Regulus POV
Ich war schrecklich darin, andere zu trösten. Egal um wen es ging, ich bekam es einfach nicht hin. Auch, wenn es Anfangs den Anschein machte, als hätte ich mein Gegenüber wenigstens einigermaßen trösten hatte können. Auch, wenn mein Gegenüber dann für einen kurzen Moment beruhigt, wieder in Ordnung wirkte. Doch ich wusste, dass dies so gut wie nie der Fall war. Dass sich tief im Inneren meines Gegenübers rein gar nichts gebessert hatte. Vielleicht sogar noch schlimmer geworden war. Andere, war es kein großes Wunder, dass ich Andere nicht trösten konnte.
Dass ich selbst meine besten Freunde nicht trösten konnte. Denn wie sollte ich jemand anderem helfen, wenn ich mir nicht mal wirklich selbst helfen konnte?
Wie sollte ich jemanden wieder zusammen flicken, wenn ich selbst derjenige war, der Tag für Tag mehr zerbrach und keinen Weg sah, sich wieder zusammen zu fügen? Zumindest nicht dauerhaft.Eher auf die Art wie, wenn man eine Wunde hatte, die stark blutete und sich nicht zu helfen wusste. Keine Ahnung hatte, wie man die Blutung stoppen sollte. Und schließlich einen schlampig gebundenen Verband darum wickelte, der viel zu eng saß. Für einige Zeit , würde er die Blutung stoppen. Doch dann würde er anfangen zu drücken und zu schmerzen. Irgendwann würde er das Blut nicht mehr aufhalten können. Irgendwann sicherte es durch, und man musste sich einen neuen Verband besorgen. Doch dieser wäre auch nur für einige Zeit nützlich. Eine Lösung, die nicht für immer halten würde.
Wenn ich versuchte, meine Freunde zu unterstützen oder ihnen zu helfen, kam ich mir manchmal selbst vor, wie ein schwer Verletzter, der mit seinen kaum noch vorhandenen Kräften versuchte, noch schlimmer Verletzte zu heilen. Ihnen zu helfen, wenn auch nur ein kleines bisschen. Doch so etwas ging meistens nicht gut aus. Denn wenn jemand mit einer schweren Wunde versuchte, andere mit noch schwereren Wunden zu heilen, endete es meist damit, dass dies schließlich beiden zum Verhängnis wurde.
Dass schließenden und endlich doch beide ihren Wunden erlagen.
Weil beide aufgrund ihrer Verletzung nicht in der Lage waren, dem jeweils Anderen zu helfen. Auch, wenn sie sich noch so sehr bemühten. Auch, wenn sie gehofft hatten, den jeweils Anderen retten zu können. Denn schließlich waren beide machtlos. Machtlos gegen etwas, worauf sie keinen Einfluss hatten. Das sie nicht selbst bestimmen konnten.Machtlos. So fühlte ich mich eines Abends, als Severus Snape wortlos den Gemeinschaftsraum betrat, und niemanden auch nur eines Blickes würdigte. Nicht einmal mich. Sondern sich sofort zu den Schlafräumen der Jungs aufgemacht hatte. Der fast schon zu den Schlafräumen gerannt war. Der es wohl gar nicht hatte erwarten können, aus dem Sichtfeld der Anderen verschwunden zu sein.
Der in dem Moment wohl am liebsten unsichtbar gewesen wäre. Dass er aus irgendeinem Grund alleine sein wollte. Alleine mit nur sich selbst als Gesellschaft. Sich selbst und seinen Gedanken und Gefühlen.
Ich merkte, dass ihn irgendwas bedrückte, doch ich wusste nicht was. Egal was es war. Es schien ihn unglaublich fertig zu machen. " Sev!", rief ich ihm zu, als er an dem schwarzen Sofa vorbeirauschte , auf dem ich Platz genommen hatte. Ohne mich auch nur anzusehen, rauschte er daran vorbei und verschwand schließlich in unserem Schlafsaal. Seine Haaren hingen zu sehr in sein Gesicht, als dass ich hätte seinen Gesichtsausdruck sehen können. Erstens das und zweitens war er auch viel zu schnell außer Sichtweite. Plötzlich glaubte ich zu wissen, was passiert war.
So reagierte nur jemand, der entweder etwas Schlimmes erlebt hatte, und nicht darüber reden wollte, oder jemand, der einen Konflikt mit jemandem gehabt hatte, und darüber nicht sprechen wollte. Ehrlich gesagt, ging ich bei Severus eher von dem Zweiten aus.
Denn Schlimmes, hatte er mittlerweile mehr als genug erlebt. Doch er hatte sich noch nie gescheut, darüber zu sprechen, während das Thema Verhältnisse und Gefühlen schon immer ziemlich heikle Themen gewesen waren. Es war fast die einzige, logische Erklärung, dass er sich mit einer Vertrauensperson gestritten hatte. Und es gab nur eine Person, bei der ich wusste, dass ein Streit mit ihr Severus dermaßen kaputt machen würde. Lily Evans.
Ruckartig stand ich von dem Sofa auf und stolperte wegen der Hektik fast über meine eigenen Füße. Mit zügigen Schritten lief ich den gleichen Weg wie Severus zu unseren Schlafräumen. Ich schaute mich einige Zeit lang um. Die Schlafräume wirkten überraschend düster, lediglich das Licht, das durch das Wasser des Sees brach, und einige, grünlich leuchtende Kugellampen an der Decke erhellten den Raum etwas. Dunkelgrüne Vorhänge hingen über den Betten.
Schließlich erkannte ich eine schemenhafte Gestalt auf einem der Betten sitzen. Eine Gestalt, die mir durchaus bekannt vorkam. Eine Gestalt an deren bloßen Haltung man schon erkennen konnte, dass es ihr alles andere als gut ging. Langsam trat ich näher an die Gestalt heran. " Severus?", fragte ich vorsichtig.
Severus schreckte auf und sah mich ertappt an, als hätte ich ihn bei irgendwelchen illegalen Aktivitäten erwischt. " Reg? Was machst du hier?", fragte er erschrocken. " Ich will mit dir reden. Was ist passiert?", fragte ich eindringlich. Auch, wenn ich schon einen gewissen Verdacht hatte, was passiert sein könnte, wollte ich es doch lieber von ihm selbst hören.
" Mir geht es gut.", entgegnete Severus schlicht und sah zu Boden. Es mochte ja sein, dass ich bei Weitem nicht so gut darin war, durch die Masken Anderer zu sehen wie Severus, doch in diesem Fall, fiel es mir mehr als leicht zu merken, dass etwas nicht stimmte. Und ich würde auch herausfinden was. " In Ordnung. Und jetzt bitte die Wahrheit. " sagte ich leise, aber mit mehr Nachdruck als vorhin.
" Sie hasst mich, Reg.", flüsterte er. Seinen Gesichtsausdruck zu sehen, hätte einem selbst schon fast weh tun können. In seinen Augen spiegelte sich unglaublicher Schmerz. Schmerz und Verzweiflung. Die Art von Schmerz, die einem nur die Leute zufügen konnten, die einem am meisten bedeuteten. Die Art von Schmerz, die man dann verspürte, wenn man eben diese Leute verlor.
" Sev. Was ist passiert?", hakte ich nach. " Ich bin auf deinen Bruder und seine Freunde gestoßen. Sie haben das getan, was sie immer tun, wenn sie mir begegnen. Nur dieses Mal war es schlimmer. Dann ist Lily gekommen und hat gesagt sie sollten aufhören. Potter hat mich damit aufgezogen und-", er machte eine Pause und holte tief Luft, als müsste er erstmal wieder Sauerstoff in seine Lungen bekommen. Als würde ihn das, was er gleich erzählen würde, jede Kraft kosten.
" Ich weiß nicht, was los war. Ich war so wütend. So verzweifelt. Es war mir so peinlich, die ganze Situation! Ich wollte nicht dumm dastehen und ich habe- ich habe sie Schlammblut genannt!", den letzten Teil des Satzes schrie er schon fast heraus. Pure Verzweiflung sprach nun aus seiner Stimme. " Sie hasst mich. ", flüsterte er anschließend erneut.
AN: Soo, das nächste Kapi ist draußen XD wie fandet ihr es so? Lasst mir gerne eure Meinung dazu da und joa 😉😊 dann bis bald ❤
LG: Drawaine
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Born to die || Regulus Black
FanficWie man am Titel vielleicht schon erkennen kann, wird das hier eine FF über das Leben von Regulus Black. :D