Kapitel 80 - Die Beerdigung

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Wie erwartet war die Beerdigung ein auf und ab der Gefühle. Es waren hunderte Leute auf dem kleinen Friedhof, unweit vom Haus der Prewetts versammelt und bildeten einen kuriosen Anblick, wie Lily bemerkte, als sie sich etwas umsah. Viele von ihnen trugen die typischen Umhänge, jedoch hatten einige von ihnen auch versucht sich wie Muggel zu kleiden und boten einen unfreiwillig komischen Anblick, weil sie völlig unpassende Kleidungsstücke miteinander kombiniert hatten. Links von Lily stand eine kleine Hexe, die sich für ein hübsches dunkelblaues Abendkleid entschieden hatte. Dazu trug sie allerdings Gummistiefel und eine geblümte Bluse, die sie einfach über das Kleid gezogen hatte. Lily wunderte sich überhaupt schon die ganze Zeit darüber, dass diese ganzen Hexen und Zauberer in diesem kleinen malerischen Dörfchen in dem Amber lebte offenbar gar nicht auffielen. Deshalb vermutete sie, dass man einen Zauber über den Friedhof gelegt hatte damit Muggel nichts von der Trauergemeinschaft mitbekamen. Mit schwerem Herzen riss sich Lily wieder von ihren Gedanken los, als die ersten Gäste anfingen ihre Grabreden zu halten. Es war bewegend wie viele Menschen von Gideon und Fabian Prewett Abschied nehmen wollten, und wie viele von ihnen einen Teil dazu beitrugen, die beiden angemessen zu ehren in dem sie ein paar rührende Worte über die Verstorbenen sprachen. Lily sah Amber durch einen Schleier von Tränen, die zwischen ihrer Mutter und ihrer Tante Molly direkt vor den beiden Särgen stand und immer wieder heftig aufschluchzte. Sirius stand hinter ihr und hatte seine Hand beruhigend auf ihrem Rücken gelegt, während er mit ernstem Gesichtsausdruck in die Ferne starrte. Der Anblick der leidenden Amber war fast unerträglich für Lily, weshalb auch sie ein lautes Schluchzen nicht mehr unterdrücken konnte und sich unwirsch mit den Handflächen ihre Tränen aus dem Gesicht wischte. James, der rechts neben ihr stand, legte stumm den Arm um sie und sie lehnte den Kopf an seine Schulter. Gemeinsam lauschten sie den Worten der Redner und beobachteten voller Ehrfurcht, wie ein hagerer Zauberer, der so eine Art Priester zu sein schien, sich jetzt vor die Särge stellte, seine Arme ausbreitete und bedächtig mit seinem Zauberstab einige ausladende Bewegungen vollzog. Während er dabei einige unverständliche Worte murmelte, stiegen die beiden Särge in die Höhe, fingen an zu rotieren und verwandelten sich langsam in zwei imposante Grabsteine, auf denen die Daten der Gebrüder Prewett standen. Lily erstarrte, als sie die Innschrift auf den marmornen Grabsteinen las.

Euer Mut, für Eure Lieben.

Euer Kampf, für uns alle.

Eure Liebe, Für immer vermisst.

Stand dort, in großen geschwungenen Buchstaben über beide Grabsteine geschrieben und Lily versuchte den Kloß in ihrem Hals hinunter zu schlucken, bevor sie erneut zu weinen begann. Sie sah zu James, dem ebenfalls Tränen in den Augen schimmerten und sie nahmen sich in die Arme. Nach einer Weile trat jemand zu ihnen und Lily spürte eine Hand auf ihrem Rücken. „Na kommt ihr beiden." Sagte Fleamont Potter sanft, der mit seiner Frau die gesamte Zeit neben James gestanden hatte. Lily und James lösten sich wieder voneinander und sie gingen zusammen mit James Eltern schweigend zum Haus der Prewetts zurück, in dessen Garten ein Buffet mit allen möglichen Speisen aufgebaut war. Es war ein warmer, sonniger Tag und James besorgte ihnen zunächst etwas zu trinken, bevor sie sich unter die anderen Trauergäste mischten. Die Trauerfeier ging bis in die frühen Abendstunden und es herrschte eine Stimmung, die Lily kaum beschreiben konnte. Die tiefe Traurigkeit war immer noch deutlich zu spüren, aber es war, als wäre plötzlich der ganze Druck der letzten Tage von allen Anwesenden abgefallen. Es lag eine Art Erleichterung in der Luft und es wurden in allen möglichen Erinnerungen an Gideon und Fabian geschwelgt. Es wurden schöne und lustige Geschichten aus den verschiedenen Lebensphasen der beiden erzählt und zumindest Lily fand, dass diese Erinnerungen etwas unheimlich tröstendes und beruhigendes mit sich brachten. Hier und da wurde sogar leise gelacht und auch Amber und ihre Mutter lächelten das ein oder andere mal, auch wenn ihnen immer wieder Tränen über die Gesichter rollten.

Am Abend saßen Amber, Sirius, James und Lily noch bei einer Tasse Tee im Wohnzimmer und unterhielten sich leise. Die letzten Gäste waren bereits vor einigen Stunden gegangen und Ambers Mutter hatte sich bereits früh in ihr Schlafzimmer zurück gezogen. Die Potters waren noch etwas länger geblieben und hatten bei den Aufräumzaubern geholfen, bevor sie sich von ihnen allen mit einer herzlichen Umarmung verabschiedet hatten. Amber saß müde auf Sirius Schoß in einem der beiden Sessel und gähnte. James, der in einer Ecke des Sofas saß und die Beine angezogen hatte sah besorgt zu Amber hinüber. „Vielleicht sollten wir schlafen gehen." Schlug er vor und Sirius nickte zustimmend. „Ich glaube wir könnten wirklich alle eine Mütze Schlaf vertragen." Bestätigte er ungewohnt ernst und Lily wunderte sich mal wieder darüber, wie erwachsen James und Sirius plötzlich geworden waren, auch wenn sie ab und an noch ihre Flausen im Kopf hatten. „Ich kann sowieso nicht schlafen." Protestierte Amber halbherzig und gähnte erneut. Lily lächelte. „Aber ein wenig Ruhe wird dir gut tun." Pflichtete jetzt auch Lily den Jungs bei. „Aber morgen müsst ihr schon wieder nach Hogwarts." Sagte Amber traurig und zog einen leichten Schmollmund. „Ein Grund mehr, die restliche Zeit die du allein mit mir hast zu genießen." Sagte Sirius grinsend zu Amber gewandt, die wieder protestierte. Diesmal lächelte sie ihn dabei jedoch liebevoll an. „Lily und James Gesellschaft werde ich auch vermissen." Erklärte sie ernst und Sirius sah sie mit gespieltem Entsetzen an. „Pff.. Lily und James." Schnaufte er verächtlich, woraufhin James ihm ein Kissen an den Kopf warf. „Vorsicht, Tatze." Sagte James drohend und alle lachten. „Na gut." Seufzte Amber ergeben und stand auf. „Bevor das ganze ausartet, gehen wir vielleicht wirklich besser ins Bett." Auch Lily erhob sich von ihrem Platz auf dem Boden vor dem Sofa auf dem James saß und warf die Kissen die sie als Sitzpolster benutzt hatte zurück an ihren Platz. Die vier gingen nach oben und verabschiedeten sich vor der Tür des Gästezimmers voneinander. Nacheinander machten Lily und James sich im Badezimmer, das den Gästezimmer angeschlossen war fertig und verkrochen sich in ihre Betten. Lily war so hundemüde, dass sie unmittelbar nachdem sie sich eine gute Nacht gewünscht hatten einschlief. 

Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt