Bittere Gedankengänge

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Regulus' POV

Es war erstaunlich, wie schnell sich eine Situation ändern konnte. Wie einem von einem Moment auf den nächsten klar wurde, dass sich etwas ändern würde. Und zwar massiv verändern würde. Es war erstaunlich, wie schnell die Zeit verging- wie schnell das Leben an einem vorüber zog. Wie schnell alles vorbei war.

Oder vielleicht lag es in meinem Fall nur daran, dass für mich wirklich bald alles vorbei sein würde? Lag es vielleicht daran, dass ich wusste, dass mir nur noch einige Wochen, höchstens Monate blieben?

Lag es daran, dass ich wusste, dass ich bald nicht mehr hier sein würde? Dass ich realisiert hatte, dass das, was ich vorhatte vermutlich mein Leben kosten würde? Lag es daran, dass mir klar geworden war, dass ich bald sterben würde? Sterben müsste?

Lag es daran, dass ich realisiert hatte, dass nun kein Weg mehr daran vorbei führen würde, dass mein Leben bald ein Ende nehmen würde? Dass ich in nicht allzu weit entfernter Zeit mein Leben verlieren würde? Dass dann alles vorbei sein würde? Dass all das, was ich je erlebt hatte keine Rolle mehr spielen würde.

Dass all das, was ich noch hätte erleben können nie mehr eintreten würde. Dass all das, was ich noch vor mir hatte, bedeutungslos war? Bedeutungslos, weil es nun niemals eintreten würde. Weil ich nie mehr erleben würde, nie wissen würde, was hätte sein können.

Nie wissen würde, was mich erwartet hätte, wenn ich nur noch ein kleines bisschen mehr Zeit gehabt hätte. Wenn ich auch nur ein Jahr mehr gehabt hätte, als ich es jetzt tat. Wie es hätte sein können, wenn ich älter werden würde. Wenn ich nicht so viele, falsche Entscheidungen getroffen hätte, wie ich es nunmal getan hatte. Wenn ich nicht auf die schiefe Bahn geraten, nicht so weit abgerutscht wäre. Wenn ich nicht auf das gehört hätte, was meine Eltern mir stets eingeredet hatten.

Wenn ich trotz allem zu Sirius gehalten hätte. Wenn ich auf ihn gehört hätte, nichts versessen darauf gewesen wäre, meine Eltern um jeden Preis stolz zu machen. Wenn ich meinen verdammten Stolz runter geschluckt, und meinem Bruder auch nur den Hauch einer Chance gegeben hätte.

Wenn ich auch nur ansatzweise versucht hätte, ohne einigermaßen zu verstehen. Wenn ich mir auch nur einen Funken Mühe gegeben hätte, nachzuvollziehen, wie es ihm die ganze Zeit über gegangen sein musste.

Wenn ich nur die Augen geöffnet, nicht nur auf mich selbst geachtet hätte. Wenn ich versucht hätte, mich in ihn hinein zu versetzen, und dadurch vielleicht sogar ein gewisses Verständnis für seine damaligen Aktionen bekommen hätte.

Wenn ich mich nicht so kalt und abweisend gegenüber ihm verhalten hätte, so, dass er sich schließlich ganz von mir abgewandt hatte. Wenn ich nicht so hinter den Entscheidungen meiner Eltern gestanden hätte, dass er mich nach einiger Zeit bereits genau wie sie eingeschätzt hatte. Dass er mich nach einiger Zeit aufgegeben hatte. Dass er nach einiger Zeit zu dem Schluss gekommen war, dass es keinen Wert hatte, zu versuchen, mich umzustimmen.

Dass ich meine Meinung nicht ändern würde, egal wie sehr er versuchte, mich davon zu überzeugen, dass der Weg meiner Eltern falsch war. Dass ich mir nie selber Gedanken darüber machen würde, ob es wirklich richtig war, was meine Eltern taten. Ob es wirklich richtig war, was ich tat. Dass ich Ihnen blind folgen würde. Dass ich alles tun würde, was sie von mir verlangten, ohne auch nur einmal mit der Wimper zu zucken.

Dass ich ihnen gehorchen würde, wie ein Hauself ohne eigenen Willen. Dass ich nicht selber für mich denken, nicht selber entscheiden konnte, was ich eigentlich wollte. Das musste er wohl über mich gedacht haben- und dieses Bild von mir, hatte sich seit meinem Beitritt zu den Todessern wohl noch mehr in seinem Kopf festgesetzt.

Jetzt, sah er mich wohl nur noch als Abschaum, als Verräter an. Für ihn war ich nicht mehr sein Bruder. Wenn ich das überhaupt jemals gewesen war.

Wenn er mich überhaupt jemals als Bruder angesehen hatte. Oder, ob er dies niemals so empfunden hatte. Ob er mich einfach als jemanden hingenommen hatte, in dessen Adern zwar das gleiche Blut floss, das aber auch schon alles gewesen war, was und miteinander verbunden hatte. Ob er mich wohl schon immer einfach nur als jemanden gesehen hatte, der einfach da war. Dessen Existenz er war akzeptieren musste, doch das war auch schon alles. Von dessen Existenz er wusste.

Die er auch akzeptierte, doch mehr, als damit leben hätte er nie gekonnt. Als wäre es schon eine große Sache gewesen, von ihm zu verlangen, dass er eben diese überhaupt akzeptierte. Dass er überhaupt Notiz von mir genommen und mich nicht von klein auf einfach ignoriert hatte. Dass der einzige Grund, weshalb er sich in der Zeit vor Hogwarts überhaupt mit mir beschäftigt hatte das war, dass er niemanden sonst gehabt hatte.

Dass unsere Cousinen sechs Jahre, oder noch älter saß wir gewesen waren. Dass unsere Cousinen bereits nach Hogwarts gegangen waren, während Sirius und ich die Nesthäckchen der Familie Black gewesen waren. Dass unsere Cousinen bereits in Hogwarts Magie erlernt hatten. Dass sie bereits neue Freunde, neue Anschlüsse gefunden hatten, während wir beide unsere Kindheit noch im Grimmauldplatz verbringen mussten.

Dass unsere Cousinen sich Mut ihren neuen Freunden in Hogwarts unterhalten, mit ihnen Dinge unternommen hatten, während wir beide im Grimmauldplatz versucht hatten, nicht vor Langeweile zu sterben. War dies wirklich der Fall gewesen? Hatte er wirklich so über mich gedacht, oder besser gesagt, dachte er so über mich? Denn, falls er das tat-...Ja. Was war, wenn er dies tat, oder vielleicht sogar schon immer getan hatte?

Was wäre, wenn er mich schon immer einfach nur akzeptiert hatte, und nie mehr? Könnte ich ihm einen Vorwurf machen? Könnte ich ihn auf irgendeine Art beschuldigen, weil er so gedacht hatte? Könnte ich auf irgendeine Art behaupten, er wäre falsch gelegen?

' Nein. Doch du weißt tief in deinem Inneren auch, dass er nicht immer so von dir gedacht hat. Du weißt, dass ihr euch einst wirklich verstanden habt. Dass er nicht immer enttäuscht von dir war. Dich nicht immer verachtet hatte. Du allein hast dir all das eingebrockt. Du allein bist schuld daran, wie euer Verhältnis aussieht. Du bist schuld, dass ihr auf unterschiedlichen Seiten steht. Du hast es dir allein eingebrockt.'

Tja. Da hatte meine innere Stimme wohl recht. Mehr als recht. Schade nur, dass sue sich erst auf diese Art meldete, als es schon zu spät war. Wirklich erbärmlich, dass mir all das erst jetzt auffiel. Jetzt, wo mein Leben sich immer mehr seinem Ende zuneigte. Denn ich wusste, dass es enden würde, sobald ich die Fälschung des Medallions fertig gestellt hatte. Dass es enden würde, sobald ich mit Kreacher in jene Höhle gehen würde, um das richtige Medallion zu finden. Wenn ich mit ihm dorthin gehen, und vermutlich nicht mehr wieder kehren würde.

AN: Soo, das nächste Kapi ist draußen XD wie fandet ihr es so? Lasst mir gerne eure Meinung dazu da und joa 😉😊 dann bis bald ❤

LG: Drawaine

Born to die || Regulus Black Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt