Kapitel 162

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POV Emma

Leon war seit gestern wieder regelmäßig im Training und würde wahrscheinlich nächste Woche wieder ins normale Mannschaftstraining einsteigen. Das war natürlich super, zum einen weil er endlich wieder spielen würde, was seine Laune allgemein heben würde. Und außerdem musste ich gestehen, war ich froh tagsüber nochmal alleine zuhause zu sein. Leon lebte einfach immer in den Tag, ohne Struktur und ließ alles rumliegen. Ich war ja selbst nicht gerade Ordnungsfanatikerin, aber er machte sogar mich wahnsinnig.

Ich war gerade dabei, die Einkäufe zu verräumen, als es an der Wohnungstür klopfte. Wer konnte das denn sein? Eigentlich nur der Paketbote, wenn nicht unten geklingelt wurde. Ich ging zur Tür und öffnete sie und...

„Mama?" Ich schluckte schwer. „Emma. Ich...darf ich reinkommen?" Ich blinzelte sie kurz ungläubig an und öffnete die Tür. Sie kam rein und ich schloss die Tür wieder. „Was machst du hier?" „Ich bin hergeflogen, weil ich mit dir reden wollte. Bist du alleine?" Verunsichert schaute sie sich um. „Ja, Leon ist im Training. Flora schläft." „Ich hab geklingelt, aber du hast es vielleicht nicht gehört..." „Achso, ich hab voll vergessen, dass die Klingel aus ist. Manchmal schläft sie so unruhig und dann mach ich das manchmal aus. Willst du was trinken?" „Wenn es dir keine Umstände macht, würde ich einen Kaffee nehmen." „Gar nicht...komm rein!" Ich ging vor und war total verwirrt. Träumte ich das? Ich machte uns zwei Kaffee und gab ihr eine Tasse. Sie stand Imme noch einfach da und umklammerte ihre Tasche.

„Setz dich! Wann bist du angekommen?" „Eben erst, ich bin direkt hierher gekommen." „Weiß Papa, dass du hier bist?" Sie schüttelte mit dem Kopf. „War auch eher ein spontaner Entschluss..." „Achso..." Dann saßen wir eine Weile nur still da. Mama sah sich in der Wohnung um und hatte einen merkwürdigen Gesichtsausdruck. „Ruth, also Mama, ich bin etwas verwirrt, dass du hier bist, um ehrlich zu sein." „Ja, das verstehe ich. Und ich weiß, dass ich nicht das Recht dazu habe oder einen Anspruch darauf, dass du mir zuhörst. Nicht nach all dem was passiert ist." Ich nickte. „Emma, weißt du was für ein Tag heute ist?" „Mittwoch ist vermutlich nicht die richtige Antwort." „Jom Kippur, Emma." „Versöhnungstag...Deshalb bist du hergeflogen? Du hättest mir einen jüdischen Kalender per Mail schicken können" sagte ich bissig.

Meine Mutter musterte mich genau. „Emma. Ich hab mir den ganzen Weg hierher überlegt, was ich sagen soll. Und ich hab mir hundert Sätze überlegt. Aber jetzt wo ich dich sehe...da ist mir erst wirklich richtig klar, was ich gemacht habe." „Mama...tu mir einen Gefallen und komm zum Punkt." „Ich habe keine vernünftige Erklärung , für die Sachen dich ich gemacht habe. Ich war zu egoistisch um zu sehen, dass du glücklich mit all deinen Entscheidungen bist. Es war eben plötzlich alles so anders. Du wolltest immer mit Ben all diese Sachen und dann auf einmal war er aus deinem Leben gestrichen. Und dann war da Leon und direkt das Baby...Ich hatte kein Recht darauf, das ist mir jetzt klar, aber es hat für mich alles kaputt gemacht. Auch wenn das idiotisch ist." „Mama, ich verstehe das einfach nicht. Ben mochtest du früher genauso wenig." „Ja, das stimmt. Im Grunde ist es so, dass ich glaube niemand ist gut genug für dich." „Dann hast du aber eine merkwürdige Art, das zu zeigen." „Ich weiß..." sagte meine Mutter leise.

Wieder war es eine Weile still. „Emma, als du damals nach München gegangen bist, war das schwer für mich. Alles in meinem Alltag drehte sich um dich. Und plötzlich warst du weg. Aber Ben war da. Und ich dachte immer, er wäre die Verbindung für dich, damit du überhaupt, wenn auch nur ab und zu, zu uns nachhause kommst. Aber mit Leon, da war mir klar, würde das nicht passieren. Euer Leben fand hier statt und er würde keinen Bezug zu deiner Heimat haben. Ich war mir sicher ich verliere dich." „Und dann hast du gedacht, vergraule ich die beiden lieber, dann müssen sie sich nicht entscheiden." „Liebes, ich weiß, dass das alles keinen Sinn gemacht hat. Und ich bin nicht deshalb hier..." „Weshalb dann?" „Ich will mich entschuldigen und um Vergebung bitten." „Mama, wie stellst du dir das vor? Ich nehme das jetzt an und es ist einfach alles Friede, Freude, Eierkuchen?" „Nein, das ist doch Quatsch...ich weiß, dass es nie wieder so sein wird wie vorher Emma. Ich wollte einfach nur das du weißt, ich weiß um meine Fehler."

New Chapter - Teil 1 - Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt