Streit bei den Rosiers

401 46 6
                                    

Regulus POV

Ich saß mal wieder im Gemeinschaftsraum und wartete auf Severus. Ich laß in einem Buch, was die Zeit schneller vergehen ließ, so, dass ich nicht genau wusste, wie lange ich schon hier saß. Schließlich hörte ich Schritte auf mich zukommen und sah von meinem Buch auf. Doch der, der da gerade auf mich zustolziert kam, war nicht Severus. Nein, sondern Evan. Zumindest sah er so aus wie Evan. Denn seine sonst so stolze Ausstrahlung, schien ziemlich verloren gegangen zu sein. Sein Blick war zu Boden gerichtet und seine Schultern ließ er ebenfalls hängen. Er wirkte wortwörtlich geknickt. 

Hatte er Streit mit seiner Familie gehabt? Ehrlich gesagt, konnte ich mir das nicht vorstellen. Der Gedanke an Evan, der Streit mit seinen Eltern hatte, war fast schon absurd. Zumindest demnach, was er immer über seine Eltern erzählte. Oft prahlte er mit ihnen. Mit ihrer Macht. Mit ihrem Geld. Damit, dass er so gut wie immer das bekam, was er wollte. Damit, dass seine Eltern ihn respektierten und stolz auf ihn waren. Wenn Sie ihm etwas schickten, zeigte er es meistens der Hälfte aller Schüler aus Slytherin. ' Seht mal, ein neuer Besen!' , hatte er neuerdings durch die ganze große Halle gerufen und den Besen so hoch in die Luft gehalten, dass man ihn auch noch vom anderen Ende der Halle erkennen hätte können.

Ihm Vergleich zu dem Evan, wirkte dieser, der sich gerade neben mich auf die Couch sinken ließ, seltsam schlaff. Wie eine leere Hülle, seines früheren selbsts. Er wirkte müde und schlapp, als hätte eine schwere Krankheit seine Kräfte ausgelaugt. Als würde er sich wünschen, nie mehr von dieser Couch aufzustehen. Oder sich  überhaupt hinlegen und nie mehr aufwachen. Ich kannte dieses Gefühl. Meistens, wenn ich Streit mit meinen Eltern hatte, wünschte ich mir das Gleiche. Nur um zu sehen, wie sie dann reagieren würden.

Ob sie traurig sein würden. Ob sie weinen oder klagen würden. Ob sie mit Stolz an mich zurück denken würden. Ob sie, wenn sie sich an mich erinnern würden, wenigstens einige Gefühlsregungen zeigen würden. Oder ob es Ihnen egal sein würde. Ob sie einfach verächtlich  auf meinen Körper starren und sich dann abwenden würden. Ob sie mich als schwach bezeichnen würden und mit nichts als Verachtung an mich zurück denken würden. Doch ich fragte mich nicht nur, wie meine Eltern reagieren würden.

Sondern auch, wie Sirius reagieren würde. Ob er trauern würde. Ob er es bereuen würde, mich die ganze Zeit über ignoriert zu haben. Ob es ihm leid tun würde, dass er so ziemlich versucht hatte, mich zu vergessen. Ob er mit Bedauern an die früherer Zeit zurück denken würde. Oder ob er damit komplett abgeschlossen hatte. So komplett, dass es ihm egal wäre. Dass er nur einen kurzen Blick auf das werfen würde, was einst sein Bruder war und sich einfach weiter mit Potter abgeben würde. Ohne jegliche Gedanken an mich. Ich würde es wohl nie erfahren. Und vielleicht war dies auch gut so.

Gleichzeitig fragte ich mich genau in diesem Moment, was bei mir falsch lief, dass ich mir über so etwas Gedanken machte. Dass ich mich fragte ,  wie Leute aus meiner Familie reagieren würden, wenn ich nicht mehr da wäre. Und solche Gedanken mit dreizehn Jahren. Ungewöhnlich. Doch ich war von meinen Gedankengängen her, schon lange keine dreizehn mehr. Ich war ein Junge, der zu früh erwachsen wurde. Der schon viel älter war, als man ihm ansah. In diesem Fall, hatte die Zahl, die mein eigentliches Alter angab nicht sonderlich viel zu bedeuten. Ich war einfach zu erwachsen für mein Alter. Erwachsen, oder doch einfach kaputt? Vermutlich beides. Familie und der Krieg, der draußen herrschte, hatten durchaus Einfluss darauf, wie ein Kind aufwuchs. Wie schnell es erwachsen wurde. Nämlich zu schnell.

" Evan, was ist los?", fragte ich den rothaarigen Slytherin, der immer noch ziemlich fertig neben mir saß. Evan sah auf. Ich konnte vereinzelt Tränen in seinen leicht geröteten Augen glitzern sehen. Schnell wischte er sich mir dem Handrücken über die Augen, als hätte er erst jetzt gemerkt, dass ich seine Tränen auch sah. Und als wollte er nun vor mir verbergen, dass er geweint hatte. Weil es ihm peinlich war. Weil er nicht schwach wirken wollte. Stets wurde uns Kindern von reinblütigen Familien eingeschärft, weinen wäre etwas für Schwächlinge.  Nur die Schwachen, die nichts aushielten, taten dies. Das behaupteten meine Eltern zumindest.

Wer stark und stolz war, musste bereit sein, auch etwas auszuhalten. Bereit sein, für seine Ziele zu arbeiten. Bereit sein, auch von seinen Eltern  eines Besseren belehrt zu werden, wenn man falsch lag. Oder einen Fehler gemacht hatte. Man durfte nicht weinen, wenn man mal geschlagen wurde. Auch dann nicht, wenn der Schlag einen umgehauen hatte. Man hatte sich wieder aufzurichten, weiter zugehen und so zu tun, als wäre nichts passiert. Man durfte nicht fallen. Nicht fallen und schon gar nicht erst liegen bleiben. Egal, wie schlecht es einem ging.

" Meine Eltern. Sie haben mir einen Brief geschickt und- sie sind sehr unzufrieden mit mir.", murmelte er, den Blick immer noch zu Boden gerichtet. Also doch nicht der kleine Liebling, der nichts falsch machen konnte. Im Gegenteil. Seine Eltern hatten wohl auch eine Gegenleistung erwartet, die nicht gekommen war. Evan hatte sich bis jetzt von ihnen verwöhnen lassen, ohne etwas dafür zu tun. Lernen tat er nicht sonderlich viel. Das Meiste schnappte er einfach aus dem Unterricht auf. Dies reichte meistens, um durch die Prüfungen zu kommen. Ich sagte, um durch die Prüfungen zu kommen. Nicht, dass man gut durchkam. Denn Evan war kein Vorzeigeschüler. Im Gegenteil.

" Sie haben gesagt, ich wäre zu verwöhnt.  Dass ich ein verwöhnter Schnösel bin. Dass es eine Schande ist, dass ich den Namen Rosier trage. Dass ich ein schlechter Schüler und zu nichts zu gebrauchen bin.", sagte Evan verbittert. Irgendwie hatte ich Mitleid mit ihm. Seine Eltern schienen ihm wirklich wichtig zu sein, genauso wie ihre Familientradition. Er wollte seine Eltern stolz machen, doch wusste nicht wie. Er war es nicht gewöhnt, dass sie so mit ihm sprachen.
Er war es stets gewöhnt, dass sie ihn lobten und ihm sagten, wie stolz sie auf ihn seien.

Denn dies machte Evan selbst auch stolz. Er tat mir leid. Weil ich dieses Gefühl kannte.  Sogar zu gut. Ich wollte ihn trösten, doch wusste nicht, wie. " Das tut mir leid. ", sagte ich ehrlich. Evan nickte nur. " Vielleicht- wenn du dich etwas mehr anstrengst, vielleicht sind sie dann stolz!", versuchte ich hilflos, ihn wenigstens etwas aufzuheitern. Doch er schüttelte nur den Kopf. " Ich hab verspielt.  Sie hassen mich.", murmelte er. " Sie würden dich nicht hassen. Sie sind lediglich enttäuscht, weil du ihre Forderungen nicht erfüllt hast. Ich bin mir sicher, dass wenn du das tust, sie bereit sind, dir zu verzeihen.", sagte ich aufmunternd und lächelte leicht. Er sah kurz auf und wischte sich erneut die Tränen aus den Augen . " Wir werden sehen."

AN: Soo, noch ein neues Kapitel 😊 wie fandet ihr es so? Lasst mir gerne eure Meinung dazu da und joa 😉😊 dann bis bald ❤

LG: Drawaine

Born to die || Regulus Black Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt