Kapitel 128

133 12 21
                                    

Am nächsten Tag machten Laura und ich uns auf den Weg zum einkaufen. Wir kauften dies und das, Iris wollte heute Abend gerne kochen. Das besorgten wir auch genauso wie sie uns aufgeschrieben hatte. „Kochst du viel?", fragte Laura. „Ich koche, weil ich muss. Ich kann es aber nicht wirklich gut. Es gibt zwei oder drei Gerichte, die kann ich gut und dann wird es schwierig", gab ich lachend zu. „Die arme Flora...was wollt ihr der kleinen später mal auftischen?", fragte sie und wir mussten beide lachen. „Sie muss einfach schnell kochen lernen..." sagte ich augenzwinkernd. Wir standen an der Kasse an und Laura stellte sich vor mich und sah mich an. „Lust auf ein Spiel?" „Was?" „Zahl mit Leons Karte." „Nein, danke!" Wir waren an der Reihe und die Kassiererin fing an zu den Einkauf zu scannen. „Jetzt mach Emma...ein Einkauf. Tut doch nicht weh." „Dann ist es ja ohnehin egal. Nein, das ist eine gute Übung." „Laura, was ist denn los mit dir?" „Jetzt mach einfach. Los...los..." Waren die alle so nervig? Schien ja schon was genetisches zu sein. Innerlich rollte ich mit den Augen. „Hörst du dann auf damit zu nerven was das Thema angeht?" Sie nickte. Als es ans Bezahlen ging, zahlte ich dann mit der Karte die Leon mir gab. Ich hasste es... Wir gingen zum Auto und verstauten die Einkäufe. „War das so schwer?", fragte sie lachend. „Du weißt worum es geht." „Ja, ich verstehe dich ja auch. Und finde deine Einstellung gut. Aber sie ist doch nicht notwendig. Außerdem Leon.." „Ich weiß, wie Leon das sieht. Und deshalb liegt dieses Thema auf Eis. Ich will das nicht. Ich war immer finanziell unabhängig. Seit ich zuhause ausgezogen bin. Während meines Studiums habe ich gearbeitet wie eine blöde um mir das Leben in München hier zu finanzieren. Und ich will einfach nicht, das jemand denkt, ich lasse mich von Leon aushalten." „Niemand denkt das, Emma. Du bist quasi seine Frau." „Ja, aber trotzdem." „Was wenn ihr noch ein Kind kriegt? Und dann?" „Wir kriegen nicht noch ein Kind..." „Sag das mal Leon...", sagte sie lachend und brachte den Wagen weg.

Wir fuhren los, der Verkehr war mal wieder die Hölle. Dafür hasste ich München. „Wie meintest du das mit: Sag das mal Leon?", fragte ich Laura. „Leon ist schon überzeugt davon, das ihr noch mehr Kinder bekommt. Wir haben vor einer Woche telefoniert und..." „Und was?" „Emma, rede darüber bitte mit Leon." Ich wollte ja auch nicht dafür sorgen, das sie hier zur Petze wurde, also lies ich es gut sein und beendete das Thema. Ich hoffte einfach, das Leon nicht ernsthaft auf die Idee kam, noch mehr Kinder zu wollen. Das kam auf keinen Fall in Frage.

Zuhause wieder angekommen, brachten wir alles hoch. Laura räumte alles weg und Iris begann zu kochen. Ich machte mich in der Zeit daran Flora zu baden. Sie genoss das und schaute mit großen Augen in der Gegend rum. Sie war mittlerweile Gott sei dank etwas kräftiger und wir hatten nicht mehr das Gefühl, ihr was abbrechen zu können. Ich konnte einfach nicht genug von ihrem Anblick bekommen. Jetzt war sie schon faste einen Monat alt und ich wünschte jetzt schon ich könnte die Zeit anhalten, dass sie nicht größer werden würde. Ich zog Flora einen Bayern Strampler an und machte ein Foto davon um es Leon zu schicken. Dann legte ich sie etwas in ihr Bett, machte den Rollo runter damit es dunkler war und stellte die Spieluhr an. Mit meinem Handy lies ich mich in den Sessel fallen, der in ihrem Zimmer stand und wollte Leon gerade das Bild schicken. Doch ich hatte schon eine Nachricht von ihm. Ein Screenshot und ‚🤨?' als Kommentar dazu. Ich öffnete das Bild und es war die Zahlungsbestätigung vom Einkauf. Scheinbar bekam Leon bei jeder Zahlung eine Nachricht über die Banking App.

„War einkaufen?!"

„Schau mal was Flora trägt...sie vermisst ihren Papa!"

„Warum krieg ich dafür eine Nachricht?"

😍 Sie kann einfach alles tragen...vermisse euch auch!"

„Keine Ahnung, ich hab die Benachrichtigung ja nicht geschickt."

„Komisch...die ganze Zeit kam ja auch keine."

🤷‍♀️"

Er konnte ja auch keine bekommen haben. Aber bald würde er wissen warum. Hoffentlich lies er das wenigstens auf sich beruhen, bis er wieder da war. Das letzte was jetzt fehlte, war dieses Thema, während er in den USA war. Ich wartete bis Flora schlief und ging dann leise aus dem Zimmer und nach unten. Es duftete schon herrlich. „Kann ich dir was helfen, Iris?", fragte ich und schaute neugierig in die Töpfe. „Nein, alles gut! Wir können in einer halben Stunde essen." „Danke!" Ich lächelte und setzte mich zu Laura aufs Sofa. „Leon hat eine Benachrichtigung für die Zahlung bekommen." „Und?", fragte sie gelangweilt während sie auf ihr Handy starrte. „Er versteht nicht warum die erst jetzt kommen. Was wenn er jetzt deshalb anfängt nachzufragen und wir uns deshalb zoffen." „Zofft euch einfach nicht deshalb." „Wahnsinns Tipp...danke!" Laura lachte nur. „Danke. Ich weiß! Aber im Ernst...sag es ihm einfach. Meinetwegen wenn er zurück ist. Aber sag es ihm!" Ich nickte und widmete mich wieder meinem Handy. Als Iris zum Essen rief, war ich erleichtert. Ich war so hungrig und es gab Gulasch, der wahnsinnig gut aussah. Ich schickte Leon auch davon ein Bild. „Ich hab extra mehr gemacht. Das können wir einfrieren und er kann es essen wenn er wieder da ist", sagte Iris. „Oh, das wird ihn sehr glücklich machen. Sowas leckeres gibts hier nicht oft!", sagte ich lachend. „Wenn du nach Bochum kommst, zeig ich dir gerne ein oder zwei Sachen. Wir kochen zusammen und du lernst ein paar Rezepte." „Das klingt super! Leon wird begeistert sein!", antwortete ich lachend.

Nach dem Essen räumte ich mit Laura zusammen die Küche auf und wir saßen noch etwas zusammen und spielten Karten und quatschten einfach. Es war ein richtig schöner Abend. Schade, dass die beiden morgen schon wieder nachhause fahren würden. Zwischendrin kümmerte ich mich noch um Flora, bevor wir alle irgendwann gegen 23 Uhr ins Bett gingen. Ich wälzte mich hin und her, aber fand einfach keinen Schlaf. Leon hatte sich nicht gemeldet. Eigentlich würde ich dann denken, es wäre alles gut. Aber woher sollte ich das wissen? Um zwei Uhr nachts schaute ich noch mal auf die Uhr und schlief dann irgendwann ein.

Am nächsten Morgen schälte ich mich regelrecht aus dem Bett. Ob ich wollte oder nicht, Flora wollte gefüttert werden. Heute morgen kam ich runter und es war noch niemand wach. So leise wie möglich machte ich Floras Flasche und fütterte sie. Dann setzte ich mich mit ihr auf die Couch und legte sie auf mich und streichelte ihr über den Rücken. „Heute Abend kommt Onkel Flo...Freuen wir uns darauf? Wir könnten ja auch mal eine Nacht alleine bleiben..." Ich seufzte. Die letzten Tage mit Laura und Iris waren schön. Aber ich hatte permanent jemand in der Wohnung. Man war ja nie richtig für sich. Mit Flo wäre das natürlich anders, weil wir eine andere Basis hatten. Aber er war auch so aufgedreht...und dann würden ja auch schon Marius mit seiner Freundin kommen. Ich war jetzt schon irgendwie von der Gesamtsituation genervt. Flora sah mich mit großen Augen an. „Dir ist alles egal, oder?! Hauptsache du hast ne frische Windel und das zu trinken...Oh, meine kleine Flora. Ich beneide dich so."

Dann klingelte mein Handy. Es war Leon per FaceTime. „Hey, mein Schatz! Alles gut?", fragte ich ihn. „Ja, klar. Hab ich euch wach gemacht?" „Nein, Flora hatte schon Hunger. Und bei dir?" „Ich gehe jetzt ins Bett...ich wünschte du könntest hier sein, bei mir." „Ich hätte dich auch gerne wieder hier. Aber das ist ja auch ganz bald wieder so." „Ja, es geht schon vorbei." „Geht es dir besser? Hattest du nochmal eine Panikattacke?" „Nein, alles gut. Mach dir nicht so einen Kopf, Emma. Ich glaube wirklich das ich das schaffe..." „Leon, das ist schon Ernst. Und wenn das öfter passiert..." „Macht es aber nicht. Und ich hab auch keine Lust mehr, darüber zu sprechen." Leon klang richtig sauer. Ich machte mir doch einfach nur Sorgen. „Na gut.." „Hast du bei der Bank angerufen?" „Wegen?" „Der Meldung..." „Achso, ja...das hängt wohl an dem Neune Update der App oder so." Ich war etwas überrascht, das war eigentlich eine ganz gute Ausrede. „Aha, na dann." Leon zog kurz die Augenbrauen hoch. Oder doch keine gute Ausrede? Die Stimmung war irgendwie seltsam. „Flora schläft?" „Ja, ist dabei. Sie liegt auf mir." Ich drehte mein Handy so das er Flora sehen konnte. „Ich vermisse euch..." Jetzt klang er nicht mehr genervt oder sauer. Jetzt klang er wieder traurig. „Wir dich auch." „Ich geh mal ins Bett. Danke für die Nachrichten heute." „Ja gerne. Dann bis morgen. Schlaf gut. Ich liebe dich, Leon." „Ja, ich dich auch. Ciao." Und dann legte er sofort auf. Was war das denn? Ich glaubte, Leon ging es sehr viel schlechter als er zu gab. Aber ich wusste nicht wie ich ihm helfen soll. Oder war er einfach sauer? Wusste er vielleicht das mit dem Geld? Er war auch sehr gut darin seine Wut solange zu unterdrücken, bis er explodierte.

Nachdem Laura und Iris aufgestanden waren und wir noch zusammen gefrühstückt hatten, machten sich die beiden auf den Weg zurück nach Bochum. „Ich danke euch wirklich tausendmal das ihr das für uns gemacht habt." Ich umarmte beide. „Wir haben das sehr gerne für euch getan. Und du besuchst mich in Bochum?", fragte Iris und lächelte mich an. „Ja, aber klar. Flora und ich freuen uns schon." „Sehr gut. Ich freue mich schon auf euch beide! Und du meldest dich jederzeit wenn es was neues gibt oder du mich sonst wie brauchst. Und wenn es nur zum zuhören ist." „Mache ich, Iris. Ich weiß gar nicht, wie ich mich dafür bedanken soll." „Gar nicht. Wir sind doch eine Familie." Wir umarmten uns wieder und Iris verabschiedete sich von Flora. „Rede mit Leon...das müsst ihr klären!", sagte Laura und sah mich streng an. „Mache ich. Ich danke auch dir!" „Ich hab dich lieb, Emma." „Ich dich auch!" „Dann sehen wir euch beide ja bald wieder in Bochum." „Ja, das wird schön!", sagte ich. Auch Laura verabschiedete sich von Flora und dann machten sich die beiden auf den Heimweg.

Nachdem die Tür hinter ihnen zu war, atmete ich tief durch und legte Flora in die Wippe. Dann rief ich Flo an. Natürlich nur die Mailbox. „Hey Flo! Ich bin echt erledigt und hätte gerne meine Ruhe. Ich weiß, du hast viel umgelegt und Urlaub geholt um mir zu helfen. Und wir können auch gerne ab morgen oder so was zusammen machen. Aber jetzt heute, brauche ich Ruhe! Sag das nur bitte Leon nicht. Der dreht sonst durch wahrscheinlich! Lieb dich!" Dann schaltete ich mein Handy stumm und machte mir einen Film an. Und dann genoss ich den Tag. Ohne Stress, ohne jemandem um mich herum, außer Flora natürlich, ohne das irgendjemand redete. Schon so lange war ich nicht mehr für mich alleine gewesen, und das war einfach ein wunderbarer Tag. 

New Chapter - Teil 1 - Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt