiner freien Zeit, genug trainiert um mir eine Riesenportion Nudeln zu gönnen", gab Leon mir mit einem Augenzwinkern zurück. "Na dann...gönnen wir dir mal." Wir standen auf und machten uns fertig. 

Wir hatten einen schönen Abend im Restaurant. Es war zwar immer noch seltsam, dass manche Leute uns ganz ungeniert anstarrten, aber mittlerweile war mir das weniger wichtig und ich konnte es halbwegs gut ausblenden. Auf dem Weg nach draußen, wurde Leon noch von einem Vater mit seinem kleinen Sohn angesprochen. Leon gab Autogramme und ich machte ein Foto von allen. Wie die sich freuten war so schön und musste automatisch auch lächeln. Nach einer Weile kamen wir wieder zuhause an und Leon packte noch ein paar Sachen ein. "Morgen früh holt Serge mit übrigens ab. Dann hast du das Auto...wenn du willst." "Brauch ich eigentlich nicht." "Wie kommt ihr zu eurem Hotel?" "Flo hat ein Wagen bestellt..." Leon drehte sich ungläubig zu mir um, und ich ignorierte das einfach und machte mir einen Tee. "Wie jetzt? Ihr habt einen Chauffeur?" "Ja...so haben wir das immer gemacht", antwortete ich schulterzuckend. "Nicht schlecht...naja, aber hab mir Serge schon alles abgemacht. Dann habt ihr das Auto ja trotzdem. Aber wenn ich wieder da bin, kaufen wir dir ein Auto. Wenn das Baby erstmal da ist, brauchst du eins." Ganz sicher, würde ich mir kein Auto kaufen lassen. Leon hatte genug Geld in letzter Zeit rausgehauen für die Wohnung und den Ring... "Ja, ja. Klar, Schatz!" sagte ich beiläufig und ging mit meinem Tee ins Schlafzimmer. 

✧ POV Leon ✧

Kurz überlegte ich, ob ich das Thema einfach ruhen lies. Aber sowas war nicht wirklich meine Art. Also ging ich Emma nach. Sie setzte sich gerade aufs Bett und nahm ihr Buch vom Nachttisch. "Wieso darf Flo darf immer alles bezahlen? Wenn ihr Essen geht, einkaufen geht oder mit Chauffeur in Urlaub fahrt...und mir wird immer eine Predigt gehalten?" Ich war angepisst und so klang es auch. "Was geht mit dir?" fragte Emma. "Ich will einfach eine Antwort." "Ganz einfach, das was Flo bezahlt, zahle ich ebenso. Immer abwechselnd. Wie jetzt - er zahlt den Fahrer und das Spa, ich das Hotel. DU - kaufst Wohnungen, Autos, Diamantringe..." "Einen Verlobungsring bekommt man nur einmal im Leben, da fand ich es angebracht. Und warum darf ich nicht mein Geld für meine Familie ausgeben? Wofür verdiene ich es denn dann?" "Für dich?!" sagte Emma schulterzuckend. "Was ein Blödsinn..." "Ich verstehe deinen Punkt, Leon. Ehrlich! Und ich versuche mich da wirklich auf dich einzulassen...aber wenn ich nicht mehr arbeite, gebe ich damit einen Teil meiner Unabhängigkeit auf. Und das ist wirklich schwer." "Jetzt hab ich ein schlechtes Gewissen..." sagte ich leise vor mich hin. "Ohhh, armer Leon!" Ich sah Emma genervt an. "Verarsch mich nicht.." "Mach ich nicht...wie kann ich dir dabei helfen?" Ich grinste und sprang neben Emma aufs Bett. Ich küsste ihren Bauch und streichelte ihn. "Darf ich dir und unserem Baby ein Auto kaufen? Damit ihr gut und sicher von A nach B kommt?" "Wo soll das stehen? In der Tiefgarage haben wir zwei Plätze...und auf einem steht dieses Sportwagen-Ding und auf dem anderen der Audi." Sportwagen-Ding...Sie brach mein Herz. "Ist ein Porsche, Emmalein. Ein Porsche." Ich holte tief Luft. "Den kann ich zu Serge stellen, bis wir mehr Platz haben. Schon geklärt..." Ich konnte sehen wie genervt sie davon war, dass ihr die Argumente ausgingen. "Steht das auf der Liste?", wollte sie wissen. "Klar..." "Wird sie langsam kleiner und du etwas relaxten..." Ich nickte eifrig, weil diese Geschichte hier auf das zusteuerte was ich nach Emma am meisten liebte: Gewinnen! Sie rollte so mit den Augen, dass ich ernsthaft Angst hatte ihr Augen würden dort stehen bleiben. "Na gut...Wir holen noch ein Auto. Aber was kleines, Leon." Ich nickte ab und stand auf. "Leon ich meine das Ernst." "Ja, ich weiß..." 'Ist mir aber egal. Ich kauf dir doch keine kleine Gurke als Auto für unser Baby' Ich ging ins Bad und packte den restlichen Kram ein den ich brauchte für die Reise nach Doha. Ich wünschte, ich könnte mich davor drücken....

New Chapter - Teil 1 - Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt