" Doch nicht so selbstbewusst, hm?"

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Regulus POV

" Schau mal, wer da ist!", grinste Evan eines Tages, als wir auf dem Weg zur Bibliothek waren. Sirius saß alleine auf einer Art Fensterbank, die den Gang entlang verlief. Ganz alleine. Und starrte auf die grüne Fläche im Schlosshof.  Der Rasen, auf dem die Erstklässler Flugunterricht bekamen. Wo der ein oder andere wohl zum allerersten Mal einen Besen bestiegen hatte. Jetzt, war der Rasen leer. Insgesamt, wirkte fast der ganze Schlosshof ziemlich leer. Hier und da konnte man einige Schüler sehen, die sich gerade mit Freunden trafen. Oder auf diese warteten.

Was genau Sirius hier tat, war nicht ganz klar. Vielleicht dachte er gerade über seine jüngste Aktion nach. Dachte darüber nach, was er da eigentlich angestellt hatte, und wie es hätte ausgehen können. Oder aber, er trauerte um die enge Freundschaft zu Potter und den Anderen beiden. Er wirkte ziemlich einsam und verlassen, wie er da so saß. Ohne jegliche Gesellschaft, außer den Schülern, die gelegentlich vorbei kamen, wenn sie gerade den Gang entlang liefen.  Unter anderen Umständen, hätte er mir jetzt vermutlich leid getan.

Doch so, konnte ich beim besten Willen kein wirkliches Mitleid für ihn empfinden. Er hatte Mist gebaut, also musste er auch mit den Konsequenzen klar kommen. Es verlief eben nicht immer alles, wie er dachte, oder wie er es sich wünschte. Außerdem würde es ihm auch nicht sonderlich schaden, zu erfahren, wie sich das anfühlte. Wie sich die Gerüchte über Einen wie Lauffeuer verbreiteten.

Dass die Meisten Einen aufgrund dieser Gerüchte mieden.  Dass sie lieber den Gerüchten glaubten, als Einem selbst. Dass die Anderen einem lieber aus dem Weg gingen, den wer wusste, wozu man fähig sein könnte? Schon allein Dank den Gerüchten, in denen einem Dinge angedichtet wurden, von denen man selbst noch nie zuvor gehört hatte. Dass niemand wirklich in der Nähe von Einem sein wollte. Dass man sogar von den Personen, die einem am wichtigsten waren gemieden wurde. Dass man von ihnen ignoriert wurde. Dass man sich einsam fühlte. Dass man einsam war. Und sich selbst die Schuld dafür gab.

Für Sirius müsste es ziemlich neu sein, sich so zu fühlen. Schließlich hatte er sonst immer seine Freunde, ach was, 'Brüder'  um sich. Und auch sonst gab es viele Schüler in Hogwarts, die ihn bewunderten, oder gar auf eine Art zu ihm aufblickten. Meistens fand er im jemanden, mit dem er reden konnte. Mit dem er sich abgeben konnte. Doch nun, schien dies so ziemlich zu fehlen. Denn meistens, wenn ich Sirius in letzter Zeit mal über den Weg lief, war er meistens ohne Gesellschaft unterwegs. 

Ich fragte mich, ob er sich jemals vor diesem Geschehenen so ohne Anschluss gefühlt hatte. Ob er wusste, wie es sich anfühlte, alleine zu sein. Richtig allein. Niemanden zu haben, mit dem man über seine Probleme reden könnte. Schon allein, weil man gar nicht über sie reden konnte. Weil man keine Schwäche zeigen wollte.

Weil man zeigen wollte, dass man selbst jemand war. Jemand, der keine Hilfe von Anderen brauchte.  Der auch selber sehr gut klar kommen würde. Der anderen kein Klotz am Bein sein wollte. Oder nur ein weiterer Stein in jemandes Weg, der weg geräumt  werden musste.

Kannte er es, so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Als ginge es einem gut. Auch nach außen hin so zu wirken, als wäre auch innerlich alles heil.  Obwohl im Inneren das total Chaos herrschte? Obwohl man an der ganzen Last kaputt ging, aber sich dies doch nicht erlaubte, weil man trotz allem nicht wie ein Schwächling wirken wollte? Ich jedenfalls, kannte mich damit mittlerweile bestens aus.

Doch Sirius konnte dieses Gefühl der drückenden Last gar nicht verspüren. Wenn ihm alles, was unsere Eltern ihm sagten sonst wo vorbei ging, gab es diesen Druck einfach nicht. Er machte sich nicht die Mühe, ihnen zu gefallen, im Gegenteil. Wohl eher alle Mühe, um eben dies zu vermeiden. Auf seinen Schultern ruhte keine Last von den Erwartungen seiner Eltern. Die ruhte nun auf meinen Schultern. Und zwar allein auf meinen. Und warum das alles? Weil der feine Herr sich weigerte, dem gerecht zu werden, dem ich nun gerecht werden musste. Weil er meinte, auf dem richtigen Weg zu sein.

Außerdem hatte er normalerweise stets Potter und die anderen beiden um sich. Potter, bei dem er sich nach Lust  und Laune ausheulen konnte, wie schrecklich sein Leben doch war. Wie schlimm doch die Erwartungen seiner Eltern waren und wie unfair sie ihn doch behandelten. Wie sehr seine Eltern doch seinen Bruder, den Jüngsten aus der gesamten Familie bevorzugten. Wie unfair sein gesamtes Leben doch war und wie viel besser sein Bruder es doch hatte.

Mich kostete es alle Beherrschung, bei diesem Gedanken nicht hysterisch aufzulachen.  Ich sollte also das verzogene, bevorzugte Kind sein? Wenn er wirklich so von mir dachte, kannte er mich nicht. Dann kannte er seine eigene Familie nicht. Ich war ja dermaßen bevorzugt. Ich erhielt einmal, vielleicht zweimal im gesamten Schuljahr einen Brief von unseren Eltern.

Einen Brief in dem nichts Anderes stand, als dass ich der Familie bloß keine Schande machen sollte. Dass ich mich bloß anstrengen sollte. Dass ich bloß beser sein sollte, als alle anderen. Besser als Muggelstämmige. Besser als Halbblüter. Und auch besser, als die anderen, reinblütigen Schüler. Und vor allem, besser als mein Bruder.

Und selbst wenn ich dies schaffte- das Einzige, was ich dafür bekam, waren Worte der Unzufriedenheit. Dass ich mich noch mehr anzustrengen hatte, um dem Namen der Blacks gerecht zu werden. Wenn ich dies nicht werden würde- Nein.  Ich wollte mir nicht ausmalen, was wäre, wenn ich Ohren Ansprüchen nicht gerecht werden würde.

" Na, Black. Wohl doch nicht so beliebt, hm?", Fragte Evan gehässig und machte einige Schritte auf Sirius zu. Seine Augen funkelten vor  Hass. " Dass du dich nicht schämst!", Zischte Evan. Erst jetzt wandte Sirius sein Gesicht uns zu. Mir fiel auf, dass er sehr blass wirkte, dunkle Schatten lagen unter seinen Augen. Als hätte er mehrere Nächte lang nicht oder nur sehr wenig geschlafen. Und trotz allem. Trotz allem, was er Severus mit dieser Aktion angetan hatte. Konnte ich doch nicht anders, als einen Funken von Mitleid zu empfinden. " Was willst du, Rosier?", Fragte er ziemlich gleichgültig und schaute den Slytherin müde an.

Evan spuckte ihm vor die Füße. " Doch nicht so selbstbewusst, hm? So ganz ohne Potter!", spottete Evan grinsend. Man konnte ihm ansehen, wie er jedes einzelne Wort genoss. " Wertloser Blutsverräter! Dass du hier trotz allem noch so herum stolzieren kannst!", fuhr Evan ihn weiter an. Sirius zeigte seltsamer Weise nicht wirklich eine Reaktion.

" Evan. Hör auf. ", Mischte ich mich schließlich ein. Sirius schien es  schon schlecht  genug zu gehen. Obwohl das, was er getan hatte einfach nur das Letzte war, wollte ich nicht unbedingt, dass er nun auch noch von Evan fertig gemacht wurde. Denn das Wissen, etwas falsch gemacht zu haben und dies nicht mehr rückgängig machen zu können, war manchmal Strafe genug.

" Sag bloß, du hast Mitleid mit ihm!", spuckte Evan geradezu aus. Sirius starrte nun mich an. Seine  sturmgrauen Augen, starrten direkt in meine, die seinen so ähnlich sahen. Ich starrte zurück, ehe ich den Blick abwandte. " Nein. ", antwortete ich mit so fester Stimme wie nur möglich auf Evan's Frage. " Aber wir wollen doch nicht wegen jemandem wie  ihm Ärger bekommen. "

AN: Soo, das dritte Kapi für heute XD wie fandet ihr es so? Lasst mir gerne eure Meinung dazu da und joa 😉😊 dann bis bald ❤

LG: Drawaine

Born to die || Regulus Black Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt