Regulus POV
Ich sollte es vergessen. Ich sollte die ganze Angelegenheit einfach vergessen. Ihn vergessen. So tun, als wäre es schon immer so gewesen, wie es jetzt war. Als hätte ich nie einen Bruder gehabt. Als wäre ich der Einzige Sohn von Orion und Walburga Black gewesen. Als hätte es nie einen zweiten, älteren Sohn gegeben, der die ganze Last erst auf mich abgewälzt hatte.
So, dass ich mir nun keinen einzigen Fehler mehr erlauben konnte, wenn Hogwarts wieder anfangen würde. So, dass ich nun komplett nach den Regeln meiner Eltern spielen musste. Dass ich ihren Erwartungen gerecht werden musste. Gerecht in allem. Denn, wenn ich mir auch nur den kleinsten Fehler erlauben würde- könnte dies schlimme Konsequenzen haben. Konsequenzen, die ich mir jetzt noch nicht ausmalen wollte.
Es mochte zwar sein, dass Mutter dies tat, weil sie wollte, dass etwas aus mir wurde. Doch mittlerweile hatte ich das Gefühl, als würde sie viel mehr beabsichtigen, dass ich kaputt gehen würde. Dass ich irgendwann komplett zusammenbrechen würde und endgültig nur noch eine leere Hülle meines Selbst übrig bleiben würde. Wenn dies nicht schon längst der Fall war. Denn ich kannte dieses Gefühl nur zu gut. Als herrschte eine Art innere Leere in einem.
Als gäbe es nichts, woran man wirklich festhalten konnte. Als wäre man nur noch dem äußeren Anschein nach noch ganz. Als wirkte man so, als wäre man noch heil. Während im Inneren das totale Chaos herrschte. Gedanken, die einem wirr durch den Kopf geisterten und auch bald wieder verschwanden. Die kamen und gingen, wie sie gerade wollten. Je nachdem, in was für einer Stimmung man gerade war.
Ein inneres Chaos, in dem verschiedene Gefühle nur so ineinander verschlungen waren, dass man Eines nicht mehr von den Anderen auseinander halten konnte. Dass alles so verschlungen war, dass man darin gar nichts mehr erkannte. Dass man selbst nicht mehr wirklich wusste, wie es einem ging. Wie man sich fühlte. Ob man überhaupt irgendwas fühlte.
Oder ob man tatsächlich nur noch eine leere Hülle, ohne jegliche Emotionen war. Eine kalte, leblose Hülle, die Befehle ohne jegliche Hinterfragung ausführte. Die sich nicht wehrte, weil sie entweder keine Kraft dazu hatte, oder, weil sie keinen Grund sah, weshalb sie sich wehren sollte. Schließlich entging sie dem ganzen Ärger, wenn sie einfach nur eine leere Hülle blieb, die alles tat, was man ihr sagte. Die sich nicht widersetzte, sich nicht unnötig in Schwierigkeiten brachte. Die das tat, was sie für richtig hielt. Doch, hielt sie es für richtig?
Konnte sie selbst denn überhaupt noch zwischen richtig und falsch unterscheiden?
Konnte sie selbst bestimmen, was richtig und falsch war? Oder ließ sie sich dies von Anderen sagen, und schloss sich deren Einstellung an? Ließ sich einfach ihre Einstellung von Anderen sagen, von denen sie glaubte, dass sie über ihr standen?Vermutlich eher das Zweite. Denn ich hatte das Gefühl, dass ich selbst schon fast zu einer dieser leeren Hüllen gehörte. Dass ich selber nicht mehr zwischen richtig und falsch unterscheiden konnte, weshalb ich mich daran orientierte, wie meine Eltern das ganze sahen. Denn das, was sie als richtig ansahen, konnte doch unmöglich das Falsche sein. Oder doch?
Der Gedanke, die gesamte Familientradition zu hinterfragen , schien für mich seltsam. Seltsam, fast schon absurd. Weshalb sollte ich das tun? Weil Sirius es getan hatte? Sirius, der wohl allen Grund dazu gesehen hatte, eben dies zu tun..Sirius, dessen Einstellung nie mit der Einstellung der Familie überein gestimmt hatte. Der sich seine eigene Meinung über alles bilden wollte, oder bereits gebildet hatte. Der sich gegen unsere Eltern und gegen die gesamte Familie gestellt hatte.
Als würde die Familie automatisch zum schwarzen Teil der Welt gehören und er, Potter und einige Andere, die mit all dem nichts am Hut hatten zum weißen, zum guten Teil. Als würde sich die ganze Welt wirklich Kur in gut und böse unterteilen. Sirius, dem die Familientradition so zu wieder gewesen war, dass er schließlich von zu Hause abgehauen war. Der uns verlassen hatte. Der mich einfach verlassen hatte.
Der dies ohne jegliche Bedenken getan hatte. Dem dies vermutlich sogar leicht gefallen war, fast schon zu den leichtesten Entscheidungen zählte, die er jemal in seinem Leben getroffen hatte. Denn schließlich kam er so von der Familie weg, die er hasste. Von jedem einzelnen Familienmitglied, dass er hasste, weil es ihn an den Rest der Familie, seine schlechten Erinnerung mit dieser erinnerte. Ihn an Dinge erinnerte, die er am liebsten aus seinem Gedächtnis verbannen und nie wieder darüber reden wollte.
Ob die Erinnerung an mich wohl auch zu diesen zählte? Ob er sich am liebsten einreden würde, es wäre schon immer so zwischen uns beiden zugegangen? Als hätten wir nie normal miteinander reden können, ohne zu streiten. Als hätten wir zns nie auch nur über den Weg laufen können, ohne, dass dies früher oder später mit Streit endete. Als hätten wir schon immer aufpassen müssen, welche Worte wir in der Gegenwart des Anderen in den Mund nahmen. Als hätten wir uns schon immer Sorgen machen müssen, wie der Andere wohl reagierte, wenn man positiv oder negativ über ein bestimmtes Thema sprach. Als hätten wir uns auch früher immer nur gestritten.
Eine weitere Bitterkeit überkam mich bei dem Gedanken, dass er wohl zu Potter geflüchtet sein musste. Zu Potter, der mich vor fünf Jahren ersetzt hatte. Potter, den er seit seinem ersten Schuljahr wohl als eine Art neuen Bruder angesehen hatte. Einen neuen, besseren Ersatz für mich. Und nun? Nun wohnte er sogar bei seinem sogenannten ' Bruder'.
Er wohnte bei ihm, ohne auch nur einen weiteren Gedanken an seinen alte Familie zu verschwenden. Ohne auch nur ein einziges Mal darüber nachzudenken, dass er all die Last, die er hätte tragen müssen, nun auf mich abgewälzt hatte. Ohne sich auch nur die geringsten Gedanken darüber zu machen, was für Folgen sein Verschwinden für mich und den Rest der Familie haben würde. Nein. Für ihn war diese Angelegenheit besiegelt.
Er hatte mit dem Thema Familie wohl bereits abgeschlossen. Es gehörte wohl zu den Sachen, die er nun versuchte auszublenden. Von denen er sich unwissend gab, vielleicht sogar versuchte, deren Existenz zu vergessen. Eine leichte Wut stieg in mir auf. Wieder einmal dachte er nur an sich. Wieder einmal, ließ er alles und jeden zurück, wenn es ihm dafür gut gehen würde. Wieder einmal ließ er mich im Stich. Und dieses Mal wohl für immer.
AN: Soo, das nächste Kapi ist draußen XD wie fandet ihr es so? Lasst mir gerne eure Meinung dazu da und joa 😉😊 dann bis bald ❤
LG: Drawaine
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Born to die || Regulus Black
FanfictionWie man am Titel vielleicht schon erkennen kann, wird das hier eine FF über das Leben von Regulus Black. :D