Regulus POV
Und da stand ich. Am Gleis 9 3/4. Alleine. Ganz alleine. Meiner Eltern waren schon längst gegangen und mein Bruder- wenn ich ihn überhaupt noch so nennen konnte, war wohl irgendwo am Bahnsteig, wo die Potters sich aufhielten. Ich sah mich um und stellte fest, dass die gesamte Umgebung mit einem Mal so unglaublich drückend, so düster auf mich wirkte.
Dieses Jahr verspürte ich keine wirkliche Freude dabei, nach Hogwarts zurück zu kehren. Der Rauch, der von dem roten Hogwartsexpress ausging, breitete sich über den gesamten Bahnsteig aus und nahm mir die Luft zum Atmen. Ich blinzelte ein paar mal, und versuchte, durch den Rauch, der immer noch in der Luft lag wieder klar sehen zu können. Schließlich glitt mein Blick über die vielen Schüler, die wie immer am Bahnsteig standen.
Egal, ob Erstklässler oder Siebtklässler. So gut wie alle waren mit ihren Familien da. Ihren Eltern, ihren Geschwistern- einige sogar mit ihren Großeltern. Alle sahen sie glücklich darüber aus, dass nun ein neues Jahr in Hogwarts beginnen würde. Alle freuten sie sich darauf, ihre Freunde wieder zu sehen, die sie sechs Wochen nicht mehr gesehen hatten.
Auch ich freute mich, Severus und Evan wieder zu sehen. Auch ich freute mich, dass ein neues Schuljahr begann. Ein neues Jahr, in dem ich mich wohl wieder einmal beweisen musste. Beweisen, dass ich es wert war, den Namen Black zu tragen. Beweisen, dass ich besser war, als mein Bruder. Zu beweisen, dass ich zu der Familie gehörte. Dass ich kein ' Blutsverräter' war.
Ein neues Jahr in dem ich mich mit allen Anderen Schülern messen müsste. In dem ich wieder einmal besser als sie sein müsste. In dem ich wieder einmal alles geben müsste, um sie zu übertrumpfen. In dem ich mir wohl wie so oft mehr Feinde als Freunde machen würde. In dem ich alles geben würde, nur, um in den nächsten Sommerferien wieder feststellen zu müssen, dass es dennoch nicht genug war.
Ein weiteres Jahr, während dem Sirius und ich uns immer mehr auseinander leben würden. Ein weiteres Jahr, während dem das ganze Konkurrenzdenken nur zunehmen würde. Ein weiteres Jahr, in dem sich unser Verhältnis aufgrund unserer Häuser, unserer Einstellungen verschlechtern würde.
Als die grauen Rauchschwaden sich langsam lichteten, konnte ich die schemenhaften Umrisse von vier Personen erkennen. Die Familie der Potters. Und mitten unter ihnen, mein älterer Bruder Sirius. Sie alle standen momentan noch mit dem Rücken zu mir, so, dass sie es wohl nicht merkten, dass ich sie anstarrte. Sie schienen allesamt in ein sehr wichtiges, vertrauliches Gespräch vertieft zu sein, so, dass sie nicht sonderlich darauf achteten, was um sie herum los war.
Potter ging lachend einige Schritte zurück und klopfte Sirius anschließend auf die Schulter. Sie alle wirkten so unbesorgt. Glücklich. Zufrieden. Zufrieden mit sich selbst und ihrem Schicksal. Zufrieden damit, wie es nun gekommen war. Sirius selbst wirkte in Gesellschaft der Potter's glücklicher, als er es jemals gewesen war, als er noch offiziell zu unserer Familie gehört hatte.
Er wirkte fröhlicher, als ich ihn je zuvor gesehen hatte. Sogar fröhlicher, als er jemals als Kind gewesen war. Als würde sein wirkliches Leben gerade erst jetzt richtig anfangen. Als hätte er seine richtige Familie erst jetzt gefunden. Als hätte er das Gefühl der Freude erst jetzt wirklich gefunden. Als hätte er dieses Gefühl nie zuvor gekannt.
Ich musste wohl ein paar Schritte näher an die Szene ran gelaufen sein, denn auf einmal sah Potter auf. Es wirkte , als würden seine Haselnussbraunen Augen durch die runde Brille direkt in meine Augen blicken. Sein Blick wirkte glücklich, unbeschwert. Als würde er sich über alles freuen, dass Sirius nun in gewisser Weise zu seiner Familie gehörte. Dass er ihn jetzt noch mehr als Bruder ansehen konnte, als er es bis jetzt schon getan hatte. Und auf irgendeinem Grund machte mich genau das wütend.
Es machte mich wütend, Potter glücklich zu sehen, während ich meinen düsteren Gedanken nachhängen musste. Ihn völlig unbeschwert zu sehen, während ich mir wegen meiner Zukunft, die meine Eltern für mich geplant hatten den Kopf zerbrach. Dass er im hier und jetzt leben konnte, während meine Gedanken schon um die nächsten Sommerferien kreisten.Um die Ferien und darum, was in diesen passieren würde.
Plötzlich tippte Potter Sirius auf die Schulter und flüsterte ihm irgendwas zu. Er musste wohl gemerkt haben, dass ich einfach dagestanden und die kleine Gruppe angestarrt hatte. Vermutlich hatte das, was er Sirizs zugeflüstert hatte ebenfalls etwas mit mir zu tun, den dieser schaute nun ebenfalls in meine Richtung. Das Grinsen, das vor wenigen Sekunden noch seine Lippen geziert hatte, verschwand schlagartig, als er mich sah.
Als wäre ich eine Art schlechtes Omen. Als wäre seine gute Laune weg, sobald er mich, jemanden aus seiner alten Familie sah. Als wäre er nur dann glücklich, wenn er weit weg von all dem wäre. Weit weg von uns. Und wenn ihn nichts und niemand jemals wieder an uns erinnern würde. Wenn er uns endlich vergessen können würde.
Statt Freude, sprach nun Trauer aus seinem Blick. Trauer, aber irgendwie auch Enttäuschung, Wut und der stumme Vorwurf des Verrates. Als würde er enttäuscht von mir sein, sich von mir verraten fühlen. Dabei war er es, der mich verraten hatte. Der mich im Stich gelassen hatte, obwohl ich ihn trotz allem brauchte. Der ohne ein einziges, weiteres Wort von zu Hause abgehauen war. Zu den Potters.
Und nun? Nun machte er mir Vorwürfe. Mir, der nun die komplette Last seiner Eltern auf den Schultern trug. Der unter all dem mehr litt, als er zugeben wollte. Der drohte, noch mehr daran kaputt zu gehen. Verräter.
Wütend wandte ich den Blick ab, nahm meinen Koffer und stieg in den Zug. Ich wollte nicht mehr länger in seiner Nähe sein. Ich wollte diesen enttäuschten , vorwurfsvollen Blick nicht mehr länger sehen müssen. Den Blick, mit dem ich ihn eigentlich ansehen müsste. Die Gefühle, die eigentlich ich ihm gegenüber verspüren musste. Denn ich hatte alles richtig gemacht. Ich hatte niemanden enttäuscht, ich hatte meine Familie nicht im Stich gelassen.
Ich wollte sie nicht vergessen und einfach vor meinen Problemen wegrennen. Und ich würde mir bestimmt nicht von Sirius einreden lassen, dass dies, was ich getan hatte falsch war. Dass es falsch war, zu seiner Familie zu halten. Dass es falsch war, sie nicht fnttäuschen zu wollen. Missmutig zog ich den Koffer hinter mir her, bis ich zu dem Abteil kam, in dem Severus und Evan bereits auf mich warteten. Ich seufzte und schob die Abteiltüre auf. " Hi Sev. Hallo Evan. Ihr habt doch nichts dagegen, wenn ich mich zu euch setze?"
AN: Soo, das nächste Kapi ist draußen XD wie fandet ihr es so? Lasst mir gerne eure Meinung dazu da und joa 😉😊 dann bis bald ❤
LG: Drawaine
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Born to die || Regulus Black
FanfictionWie man am Titel vielleicht schon erkennen kann, wird das hier eine FF über das Leben von Regulus Black. :D