Kapitel 93

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✧ POV Leon ✧ 

Hoffentlich würde Charlotte dicht halten. Das Louis oder Laura sich da auch noch einmischten konnte ich wirklich nicht gebrauchen. Ich ging nach unten um mir Kaffee zu machen und setzte mich damit auf die Couch. Nachdem ich eine halbe Stunde durch Instagram scrollte, ging nach oben um zu schauen was Emma machte. Die Tür zum Arbeitszimmer stand offen, Emma stand am Fenster und starrte einfach hinaus. Der Schreibtisch war ein einziges Chaos, überall lagen Blätter rum, zwischendrin stand der Laptop und es lagen Stifte kreuz und quer. Ich bin kein Ordnungsfanatiker, aber wie man so arbeiten konnte, war mir absolut schleierhaft. Sie bemerkte mich gar nicht. Emma schien komplett in ihren Gedanken versunken  zu sein. 

"Emma, Schatz, alles in Ordnung?" Erschrocken drehte sie sich um und legte eine Hand auf ihre Brust. "Du hast mich erschreckt. Was hast du gesagt?" "Ob alles in Ordnung ist?" "Ja, ich hab nur nachgedacht." "Worüber?" Ich ging zu ihr und legte meine Arme um ihre Hüfte. Sie schluckte schwer. "Ich muss dir was erzählen..." Ihr Blick war ernst. Zu ernst. "Was denn?" "Ich hab ein Angebot bekommen, für einen neuen Job." "Okay...was heißt das?" "Die strukturieren im Verlag einiges um. Und ich habe die Möglichkeit eine neue Abteilung aufzubauen." "Und du willst das machen?" "Ich habe keine Ahnung. Ich kann mich nicht mal ansatzweise entscheiden." "Okay, seit wann weißt du das?" Sie wandte ihr Blick von mir ab und sah unter sich. "Seit ich wieder arbeite." "Was? Und wann wolltest du mir das erzählen?" fragte ich sie, wobei deutlich zu hören war wie sauer ich wurde. "Keine Ahnung. Also ich dachte einfach, ich sollte zuerst eine Entscheidung treffen." "Und du bist nicht auf die Idee gekommen, das wir das eventuell zusammen könnten?" "Doch, na klar. Aber du bist so eingespannt und ich wollte dich nicht noch mehr belasten." "Emma, das ist doch nicht dein scheiß Ernst." "Ich weiß, dass es dumm war. Glaubst ich weiß das nicht." 

Dann fing sie an zu weinen. Einfach so und wie ein Schlosshund. Ich nahm sie in dem Arm und heilt sie einfach. Sie legte ihren Kopf gegen meine Brust und krallte sich an mir fest. "Tut mir leid. Ich hätte dir das erzählen sollen." "Ja, aber ist ja auch egal jetzt. Wir können ja jetzt drüber reden." Sie nickte. "Mir ist das alles gerade zu viel, Leon." "Was denn?" "Alles, der Gips nervt, die Wohnung, die Sachen die erledigt werden müssen, das Baby, die Arbeit, wir beide sehen uns wenig....ich bin so müde, ich will einfach schlafen. Ich bin am Ende." "Warum sagst du mir das nicht?" "Weil ich nicht will, dass du denkst, ich krieg das nicht hin." "Kein Mensch kann das alles hinkriegen. Du versuchst alles alleine zu machen, aber das musst du doch gar nicht. Ich bin doch da..." "Du musst dich auf deins konzentrieren." "Nein, Emma. Das wird niemals über euch stehen. Ja, ich weiß, dass das viel Zeit einnimmt. Aber Emma, Fußball ist nicht wichtiger als das hier." Sie nickte und schaute mich mit ihren verweinten Augen an. Ich strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. "Komm!" "Nein, ich muss arbeiten." "Komm, Emma!" 

Zusammen gingen wir nach unten und wir kuschelten uns zusammen auf die Couch. Emma lag vor mir und ich legte meinen Arm um sie, auf ihren Bauch. Ich streichelte darüber, wir machten irgendeine Serie an und kurz darauf schlief sie ein. Bisher hatte ich schon das Gefühl, das Emma und ich alles halbwegs gut aufteilten. Aber wenn ich genau drüber nachdachte, stimmte das gar nicht. Im Grunde war es oft auch Emma alleine die auf irgendwelche Kompromisse einging. Und vieles regelte Emma ganz alleine. Am Wochenende würde meine ganze Familie und Freunde aus Bochum kommen, dafür hatte ich nicht mal einen Finger krumm machen müssen. Alles geregelt und organisiert. Und ich musste es schaffen, dass sie das Gefühl hat alles mit mir besprechen zu können. viel zu schnell ging auf Angriff, wenn mal was anders lief, wie ich es gerne hätte. Es wurde Zeit das zu ändern, mich zu ändern. 

Nach zwei Stunden wachte Emma langsam auf. Sie drehte sich zu mir um, sah mich an und fing wieder an zu weinen. "Hey, was ist denn jetzt los?" "Vor lauter Stress, hab ich dein Geburtstagsgeschenk vergessen." Sie vergrub ihr Gesicht an mir und heulte weiter. "Emma, Schatz! Ich will kein Geschenk. Ich hab dich und das Baby. Bitte hör auf zu weinen...ich habe keine Ahnung, was ich machen soll." "Ich bin die mieseste Freundin der Welt." "Nein, das stimmt doch gar nicht." Ich streichelte ihr über den Rücken und langsam beruhigte sie sich. "Emma, das hier ist alles zu viel. Wir sagen das Wochenende ab." "Nein, auf gar keinen Fall. Alles ist schon fertig." "Mir egal...ich sage das ab. Die können auch wann anders kommen. Wir müssen jetzt erstmal das hier in Ordnung bringen, uns in Ordnung bringen." Emma sah mich an, ihre Augen wurden schon wieder feucht. "Außerdem müssen wir dir was zu trinken holen, sonst dehydrierst du uns noch", sagte ich lachend und schaffte es endlich ihr auch ein kleines Lächeln zu entlocken. "Du musst das alles für mich nicht tun, Leon." "Ich weiß, aber ich will es." "Danke!" sagte Emma und gab mir einen Kuss. "Warum ist bei uns alles immer so kompliziert?" fragte sie mich leise. "Weil wir unser Leben zusammen organisieren müssen in doppelter Geschwindigkeit, weil wir schon ziemlich schnell zu dritt sein werden. Es ist genau wie bei anderen. Nur im Moment etwas schneller." "Also wird es irgendwann normal?" "Na klar! Ganz bald...ich verspreche es!" 

✧ POV Emma ✧

Ich rappelte mich vom Sofa auf und ging zur Küche. "Was machst du denn?" fragte Leon. "Ich mach mir einen Tee. Willst du auch einen?" "Nein, aber setz dich wieder hin. Ich mach das." Wortlos setzte ich mich wieder hin und beobachtete ihn wie er mir meinen Tee zubereitete und brachte. "Emma, wie schaffen wir es, dass du zur Ruhe kommst?" "Ich weiß es nicht." "Die neue Stelle, klingt toll und so. Aber ich glaube die Arbeit ist zu viel Stress für dich und das Baby." "Ja, ich weiß. Ich denke nur...was wenn ich zurück will und nicht mehr kann." "Du bist gut in dem was du machst, wieso sollte das nicht gehen?" "Keine Ahnung." "Weil es nicht so ist, Emma. Ich will dir nichts vorschreiben oder so. Aber ich würde mich wirklich wohler damit fühlen wenn du auf der Arbeit kürzer trittst. Ich werde noch verrückt um Sorge um dich, um euch." "Wieso? Es ist doch alles gut nach dem Sturz...Bis auf mein Arm." "Ich weiß, aber der Gedanke, das eine Sekunde ausreicht um mir alles zu nehmen, macht mir eine scheiß Angst." "Du bist süß wenn du so bist..." "Wie denn?" "So fürsorglich...du bist ja schon voll im Papa Modus." Ich musste lachen. "Ja, weil ich dich nicht verlieren will." "Wirst du nicht Leon. Niemals!" "Also ist das mit dem Wochenende klar?" fragte Leon und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Ja, sagen wir ab." "Was muss deiner Meinung nach noch schnell erledigt werden und womit wir dich etwas entlasten." "Der Gips nervt..." "Nicht in meiner Macht." "Mhm, schade. Der Umzug, in der anderen Wohnung ist alles gepackt. Aber weil ich da nicht mehr raus musste, hab ich das links liegen lassen." "Ich kümmere mich drum. Alles hierher?" "Naja, die Möbel brauchen wir ja eigentlich nicht." "Aber wir können ja welche austauschen, damit es von dir hier auch Sachen gibt." "Nein, das ist okay. Ehrlich." "Gut, nur die Kartons. Wird gemacht." "Danke, du bist der beste!" "Und das hilft dir?" "Ja, und ich kümmere mich um die Arbeit." 

"Wie willst du das machen?" fragte Leon. "Ich habe keine Ahnung. Eigentlich steht meine Meinung. Die Chance ist großartig, aber ich glaube ich denke nur darüber nach, weil ich Angst habe den Anschluss zu verlieren." "Bist du dir da sicher?" "Ja, ich glaube schon. ich habe Zeit bis Mitte März mich zu entscheiden. Ich denke, die Zeit nehme ich mir einfach." "Das klingt gut. Nimm dir die Zeit auch! Und was machen wir mit dem angebrochenen Tag?" "Wenn wir das Wochenende wirklich absagen wollen, sollten wir das jetzt machen. Und ich glaube, ich melde mich für heute auf der Arbeit einfach ab." "Gut, dann rufe ich alle an. Mach dir keinen Kopf! Das wird alles Emma" Leon gab mir einen Kuss auf die Stirn und ging nach oben. Ich blieb sitzen und schrieb meiner Assistentin eine Mail, dass ich für heute alles absagen musste. Dann blieb ich einfach auf dem Sofa sitzen und starrte raus. Draußen sah es wunderschön aus. Es lag Schnee, alles wirkte so friedlich. Ich wünschte mir nichts mehr als einfach für immer hier in dieser kleinen Blase zu bleiben. In diesem Moment, in dem alles so leicht und einfach schien. Wo ich einfach alle Probleme wegschieben konnte, aufschieben oder absagen. Hauptsache in diesem Moment hier, waren sie keine mehr. 

Leon kam wieder zu mir und setzte sich zu mir. "Es ist alles geregelt, Babe. Ich hab deinen Papa und meinen angerufen. Der gibt dem Rest der Familie Bescheid. Alle verstehen es und kommen einfach ein anderes Mal." Ich sah ihn an und lächelte etwas gequält. "Danke! Danke, dass du all das hier für mich mich machst." "Für meine beiden Mädchen mach ich alles." Leon setzte sich grinsend neben mich und legte den Arm um meine Schulter. "Deine beiden Mädchen..." "Ja, kaum zu glauben. Wenn ich gewusst hätte was in München auf mich wartet wäre ich viel früher hierhergezogen." "Glaubst du denn ich habe auf dich gewartet?" fragte ich ihn lachend. "Nein, aber es ist Schicksal. Du bist alles was ich will Emma. Und jetzt krieg ich noch eine kleine Mini-Emma." Das brachte mich zum lächeln. "Ja, ob du das aushalten kannst?" "Natürlich...Nichts wird einfacher als das." "Du bist wirklich glücklich oder?" fragte ich Leon, während ich ihm in die Augen sah. "Ja, du warst das letzte Teil, das alles perfekt macht." Er küsste mich, während er mein Gesicht in seine Hände nahm. Der Kuss war wunderschön, weil ich darin alles zwischen uns spüren konnte. Es war wie ein Feuerwerk. 

New Chapter - Teil 1 - Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt