Regulus POV
" Manchmal frage ich mich, ob ich jemals wieder mit ihr Frieden schließen kann.", seufzte Severus mit einem kurzen Blick auf die rothaarige Gryffindor, die einige Tische weiter weg von uns in der Bibliothek saß. Sie hatte ihre Nase in ein Buch gesteckt, so, dass sie Severus' Blicke wohl nicht wirklich bemerkte. Vielleicht wollte sie diese aber auch gar nicht erst bemerken. Vielleicht merkte sie, wie sie angestarrt wurde, doch zwang sich, ihre Aufmerksamkeit weiter voll und ganz ihrem Buch zu schenken. Ihren ehemaligen besten Freund nicht zu beachten.
Ihn einfach auszublenden. Einfach so zu tun, als wäre nicht da hier. Als würde er nicht einige Tische weiter entfernt neben einem anderen Slytherin sitzen und sie anstarren. Als würde seine gesamte Aufmerksamkeit nicht ihr gelten. Severus hingegen wirkte, als würde er sich wünschen, sie würde doch einmal von ihrem Buch aufsehen.
Ihn ansehen, auch, wenn sie nicht mit ihm reden würde. Zeigen, dass sie ihn nicht komplett für seinen Ausrutscher verachtete.
Zeigen, dass sie sich trotzdem noch um ihn sorgte. Dass er ihr nicht komplett gleichgültig war. Die meisten anderen Schüler würden Severus dafür verachten, dass ihm etwas an einer Gryffindor lag.Auch noch an einer muggelstämmigen Gryffindor. Sie würden wohl auch von mir erwarten, dass ich dies tun würde. Meine Eltern würden von mir erwarten, dass ich ihn verachtete. Sowohl wegen seinem Blutstatus, als auch wegen seinen Gefühlen für die Gryffindor. Schließlich sollte sich ein ehrwürdigen Slytherin nicht mit Muggelstämmigen abgeben. Selbst, wenn er selber ein Halbblut war, so sollte er doch wenigstens genug Gefühl der Ehre haben, um sich von solchen Mitschülern fernzuhalten.
Denn egal, wie lange sie sich schon kannten, egal, wie viel ihm an ihr lag, sie war immer noch Muggelstämmig. Und muggelstämmige Zauberer waren eine Schande für die Zaubererwelt . So, würden meine Eltern es ausdrücken, wenn sie davon wüssten. Meine Eltern. Doch nicht ich.
Egal, wie sehr ich mich bemühte, meinen Eltern zu ähneln- in dieser Hinsicht war ich einfach nicht wie sie. Ich war nicht wie sie, und ich wusste nicht genau, ob ich das als gut oder schlecht betrachten sollte. Denn schließlich wollte ich nicht so wie Sirius enden. Ich wollte nicht aus dem Stammbaum gebrannt und aus dem Haus geschmissen werden. Ich wollte nicht von zu Hause abhauen müssen. Ich wollte es ihnen recht machen, so, dass sie sich nicht über mich ärgern mussten. So, dass ich keinen unnötigen Ärger mit ihnen riskierte.
Doch andererseits war es in dieser Hinsicht vielleicht nicht ganz so übel, dass ich ihnen nicht so sehr ähnelte. Schließlich war Severus mein bester Freund, da hielt man zusammen, auch, wenn der Andere etwas tat, was die Eltern wohl nicht für richtig empfinden würden. Ich konnte doch einen meiner engsten Freunde nicht einfach hängen lassen, nur weil ihm etwas an einer muggelstämmigen Schülerin lag.
Schließlich verachtete er mich auch nicht dafür, dass ich Sirizs immer noch auf gewisse Art nachtrauerte. Er zog mich auch nicht damit auf, dass mir etwas an jemandem aus einem anderen Haus lag. An einem 'Blutsverräter', wie meine Eltern es vermutlich ausgedrückt hätten. Er schien es nicht lächerlich zu finden, dass der Gryffindor mir etwas bedeutete, schließlich kannte er dies ebenfalls.
Er kannte es ebenfalls, jemanden zu haben, der einem etwas bedeutete, dich von dem man sich mit der Zeit immer mehr entfernte.
Mit dem man sich immer mehr auseinander lebte und selbst nicht mal wirklich merkte, wie der Abstand zwischen dieser Person und einem selbst immer größer wurde. Wie man immer weiter auseinander glitt.Bis es eines Tages zu spät war. Bis man Eines Tages merken würde, dass man sich all diese Zeit immer mehr voneinander entfernt hatte. Wegen Dingen, die man für wichtiger hielt. Weil man die Freundschaft der anderen Person wohl für fast selbstverständlich gehalten hatte. Weil man sich gar keine Gedanken darüber gemacht hatte, dass diese eines Tages nicht mehr da sein könnte.
Weil man gehofft, gedacht hatte, dass diese Freundschaft ewig halten würde. Bis eines Tages die böse Überraschung kommen würde. Wenn einem eines Tages klar wurde, dass man sich geirrt hatte. Es hielt wohl nichts ewig. Keine Freundschaft, wenn man dieser andere Dinge vorzog.
Wenn andere Dinge wichtiger waren. Oder aber, durch einen einzigen Ausrutscher. Ein einziges Wort konnte die Freundschaft zwischen zwei Leuten so ziemlich ruinieren. Ihre Beziehung ruinieren. Vertrauen war eine sehr zerbrechliche Sache. Wenn es einmal verletzt wurde, dauerte es lange, bis es wieder heilte. Wenn dies überhaupt passieren würde. Und ohne Vertrauen entstand keine Freundschaft.
Vielleicht ein einigermaßen gutes Verhältnis, doch selbst das wäre dann wohl eher fragwürdig. Denn wenn man einer Person nicht vertraute, konnte man auch keine wirkliche Beziehung zu dieser aufbauen.
Es wäre ungerecht, wenn ich ihn dafür im Stich lassen würde. Denn schließlich war Loyalität ebenfalls eine Eigenschaft der Slytherins. Wir waren loyal gegenüber Leuten, die wirklich unser Vertrauen genossen. Die wir wirklich mochten. Mit denen wir wirklich klar kamen, die wir verstanden. Und Freunde waren nun mal eben solche Leute.
Ein weiterer Grund, weshalb ich Severus keines Wegs dafür verachtete, dass ihm etwas an einer Gryffindor lag, war wohl, dass er mich einfach zu sehr an mich selbst erinnerte. Dass seine Fehler mich an meine eigenen Erinnerten. Dass seine Trauer mich an meine eigene erinnerte. Dass seine Reue sich ebenfalls auf mich übertrug, mich ebenfalls an meine erinnerte. Dass dieses zerbrochene Verhältnis zwischen den beiden mich an das genauso zerstörte Verhältnis zwischen mir und Sirius erinnerte.
Und in solchen Fällen, dachte man nicht über den Blutstatus der anderen Person nach. Man vermisste diese Person einfach, obgleich deren Blutstatus oder Einstellung. Es fehlte einfach etwas, dass man am liebsten zurück hätte. Auch, wenn ich aus einer Familie kam, wo der Blutstatus eine sehr große Rolle spielte, konnte Ich Severus verstehen. Und zwar ohne ihn dafür zu verachten.
Plötzlich blickte die Gryffindor von ihrem Buch aufsehen. Ihre grünen Augen trafen auf Severus' schwarze und einen Moment lang, schienen sie sich einfach anzustarren, ohne wirklich zu wissen, was sie jetzt genau tun sollten. In diesem Moment wirkten beide ziemlich unbeholfen. Ihr Blick wirkte traurig, doch nicht unfreundlich.
Traurig darüber, was aus dem Verhältnis der beiden geworden war. Darüber, dass sich ihre Freundschaft so gut wie aufgelöst hatte, obwohl sie dies wohl beide nicht wollten. Im nächsten Moment jedoch, schlug das Gryffindor- Mädchen das Buch, dass in dem sie bis jetzt gelesen hatte zu, erhob sich von ihrem Tisch und verließ die Bibliothek.
AN: Soo, das zweite Kapi heute XD wie fandet ihr es so? Lasst mir gerne eure Meinung dazu da und joa 😉😊 dann bis bald ❤
LG: Drawaine
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Born to die || Regulus Black
FanfictionWie man am Titel vielleicht schon erkennen kann, wird das hier eine FF über das Leben von Regulus Black. :D