Just a Muggle?

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Regulus' POV

Tot. Einfach tot, aus dieser Welt gerissen. Tot. Dabei war er doch noch so jung gewesen.  Nicht älter als ich und schon gezwungen, dem Tod ins Auge zu blicken. Ich hatte ihn dort liegen gesehen. So verzweifelt, so hilflos. Als hätte er sich an all seine letzte Hoffnung klammern, die ihm letztendlich doch nichts gebracht hatte.

Die ihn trotz allem nicht vor dem Tod beschützt hatte. Die ihn nicht retten konnte, da sein Schicksal dies wohl nicht gewollt hatte. Es war doch erstaunlich, wie unaufhaltsam und grausam das Schicksal oft schien. Wie eine riesige Welle, die in voller Geschwindigkeit auf einen zugeteilt kam.Wie eine unaufhaltsam Wassermasse, die einen von den Füßen reißen und mitnehmen würde, sobald sie einen erreichen würde.

Wie eine gewaltige, höhere Macht, gegen die man einfach nichts ausrichten konnte. Die man nicht beeinflussen konnte, wenn sie sich nicht beeinflussen lassen wollte. Doch hatten wir nicht genau das getan? Hatten wir nicht eben in das Schicksal dieser Muggel eingegriffen, deren Haus wir überfallen hatten?

Hatten wir ihr Leben nicht auch auf gewisse Weise ihr Leben so beeinflusst, wie wir es gewollt hatten? Hatten wir ihrem Leben nicht auch ein frühzeitiges Ende bereitet, obwohl es dafür vielleicht noch gar nicht Zeit gewesen war? Hatten wir sie nicht mitten auf ihrem Leben gerissen, einfach, weil sie Muggel waren?

War es richtig das zu tun? War es wirklich richtig, jemandem sein Leben regelrecht zu entreißen, nur weil er nicht- magisch war? War es wirklich richtig, jemandem das Leben zu nehmen, nur, weil er der Meinung einiger Zaubererfamilien nichts wert war? Ich wusste es nicht.

Das Bild des toten Jungen ging mir nun nicht mehr aus dem Kopf. Als würde seine Leiche mich in meinen Gedanken, meinen Träumen heimsuchen. Fast konnte ich das Bild noch vor mir sehen. Fast konnte ich mir die genauen Konturen seines toten Körpers vorstellen.

Wie er dort gelegen hatte, sein Hemd durchtränkt von seinem eigenen Blut.  Seine leeren Augen, die ins Nichts starrten. Seine dunklen, ausdruckslosen Augen kombiniert mit der bleichen Haut, die sein Gesicht schon fast wie einen Totenschädel hatte erscheinen lassen. Sein wie aus Überraschung aus leicht geöffneter Mund, als hätte nicht glauben können, was passiert war.

Als hätte er selbst in seinen letzten Sekunden nicht realisiert, nicht realisieren können, was passieren würde. Als hätte er keine Zeit gehabt, sich darauf einzustellen.  Sich damit abzufinden, dass er sterben würde. Als wäre der Tod für den Jungen überraschend eingetreten.

Als hätte er selbst damals, als er blutüberströmt dort gelegen hatte, immer noch nie ganz die Hoffnung aufgegeben. Als hätte er trotz seiner tiefen Verletzung noch gehofft, dass man ihm helfen würde.

Dass ihn jemand retten würde, bevor er verbluten würde. Als hätte er sich selbst dann noch geweigert zu akzeptieren, dass er sterben würde. Als hätte er sich bis zum Ende mit aller Überzeugung, aller Verzweiflung  an das letzte Fünkchen Leben geklammert, das noch in ihm gesteckt hatte. Erneute Übelkeit stieg bei diesem Gedanken in mir auf.

Und mit ihr auch die restlichen Erinnerungen an damals.  Die Blicke, die er mir zugeworfen hatte. So ängstlich, so verzweifelt- und doch so umzuversichtlich, so voller Hoffnung. Wir hatten diese Hoffnung ausgelöscht. Wir hatten die letzte Hoffnung des Jungen ausgelöscht. Wir Haben ihm sein Leben genommen. Auch, wenn ich ihn nicht getötet hatte. Auch, wenn ich keinen Einzigen aus der Familie umgebracht hatte.

So hatte ich einfach daneben gestanden und hatte den Dingen ihren  Lauf gelassen. Ich hatte nichts dafür, aber auch nichts dagegen unternommen. Ich war nicht gegen, aber auch nicht für sie gewesen. Und damit war ich genauso schuldig an ihrem Tod, wie die anderen drei. Wir hatten Leben ausgelöscht.  Wir hatten eine gesamte Familie ausgelöscht.

Ich erinnerte mich noch genau daran, wie Lucius mich angestarrt hatte, nachdem er den Jungen getötet hatte. Als würde er mich dafür verachten, dass ich dies nicht selbst getan hatte. Als würde er mir sozusagen zeigen, wie man mit Muggeln umzugehen hatte. Als würde er mir erklären wollen, dass man kein Mitleid mit ihnen empfinden sollte.

Er hatte mich angesehen, als wäre ich schwach.  Als wäre ich ein kleines, lästiges Insekt, dass sich auf seinem Essen breitgemacht hatte. Als würde ich nichts nützen.  Als würde ich nur im Weg stehen und die ganze Mission dadurch nur noch schwerer machen. Als wäre ich das, was ich nie hatte sein wollen. Einfach ein Stein, der einem in den Weg gelegt wurde, und entfernt werden musste. Wie ein Klotz am Bein, der einen bei jedem Schritt behinderte.

Ich hatte den Blick des jungen Malfoy gesehen, bevor er den Muggel- Jungen getötet hatte. Ich hatte damit gerechnet, Hass, Wut, oder sogar Freude in den grauen Augen des Malfoys erkennen zu können. Doch das, was ich gesehen hatte, hatte mich noch viel mehr geschockt. Den sein Blick hatte leer gewirkt. Als wäre er nur eine Hülle, geschaffen um Aufträge auszuführen.

Als Reaktion er nur ein Schatten, gemacht dafür, alles zu tun, was man von ihm verlangte.  Als hätte er selbst keine Kontrolle mehr über sich, könnte keine Entscheidung mehr von sich aus treffen. Als hätte der dunkle Lord ihn mittlerweile endgültig in Gewalt.  Und zwar so sehr, dass er unfähig schien, selber über seine nachzudenken.  Als würde ihm gar nicht erst klar werden, was er da eigentlich tat.

Doch was hatte er getan? Was hatte er so Grässliches getan, dass er es verdiente, von mir verachtete zu werden? Er hatte lediglich einen Muggel getötet. Einen Muggel, jemanden, der keine magischen Fähigkeiten besaß. Jemanden, von dem die Muggelstämmigen Zauberer ausgingen. Die Zauberer mit dem unreinen Blut.

Also wieso sollte es mir leid tun, dass der Junge tot war? Wieso sollte ich Reue verspüren? Wieso sollte ich-? Er war jung. Er hatte sein ganzes Leben noch vor sich. Er hatte ein Haus, Eltern, Geschwister- Er hatte nich alle Zeit der Welt gehabt. Er war nur ein Muggel! Was er jetzt wohl tun würde, wenn wir ihn nicht ermordet hätten?

Ob er noch ypläne für den Tag gehabt hatte? Ob er vielleicht sogar mit jemandem verabredet gewesen war? Vielleicht wartete eine Person nun auf ihn.  Wartete seit Minuten, seit Stunden. Auf eine Person, die nie erscheinen würde. Die niemals wieder irgendwo auftauchen würde. 'Er war nur ein Muggel!' Er war ein Mensch. 

AN: Soo, das nächste Kapi ist draußen XD wie fandet ihr es so? Lasst mir gerne eure Meinung dazu da und joa 😉😊 dann bis bald ❤

LG: Drawaine

Born to die || Regulus Black Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt