Wut und Gedankenspiele

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Regulus POV

Was hatte er sich dabei gedacht? Was um alles in der Welt, hatte er sich dabei gedacht? So etwas vor der ganzen Familie zu sagen-. Die Hochzeit war damals nach einigem Zögern normal weiter verlaufen.  Alle hatten sich unterhalten, über dies und über das. Cissy hatte sich nach kurzer Zeit wieder Lucius zugewandt und die Welt um sie herum vergessen. Sirius blieb jedoch für den Rest der Hochzeit weg.  Vater war nach einiger Zeit wieder zu uns Anderen gestoßen, doch Sirius hatte er nicht mehr erwähnt.

Mutter schien auch noch in den nächsten Tagen rauschend vor Wut auf Sirius zu sein. Klar. Er hatte sie vor der gesamten Hochzeitsgesellschaft bloß gestellt. Er hatte sich mal wieder benommen, als wäre er etwas Besseres. Als wäre er mehr wert, weil er nicht an die Prinzipien der Familie glaubte. Als könnte er dich alles erlauben, weil er so oder so im recht war. Doch das war er nicht. Es gab nichts, was ihm damals das Recht verliehen hätte, so etwas zu sagen. Im Gegenteil. Er hatte kein Recht dazu gehabt! Niemand hatte ihn irgendwas getan, und was tat er? Er provozierte die Erwachsenen absichtlich, um sich Ärger einzuhandeln.

Um sein Ansehen in der Familie noch mehr zu verlieren, als er es so oder so schon verloren hatte. Ich wollte mir gar nicht erst vorstellen, was die Malfoys über ihn dachten. Was sie über unsere Familie dachten. Dass wir ein seltsamer Haufen waren, der sich nicht beherrschen konnte. Vermutlich würden sie sich fragen, was bloß aus der einst so stolzen und ehrwürdigen Familie Black geworden war. Zu was sie geworden war. Und das alles, wegen einem frechen Sohn, der es sich nicht hatte verkneifen können, so einen unverschämten Kommentar von sich zu geben. Als wäre er der Einzige Mensch auf Erden.

Dieses mal konnte ich Mutter's Wut verstehen. Ich verstand, warum sie hinaus und wieder, wirres Zeug vor sich hin murmelte, als würde sie mit Sirizs reden. Ich verstand, weshalb sie sich weigerte, ihren älteren Sohn zu sehen.  Ich verstand, weshalb sie sich weigerte, über ihn zu reden. Auch Vater redete nicht sonderlich viel über Sirius. Wenn überhaupt. Auch ihm war die Wut anzusehen, wenn er auch nur den Namen seines älteren Sohnes hörte. Und Sirius selbst schien es nicht für nötig halten, jemals wieder aus seinem Zimmer heraus zu kommen.

Es war nun fast drei Tage her, seit ich ihn das letzte mal außerhalb seines Zimmers gesehen hatte. Wie auch letztes Jahr in den Ferien, kam er nur gelegentlich zu Essenszeiten oder auch nur so für kurze Zeit  heraus. Doch selbst dann redete er nicht mit uns. Beachtete uns fast nicht. Und würdigte uns kaum eines Blickes.
Man sollte meinen, dass, wenn man es schon gewöhnt war, so behandelt zu werden, der Schmerz nicht mehr sonderlich stark sein würde. Dass er langsam aber sicher verschwinden würde. Dass man sich einfach an die Situation gewöhnen würde, egal, wie viel die andere Person einem bedeutete.

Doch dies war ein Irrtum.  Ich würde mich wohl nie daran gewöhnen, von meinem eigenen Bruder ignoriert und gehasst zu werden. Ich wollte es doch noch nicht mal wahr haben.  Ich weigerte mich, zu akzeptieren, dass ich ihm egal war. Dass er mich wahrscheinlich sogar hasste. Was wohl auch einer der Gründe war, weshalb es mich immer wieder auf's Neue verletzte, wenn ich merkte, dass es doch so war. Dass es nichts brachte, dies zu verleugnen oder nicht wahr haben zu wollen. Denn egal wie oft ich denken würde- wie oft ich mir einreden würde, dass ich ihm vielleicht doch nicht ganz egal war, es würde nichts an der bitteren Wahrheit ändern.

Ich war ihm egal. Ich war ihm egal gewesen, sobald ich in das Haus Slytherin eingeteilt worden war. Ich war ihm egal gewesen, sobald er James Potter kennen gelernt hatte. Sobald er mich durch ihn ersetzt hatte. Sobald ich für ihn nur noch das dumme, naive Muttersöhnchen gewesen war, das seinen Eltern unbedingt gefallen wollte. Sobald er mich für verdorben abgestempelt hatte. Sobald er bessere Freunde gefunden hatte.

Oft, wenn ich an seiner Zimmertür vorbei lief, überlegte ich, ob ich mir vielleicht einfach einen Ruck geben sollte. Ob ich einfach die Türe öffnen und in sein Zimmer eintreten sollte. Ob ich über meinen eigenen Schatten springen und ihn darauf ansprechen sollte.  Ihn mal wieder ansprechen sollte. Ich wünschte mir so oft, wieder normal mit ihm reden zu können. Ohne , dass wir uns ständig stritten. Ohne, dass ich ständig aufpassen musste, nichts Falsches zu sagen, weil er sonst die Geduld verlor und mich wie immer loswerden wollte.

Doch immer, wenn ich mich dies fragte, kam ich schließlich auf die Antwort ' Nein.' Er würde nicht mit mir reden wollen. Er würde mich vermutlich nicht mal sehen wollen. Er war wohl froh, wenn er nichts mit mir zu tun haben musste. Wenn uns vier Wände und eine dunkle, harte Holztüre trennten. Wenn er wusste, dass ich ihn nicht stören würde. Ihn nicht mir meiner Anwesenheit belästigen würde.

Ich war so ein Feigling. Ich hängte mich daran, was ich glaubte, dass er tun würde. Ich hängte mich daran und redete mir ein, dass er auch in Wirklichkeit so reagieren würde. Glaubte selber, dass es so wäre. Obwohl dies nicht viel mehr war, als eine Annahme von mir. Eine Annahme, die vielleicht gar nichts zu bedeuten hatte. Vielleicht würde er mit mir reden. Vielleicht wäre er froh, mich zu sehen. Vielleicht sollte ich wirklich in sein Zimmer treten und mit ihm reden. Doch die Angst vor der negativen  Reaktion überwog. Die Angst davor, verletzt zu werden, überwog. 

Vielleicht war es mir sogar lieber, ich wäre ihm egal. Denn dann, müsste ich mir nicht die Mühe machen, ihn anzusprechen. Dann müsste ich mir keine Gedanken darüber machen, was er von mir dachte. Weil ich ihm einfach egal wäre. Dann würde ich mich nicht überwinden müssen. Dann müsste ich es nicht riskieren, noch mehr verletzt zu werden. Denn ich war schon zu oft verletzt worden. Ich fühlte mich, als wäre ich  schon so kaputt, dass nur noch ein kleiner Stoß fehlte, ehe ich komplett zusammen brechen würde. Feigling.

Erneut lief ich eines Tages am Zimmer meines Bruders vorbei. Erneut spielte ich mit dem Gedanken, einzutreten.  Erneut war ich kurz davor, mich davon abzuhalten. ' Stop. Nicht dieses Mal! ' Ich klopfte schließlich an seine Zimmertür. Keine Antwort.  Ich klopfte erneut. Immer noch keine Antwort. " Sirius?" , " Verzieh dich, Regulus!", ich hatte recht gehabt. Er wollte tatsächlich nichts mehr mit mir zu tun haben. Doch dieses Mal würde ich keinen Rückzieher machen. Ich nahm all meinen Mut zusammen, drückte die Türklinke des Zimmers runter und trat ein.

AN: Soo, noch ein Kapi XD wie fandet ihr es so? Lasst mir gerne eure Meinung dazu da und joa 😉😊dann bis bald ❤

LG: Drawaine

Born to die || Regulus Black Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt