Heimfahrt

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Regulus' POV

" Reg! Der Zug fährt noch ohne uns los!", motzte Severus, der schon mit fertig gepackten Koffer im Jungenschlafsaal stand. Ich hingegen kniete noch immer am Boden und versuchte, alle meine Sachen noch irgendwie in den viel zu kleinen Koffer zu packen. Warum hatte ich nochmal keinen Größeren mitgenommen? Ach ja. Meine Eltern hatten gemeint, ich wäre kein Weichei, das den ganzen Haushalt mitnehmen musste. Vielleicht hatten sie nicht ganz Unrecht. Trotzdem war der Koffer viel zu klein.

Severus' Koffer war zwar auch nicht viel größer, doch er hatte wohl nicht mal annähernd so viel Zeug von zu Hause mitgenommen, wie ich dieses Jahr. Nun ja. Ich schätzte, auch dies lag vermutlich an seinem Vater. Er würde seinem Sohn, den er als Fehler betrachtete, wohl nicht zu viel mit nach Hogwarts nehmen lassen. Vielleicht in der Hoffnung, dieser würde mit weniger schwerer klarkommen. Wieder stieg leichte Wut in mir auf, als ich über Severus' Vater nachdachte. Warum hatte Severus' Mutter ihn überhaupt geheiratet? 'Früher war er anders.' Das hatte sie laut Severus gesagt.

Aber wie sollte sich ein Mensch in nicht allzu langer Zeit so drastisch verändern? Er war wohl so geworden, nachdem er von ihren magischen Kräften erfahren hatte. Allerdings musste er wohl auch davor schon etwas seltsam gewesen sein. Ich fragte mich wirklich, wie sie so naiv gewesen sein konnte, und sich auf diesen Muggel eingelassen hatte. Hatte sie denn gar nicht gemerkt, wie eigenartig er war? Oder war er doch ein ganz normaler Mann gewesen? Ohne jegliche Anzeichen dafür, was mal aus ihm werden würde.

Ich hielt es genau aus solchen Gründen für besser, anderen nicht sofort zu vertrauen. Auch dies war etwas, was ich stets von meinen Eltern erzählt bekommen hatte. 'Sei misstrauisch! Man weiß nie, wem man vertrauen kann '. Und dies stimmte. Man wusste nie wirklich, wer der Andere war. Man dachte zwar, denjenigen zu kennen, doch wusste man, ob er wirklich der war, als der er sich ausgab? Ob er in seinem Inneren nicht jemand ganz anderes war? Nein. So etwas konnte man vielleicht erkennen, wenn man sich schon längere Zeit kannte. Doch selbst dann- ich meine, wusste man , was jetzt, genau in diesem Augenblick in den Gedanken des Anderen vorging?

Einige würden mit ja antworten. Doch dies stimmte nicht ganz. Man konnte sich vielleicht in etwa vorstellen, was im Kopf des Anderen vor sich ging. Doch dies waren lediglich Überlegungen. Die nicht der Realität entsprechen mussten. Ich vertraute nicht schnell. Im Gegenteil. Und nicht Vielen. Ich brauchte meistens einige Wochen, manchmal sogar Monate, um mit anderen Personen warm zu werden. Ich hatte Angst davor, benutzt zu werden. Verletzt zu werden. Davor, dass mein Vertrauen missbraucht werden könnte.

Schließlich schaffte ich es, den Koffer zu zuklappen. Ich stand auf und drehte mich nochmal zum Inneren des Schlafsaals. Ich werde es vermissen. Es waren zwar nur sechs Wochen, aber auch letztes Jahr war es mir schwer gefallen, und den Sommerferien abzureisen. Eine weitere, kleine Macke von mir. Ich hatte Angst vor Veränderungen. Vor der Ungewissheit. Der Ungewissheit darüber, wie es nun weiter ging. Was als nächstes geschehen würde. Ich hatte mein zweites Schuljahr beendet und würde nun nach Hause fahren. Und dann? Was würde mich dort erwarten? Würden meine Ferien besser verlaufen, als die letzten Sommerferien?

Ich verabschiedete mich gedanklich von dem Schlafsaal. Von Hogwarts. Und ging schließlich mit Severus zum Zug. Dort angekommen, suchten wir uns ein leeres Abteil, hievten unsere Koffer auf die Gepäckablage und setzten uns auf die Bänke. Ich wusste nicht, was für ein Gefühl ich empfand, als der Zug schließlich losratterte. Als er sich immer weiter von Hogwarts entfernte, bis das Schloss schließlich ganz aus meinem Sichtfeld verschwand. Ich musste an mein Zeugnis denken und ob es meine Eltern denn zufrieden stellen würde. Ich schätze nicht. Wieder einmal war ich nicht gut genug. Wieder einmal, konnte ich ihren Erwartungen nicht gerecht werden. Wieder einmal nur Zweitbester aus meinem Jahrgang.

Mein Zeugnis bestand zwar Hauptsächlich aus Ohnegleichen. Jedoch war auch die Note E nicht selten vertreten. Zum Beispiel in Zaubertränke. Zauberkunst. Und Kräuterkunde. Eigentlich kein Grund zur Besorgnis. Wenn meine Eltern nicht ein O in jedem Einzelnen Fach erwarten würden. Es war nicht fair. Nicht fair, dass ich die ganze Last auf meinen Schultern trug. Nicht fair, dass Sirius keine Anstalten machte, mir etwas davon abzunehmen. Im Gegenteil. Er weigerte sich sogar. Und wieso? Weil er sich für besser hielt. Er, mit seinen tollen, neuen Brüdern.

Severus hatte diese Sorgen nicht. Seine Eltern interessierten seine Noten nicht. Generell interessierten sie sich nicht für Severus. Selbst an seinem Geburtstag. Seinem vierzehnten Geburtstag nicht. Kein Geschenk hatte er an diesem Tag von seinen Eltern bekommen. Nicht mal einen Brief. Es war fast, als würden sie versuchen, seine Existenz zu leugnen.

Er meinte zwar, er würde ihnen trotzdem nicht zur Last fallen wollen, jedoch musste er sich auf keine Standpauke wegen seinen Noten gefasst machen. Schon allein, da sein Zeugnis mehr als gut war. Er war wohl nicht ohne Grund Einer der besten in seinem Jahrgang. Allerdings würde ich trotzdem nicht mit ihm tauschen wollen. Ja, ich würde ihm helfen wollen. Aber nicht mit ihm tauschen. Denn das Problem mit seinem Vater, übertraf mein Problem mit meinem Noten.

Schließlich konnte ich die Stille im Abteil nicht mehr aushalten und sprach Severus an. " Freust du dich auf die Ferien?", Fragte ich. Ok. Blöde Frage. Ganz blöde Frage. Natürlich freute er sich nicht. Wer würde das auch schon, wenn er so ein zu Hause hatte. Solche Eltern hatte, wie er. Oder wie ich. Severus schnaubte " Ich freue mich, wenn ich die Ferien ohne Verletzungen überstehe. ", sagte er tonlos und starrte aus dem Fenster. Wieder tat er mir leid. Niemand sollte sich über so etwas Sorge machen müssen. Schon gar kein vierzehnjähriger Junge.

Jedoch konnte man das Gleiche in vielen Situationen über mich selbst sagen. Auch ich, machte mir oft über Dinge Gedanken, die für jeden normalen dreizehnjährigen Jungen noch weit weg waren. Auch ich hatte zu meinem dreizehnten Geburtstag nichts von meinen Eltern bekommen. Es tat etwas weh, zu wissen, dass sie sich nicht besonders um mich sorgten. Doch mittlerweile konnte ich damit leben. Musste ich damit leben.

" Und du?", Fragte Severus zurück. Ich sah ihn überrascht an. Er hatte nachdem er geantwortet hatte, so ruhig dagesessen, dass ich nicht damit gerechnet hatte, dass er mich etwas fragen würde. " Nun ja. Ich schätzte, ich muss es überleben.", sagte ich mit einem leichten Lächeln. Den Rest der Fahrt redeten wir über Einige Themen. Über unsere Eltern. Über sein Verhältnis zu Lily. Darüber, dass das Einzige, worauf er sich in den Ferien freute war, dass er mal wieder alleine mit ihr sein konnte.

Ohne, dass ständig irgendwelche ihrer neuen Freundinnen dazustoßen und sie ihm wegnehmen würde. Ohne James Potter, der ihn bei so gut wie jeder Gelegenheit schikanierte. Allerdings hoffte Severus auch, während der Ferien sein Verhältnis zu ihr wieder verbessern zu können. Dass sie mehr Zeit zusammen haben würden, in der er mit ihr reden konnte. Ich hoffte für ihn, dass es klappen würde. Denn ich wusste, wie übel es sich anfühlte, wenn es eben nicht klappte. Schließlich kam der Zug zum Stehen. Wir waren angekommen. Am Gleis 9 3/4. Wir stiegen aus dem Zug aus und wollten gerade zu unseren Familien gehen. Schließlich verabschiedete ich mich noch von Severus, bevor ich zu meinen Eltern ging, die schon ungeduldig auf Sirius und mich warteten. " Also dann. Bis in sechs Wochen. Vermutlich."

AN: Ok, noch ein Kapi😊 ich hoffe, es hat euch gefallen, lasst mir gerne eure Meinung dazu da und joa 😊😉 dann bis bald ❤

LG: Drawaine

Born to die || Regulus Black Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt