Von Schimpfwörtern und Chancen

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Regulus POV

Auch in den nächsten Tagen, verflog Severus' traurige Stimmung nicht. Im Gegenteil. Und ich wusste nicht, wie ich ihm helfen sollte. Ich wusste nicht, ob er jemals wieder auch nur ansatzweise glücklich sein würde, wenn sich sein Verhältnis zu Lily nicht wieder bessern würde. Wenn sie auf immer verstritten bleiben würden, die zerrissenen Fäden auf immer zerrissen bleiben würden.

Wenn er selbst für immer zerrissen, kaputt bleiben würde. Denn wenn dies passierte- wenn man sich sein Leben lang mit einer Person, mit der man sich einst gut verstanden hatte nur noch stritt, tat das weh. Wenn man mit dieser Person nicht mehr normal reden konnte, ohne zu streiten, nahm der Schmerz immer mehr zu. Wenn es irgendwann so weit war- wenn bereits so viel passiert war, dass man sich nicht mehr verzeihen könnte, selbst wenn man es wollte, wurde es wohl nahezu unerträglich.

Je nachdem, wie viel eine Person einem bedeutete, tat es umso mehr weh, von der Person verletzt zu werden. Und nochmal doppelt so sehr, diese Person zu verlieren. Und es schien, als würde Severus mehr als viel an Lily Evans liegen. Trotz diesem Ausrutscher. Trotz der Beleidigung, die ihm aus Wut  raus gerutscht war. Die er losgelassen hatte, um nicht als Opfer dazustehen, das die Hilfe einer muggelstämmigen Hexe brauchte.

Ehrlich gesagt, war das Wort ' Schlammblut' für mich keineswegs schlimm. Meine Eltern- meine ganze Familie benutzte dieses Wort so alltäglich, dass es mir gar nicht mehr wirklich beleidigend vorkam. Dass ich es beinahe als normal empfand. Sie benutzten dieses Wort auf die Art, wie ein anderer Mensch das Wort 'Stuhl' benutzte.

Auch, wenn ich selber dieses Wort nicht wirklich benutzte. Trotz allem, hatte ich es mir eher angewöhnt, ' muggelstämmig ' statt ' Schlammblut ' zu sagen. Vielleicht lag es auch daran,dass ich früher, als ich dieses Wort ohne jegliche Hintergedanken benutzt hatte, weil ich kein anderes Wort für muggelstämmige Zauberer und Hexen gekannt hatte, ständig von Sirius ' korrigiert' worden war. Schon damals, hatte er gezeigt, dass er anders war, als der Rest der Familie.

Zwar noch nicht so sehr, wie jetzt, doch ich hatte schon damals das Gefühl gehabt, dass Mutter irgendwas an Sirius' Verhaltensweise nicht gefallen hatte. Jedoch hatte ich mir damals nicht sonderlich viele Gedanken darüber gemacht. Damals war Sirius für mich so oder so mein großer Bruder gewesen.  Jemand, zu dem ich aufgesehen hatte. Der fast wie eine Art Vorbild für mich gewesen war.  Ich hatte mich damals nicht sonderlich daran gestört, dass er sich etwas anders erwies, als der Rest der Familie.

Im Gegensatz zu jetzt, hatte ich damals nicht gewusst, was daran schlimm sein sollte. Was wohl auch der Grund gewesen war, weshalb ich damals zugelassen hatte, dass er mich nach jedem Wort ' Schlammblut ' korrigiert hatte. ' Nein, Reg! Du musst aufhören, dieses Wort zu benutzen, das ist nicht richtig!'. Wenn ich daran zurück dachte, konnte ich schwören, manchmal noch immer Sirius' Stimme im Kopf zu hören. Wie er mir immer wieder einredete, es wäre falsch, das Wort zu sagen.

Wie der Gedanke sich mir immer mehr im Kopf festgesetzt hatte. Obwohl ich auch damals oft gehört hatte, wie Mutter und Vater das Wort benutzt hatten.
Seltsamerweise, hatte ich es mir durch Sirius so sehr angewöhnt, muggelstämmig zu sagen, dass ich das Wort Schlammblut kaum noch über die Lippen brachte. Als hätte sich irgendeine Art Blockade in meinem Kopf gebildet, die verhinderte, dass ich andere Zauberer mit diesem Wort betitelte.

Anfangs hatte ich das Wort wohl nur vermieden, weil ich keine Lust gehabt hatte, ständig von meinem Bruder korrigiert werden zu müssen. Doch schließlich hatte ich mich daran gewöhnt. Als würde Sirizs immer neben mir stehen und darauf warten, mich zu korrigieren, wenn ich dieses Wort benutzte. Trotzdem entglitt mir manchmal, wenn ich besonders wütend oder aufgebracht war der Ausdruck. Wenn ich nicht mehr an das Korrigieren dachte, und die Blockade sich ein Stück weit löste.

Doch trotz allem, konnte ich mir nicht mehr wirklich denken, was so wirklich schlimm an diesem Ausdruck sein sollte. Es war nun mal ein Ausdruck, für unreines Blut! Auch, wenn ich ihn kaum benutzte. Was war so falsch an diesem Ausdruck?  Doch eines wusste ich. Dass es auf jeden Fall falsch war, Freunde so zu nennen. Selbst, wenn diese Person  muggelstämmig war sollte man sie als Freund auf keinen Fall so nennen.

Es mochte ja sein, dass ihr Blut nicht rein war. Doch, wenn Severus schon mit einer muggelstämmigen Hexe befreundet war, dann sollte er dies wenigstens akzeptieren und nicht darauf herum hacken. Denn Freundschaft bezog sich auf mehr, als nur auf das Blut. Bei Freundschaften, konnte man auch über den Blutstatus hinweg schauen. Sollte man über den Blutstatus hinweg schauen.

Severus schien es schrecklich zu bereuen, seine Freundin so genannt zu haben, doch ich war mir nicht sicher, ob es dafür nicht schon zu spät war. Denn von Freunden verletzt, beleidigt zu werden, tat weh. Sehr weh. Und desto tiefer die Wunde saß, desto schwerer war es, ihnen zu verzeihen. Einmal verzeihen, konnte man guten Freunden fadt problemlos. Man gab ihnen eine zweite Chance, in der Hoffnung, dass sie ihren Fehler wieder gutmachen würden. Dass sie ihn ausgleichen würden, und nicht den gleichen Fehler nochmal machen würden.

Nach dem zweiten Mal, wurde es schon  schwerer. Man hatte der bestimmten Person vertraut. Man hatte ihr eine zweite Chance gegeben, damit sie so etwas im Gegenzug nie wieder tun würde. Doch sie hatte die stumme Abmachung gebrochen. Sie hatte auf gewisse Art das Vertrauen missbraucht. Als würde sie einen für so naiv halten, dass man ihr immer verzeihen würde, und sie sich alles erlauben konnte.

Fast, als würde sie einen für dumm halten. Doch, wenn einem wirklich etwas an der Person lag, so konnte man ihr noch ein  mal vergeben. Auch, wenn es einem schwer fiel. Auch, wenn man Angst hatte, dass das Vertrauen erneut missbraucht werden würde. Doch man gab der Person meistens noch eine Chance. Wenn auch mit wenig Hoffnung.

Doch wenn man jemanden schon zum dritten mal, oder noch öfters verzeihen musste, wurde es irgendwann unmöglich. Mir jedes Mal würde es schwerer werden, bis es schließlich gar nicht mehr gehen würde. Bis die Person  alle Chancen, die sie noch bei einem  übrig  hatte, bereits aufgebraucht hatte. Bis man ihr einfach nicht mehr vertraute, weil sie das Vertrauen einfach zu oft missbraucht hatte. Doch trotz allem hoffte ich für Severus, dass er noch nicht alle Chancen aufgebraucht hatte, die Lily Evans ihm bereit gestellt hatte. Dass ihm wenigstens eine noch übrig blieb.

AN: Soo, das nächste Kapi ist draußen XD wie fandet ihr es so? Lasst mir gerne eure Meinung dazu da und joa 😉😊 dann bis bald ❤

LG: Drawaine

Born to die || Regulus Black Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt