Auf dem Astronomieturm

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Regulus POV

Fast schon gelangweilt starrte ich von dem Astronomieturm hinunter. Fast schon gelangweilt, betrachtete ich den metertiefen Abgrund, der sich 6nter dem Turm befand. Der höchste Turm von ganz Hogwarts. Wenn man hier hinunter stürtzte, wäre man sofort tot. Manchmal fragte ich mich, was passieren würde, wenn ich mich einfach über die Brüstung fallen lassen würde.

Wenn ich einfach über das Geländer klettern würde, dass eigentlich genau dafür da war, um solche Unfälle zu vermeiden. Um zu vermeiden, dass jemand aus Versehen, oder gar absichtlich von dem Turm fallen oder springen würde. Um zu vermeiden, dass sich jemand auf diese Art womöglich absichtlich das Leben nehmen würde. Wenn ihm alles zu viel wurde, und er das Gefühl hatte, einfach nicht mehr mit der gesamten Last klar zu kommen. Wenn er das Gefühl hatte, zu brechen und sich  am liebsten selbst von all dem erlösen wollte. Wenn er das Gefühl hatte, nicht genug zu sein, und auch nie genug sein würde.

Und wenn ihn genau diese Erkenntnis nur noch mehr kaputt machte. Wenn er es einfach nicht mehr aushalten konnte. Wenn er sich anstrengte, alles tat, was man von ihm verlangte.  Jedoch ohne Erfolg. Ohne auch nur das kleinste Lob von den Leuten zu bekommen, für die man all dies tat.

Was passieren würde, wenn ich einfach darüber klettern und mich fallen lassen würde. Stop. Hör auf. Ich dufte nicht so denken, ich durfte nicht zusammen brechen. Ich musste durchhalten, ich musste Star bleiben. Ich musste es meinen Eltern recht machen, ich wollte, dass sie endlich stolz auf mich sein würden.

Wenn ich mich wirklich fallen lassen würde, würden sie mich doch bloß als Schwächling ansehen. Sirius würden sich dafür schämen, was für einen Sohn sie da in die Welt gesetzt hatte. Sie würden sich fragen, was sie bloß falsch gemacht hatten, dass so etwas aus ihm geworden war. Es würde ihnen nicht leid tun. Sie würden vermutlich keine einzige Tränen für mich vergießen, wenn ich dies tun würde.

Sie würden mich einfach als schwach abstempeln und vergessen. Oder versuchen, mich zu vergessen.Versuchen, so zu tun, als hätten sie keinen Sohn gehabt.  Keinen Einzigen. Sie würden verleugnen, dass ich überhaupt zu der Familie gehörte. Sie würden mich wohl nicht mehr als ihren Sohn ansehen, wenn ich es mir so leicht machen würde.

Ich musste stark sein und tun, was sie von mir verlangten. Ich durfte sie nicht auch noch enttäuschen. Ich würde das sein, was Sirius nicht sein wollte. Vielleicht auch nicht sein konnte. Doch ich konnte es. Und ich würde es werden. Ich würde mich im nächsten Sommer ihm anschließen, wenn meine Eltern dies von mir verlangten. Ich würde auf seiner Seite stehen, wenn es das war, was sie wollten.

Allmählich merkte ich, wie die Lebensenergie wieder in mich zurück kehrte. Wie sie mich mit neuer Hoffnung, neuer Stärke erfüllte. Wie sie es mir möglich machte, weiter zu machen. Nicht aufzugeben. Da weiter zu machen, wo ich stehen geblieben war. " Reg?", hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir sagen.

Ich drehte mich um und erkannte Severus. Was tat er denn hier? Kam er auch öfters hierher, wenn ihn etwas beschäftigte? Hatte er hier oben  manchmal die gleichen Gedanken wie ich? Wurde ihm manchmal auch alles zu viel? Würde er dem manchmal auch am liebsten ein schnelles Ende setzen? Ermahnte er sich in solchen Momenten ebenfalls, dies nicht zu tun? Stark zu bleiben?

" Was machst du hier?", sprach ich meine Gedanken laut aus. Severus sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. " Genau das könnte ich dich fragen.", sagte er leise. " Ich bin nur hier um nachzudenken. Über gewisse Dinge. ", seufzte ich und vermied es, Severus anzusehen. Der ältere Slytherin sah mich einige Zeit lang skeptisch an, ließ es dann aber bei dieser Aussage bleiben.

" Ich bin sehr oft hier.", sagte er dann als Antwort auf meine Frage. Einige Zeit lang, sagte Keiner von uns beiden etwas. Wir beide starrten nur vom Astronomieturm aus in die Ferne und dachten nach. Über was Severus wohl nachdachte? Über Lily Evans? Über seine Zukunft? Oder doch über seinen trunkwütigen Vater? Ich wusste es nicht wirklich, doch an was auch immer er dachte, es schien ihn alles andere als glücklich zu machen.

" Kennst du das Gefühl, dass man nicht mehr kann?", durchbrach Severus' Stimme schließlich die Stille. Ich nickte. Oh ja. Dieses Gefühl kannte ich nur zu gut. Ich verspürte es so gut wie jeden Tag, hatte es zuletzt vor einigen Minuten verspürt. Minuten, oder waren es mittlerweile fast Stunden? Jedenfalls fühlte es sich so an, als würde es sich bereits um Stunden handeln.

Die Zeit verging nun mal quälend langsam, wenn es einem nicht sonderlich gut ging. Wenn man seinen düsteren Gedanken nachhing, nur um später in eine Realität zurück zu kehren, die kein bisschen besser war, als eben diese Gedanken. Die diese vielleicht sogar noch übertraf.

Quälend langsam, zog sie sich hin, während man darüber nachdachte, was das Leben einem bringen würde.  Quälend langsam zog sie sich hin, während man überlegte, was man eigentlich wirklich wollte. Quälend langsam zog sie sich hin, während man Tag für Tag mir sich zu kämpfen hatte, um weiter zu machen. Sich selbst befehlen musste, stark zu bleiben. Die Maske aufrecht zu erhalten und einfach so weiter zu machen, wie bis jetzt.

Als hätte man nie aufgehört. Als hätte man nie eine Pause eingelegt, um darüber nachzudenken, ob es das war, was man wollte. Um darüber nachzudenken, ob man das Richtige tat. Denn schließlich gab es Dinge, die man nicht hinterfragen sollte. Für die es nicht wirklich eine Begründung gab, die einfach mehr oder weniger fest standen.

Genau wie zum Beispiel die Tatsache, dass Professor Binns in jeder Unterrichtsstunde wirkte, als hätte er wenige Stunden davon literweise Schlaftrank zu sich genommen, und musste nun aufpassen, dass die Wirkung ihn nicht mitten in der Stunde übermannte.

Es gab Dinge, die man nicht in richtig und falsch unterteilen konnte. Von denen man nicht wirklich sagen konnte, wie korrekt oder inkorrekt sie waren. Fast so, als würde man in einer Prüfung eine Antwort unter die Frage schreiben, die weder richtig noch falsch war. Deren Inhalt zwar nicht genau dem Erwünschten entsprach, doch an sich auch nicht falsch war. Deren Aussage so ziemlich das Gleiche war , als die von der eigentlich erwarteten Antwort.  Gab es überhaupt wirklich ein Richtig und Falsch? Und wenn ja, was war richtig?

AN: Soo, das nächste Kapi ist draußen XD wie fandet ihr es so? Lasst mir gerne eure Meinung dazu da und joa 😉😊 dann bis bald ❤

LG: Drawaine 

Born to die || Regulus Black Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt