Regulus POV
Gleichgültig betrachtete ich den Jungen im Spiegel. Seine schwarzen Haare wirkten zwar ziemlich gepflegt, doch einige Strähnen hingen ihm schlaff ins Gesicht und verdeckten das linke Auge fast komplett. Einige würden sich wohl fragen, wie er so überhaupt richtig sehen konnte. Doch ehrlich gesagt, störten die einzelnen Strähnen dabei herzlich wenig. Die Mühe, sie mir aus dem Gesicht zu schieben, machte ich mir dieses Mal gar nicht erst.
Die Haut des Jungen im Spiegel, wirkte blass. Ungesund blass, so, dass man so gut wie alle Adern bläulich bis lila durch die Haut schimmern sah. Auch wirkte er ungesund dünn- als hätte er wochenlang nichts mehr gegessen. Was nicht wirklich der Fall war , doch der Junge wirkte ausgemergelt. Erschöpft. Kraftlos. Die Knochen am Handgelenk standen gut sichtbar unter der Haut hervor. Insgesamt wirkte das Erscheinungsbild des Jungen zerbrechlich.
So zerbrechlich, dass man denken könnte, ihn mit einem Stoß umhauen zu können. Dass man meinen könnte, man würde ihm gleich mehrere Rippen brechen, wenn man ihn auch nur kurz anrempelte. Doch das, was dem Gesamtbild des Jungen wohl den traurigsten Anschein verlieh, waren die Augen. Die silbergrauen, früher so lebensfreudigen Augen. Die früher stets so aufmerksam, so wach gewirkt hatten. Nun wirkte der Ausdruck, der in ihnen lag stumpf. Ohne jegliche Emotionen, nahezu ausdruckslos.
Als hätte irgendwas den Glanz , der früher in seinen Augen gelegen hatte ausgelöscht. Als hätte ihm jemand sozusagen das Licht hinter seinen Augen genommen. Sein weißes Hemd bildete einen leichten Kontrast zu den dunklen Haaren. Die Ärmel des Hemden waren beide hochgekrempelt, so, dass man auf dem linken Unterarm ein dunkles Mal erkennen konnte.
Es hatte am Rand noch einen leicht rötlichen Ton, als wäre es entzündet, oder als wäre die Haut darunter verletzt. 'Das vergeht nach einigen Tagen.' Hatte Bellatrix behauptet. Es sei bei allen Todessern anfangs sich gewesen, ehe die Haut sich wieder erholt hatte. Ehe sie wieder einigermaßen verheilt war und einzig und allein das dunkle Mal zu sehen sein würde. Seine Ausstrahlung wirkte trotz allem stolz, doch auf gewisse Weise auch unglücklich.
Unglücklich, doch ohne es wirklich zu zeigen. Ohne es zu zugeben. Ohne es sich selbst einzugestehen. Schließlich wandte ich mich vom Spiegel ab. Ich wollte mich nicht in so einem Zustand sehen. So kaputt, so schwach. Ich hatte keinen Grund, so kaputt zu gehen.
Ich hatte das Richtige getan. Ich hätte Grund dazu, stolz auf das zu sein, was aus mir geworden war. Ich sollte mir keine Vorwürfe machen, meine Loyalität dem dunklen Lord geschenkt zu haben. Ich hatte doch recht. Meine Familie hatte doch recht, was ihre Einstellung anging. Oder?
Hätte sich eine Tradition wirklich über so viele Generationen erhalten, wenn sie falsch wäre? Würden wirklich so viele Reinblüter daran glauben, wenn es ein komplett falscher Weg wäre? Hätten so viele mitgezogen, wenn es falsch war? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass ich jetzt so oder so nicht mehr zurück konnte. Ich glaubte, im Recht zu sein. Ich glaubte, das Richtige getan zu haben.
Doch auch wenn es nicht so wäre- das dunkle Mal würde bleiben. Schwarz eingebrannt in die Haut meines linken Unterarms.
Nichts und niemand könnte es jemals wieder entfernen. Es würde auf ewig für das stehen, was ich nun war. Ein Todesser. Ein Anhänger Voldemorts.Ich erinnerte mich noch genau an die Worte des dunklen Lords, die er zu mir gesprochen hatte. ' Du bist ein mächtiger Zauberer, Regulus. Ich bin mir sicher, du wirst mir noch ein guter Todesser sein.' Seine Stimme hatte seltsam hoch geklungen.
Viel zu hoch, für einen normalen, erwachsenen Zauberer. Die Stimme wirkte hoch und kalt. Auf gewisse Weise, ähnelte sie auch dem Zischen einer Schlange. Irgendetwas an seiner Stimme bewirkte jedoch, dass es mir kalt den Rücken runter lief, sobald ich diese vernahm. Auf gewisse Art, hatte selbst seine Stimme etwas Unheimliches, Ungewöhnliches.
Etwas, dass ihn von all den normalen, durchschnittlichen Zauberern unterschied. Voldemort war kein gewöhnlicher Zauberer . Er gehörte wohl zu den mächtigsten, bekannten Zauberern. Er war nicht wie jeder andere Zauberer, der nur gewöhnliche Sprüche beherrschte. Er kannte Sprüche, Magie , von denen so manch anderer Zauberer wohl noch nie gehört hatte.
Selbst das Aussehen des dunklen Lords wirkte gewöhnungsbedürftig. Er hatte blasse, fast weiße Haut, durch die man jedoch keine einzige Ader schimmern sah. Er war nicht sonderlich groß, doch trotzdem erweckte etwas an ihm den Respekt anderer Zauberer.
Er wirkte für sein Alter sogar ziemlich klein, doch keineswegs im lächerlichen Sinne. Keineswegs so, dass man darauf kommen würde, sich über seine Größe lustig zu machen. Was aber vermutlich auch damit zusammen hing, dass man wusste zu was allem er fähig war. Dass man Angst davor hatte, was passieren würde, wenn man sich in seiner Gegenwart über seine Größe lustig machen würde.
Doch das an ihm, was einem am meisten Angst einjagen konnte, waren seine Augen. Sie wirkten auf den ersten Blick, wie ganz normale, unscheinbare Augen. Wie die jedes anderen Zauberers auch. Doch wenn man ihm direkt in die Augen sah, erkannte man, dass seine Iris keine gewöhnliche Farbe, wie zum Beispiel Braun, oder Blau hatte, nein. Sie war rot. Scharlachrot. Ich konnte mir nicht wirklich erklären, woher diese kam, doch ich war mir auch nicht sicher, ob ich dies überhaupt wissen wollte.
Mutter hatte nur so vor Stolz gestrahlt, nachdem ich das dunkle Mal bekommen hatte. Ich könnte schwören, sie in meinem ganzen Leben noch nie so glücklich gesehen zu haben. Als wäre endlich das passiert, was sie sich schon seit Jahren gewünscht hatte. Als wäre alles so gekommen, wie sie es sich gedacht hatte. ' Ich wusste doch, dass du besser bist als dein Blutsverräter- Bruder!', hatte sie gesagt, und ich glaubte, sogar Freudentränen in ihren Augen erkannt zu haben.
Auch Bellatrix hatte grinsend daneben gestanden. Sich gefreut, dass wenigsten Einer ihrer beiden Cousins sich nicht als Blutsverräter erwiesen hatte. Das wenigstens einer den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Vater hingegen, hatte die gesamte Szene nur stumm beobachtet. Er hatte nicht sonderlich viel dazu gesagt, als ich das Mal erhalten hatte. Auch er hatte stolz gewirkt, doch hatte es nicht sonderlich gezeigt.
Er hatte es eher für sich behalten. Er hatte seine gleichgültige Miene aufgesetzt und sie damals kein einziges Mal abgelegt. Wenn man ihn mit Bellatrix oder Mutter verglichen hatte, hätte man sich fast fragen können, ob er sich überhaupt über das Ereignis gefreut hatte. Ob er überhaupt stolz auf meine Entscheidung war. Doch wie dem auch war, eines stand nun definitiv fest. Bellatrix Lestrange gehörte zu den Todessern. Regulus Black jetzt auch.
AN: Soo, das nächste Kapi ist draußen XD wie fandet ihr es so? Lasst mir gerne eure Meinung dazu da und joa 😉😊 dann bis bald ❤
LG: Drawaine
DU LIEST GERADE
Born to die || Regulus Black
FanfictionWie man am Titel vielleicht schon erkennen kann, wird das hier eine FF über das Leben von Regulus Black. :D