Wenig später betraten sie den Gemeinschaftsraum der Slytherins, den Lily bisher nur von Erzählungen und Beschreibungen aus Büchern kannte. Staunend hielt sie inne und sah sich neugierig um, bevor sie fast ehrfürchtig in die Mitte des Raumes trat und die riesigen Fensterfronten betrachtete, durch die man in den See hineinschauen konnte. Lily kannte nur die Oberfläche dieses Sees und bewunderte das magisch grüne Licht, in das er diesen unterirdischen Gemeinschaftsraum tauchte und ihm somit etwas von seiner Kühle nahm, die er mit seinen rauen Steinwänden und den hohen Decken unweigerlich ausstrahlte. Severus stand ein Stück von ihr entfernt und beobachtete voller Liebe die Faszination, die sich auf ihrem hübschen Gesicht abzeichnete. Es war ein belebendes Gefühl die Welt durch ihre Augen zu sehen. „Es ist wunderschön.", flüsterte sie und blickte ihn mit großen Augen an. Er nickte bedächtig. Auch er liebte dieses Licht, das ihn an die Farbe jener Augen erinnerte, welche ihn gerade voller Staunen anblickten. „Lass uns zum Kamin gehen. Du solltest dich aufwärmen.", sagte er sanft und sie durchschritten gemeinsam den Raum in Richtung eines von schwarzen Ebenholz eingerahmten Kamins, vor dem grüne, samtüberzogene Sessel und Sofas standen, die mit dem gleichen dunklen Ebenholz abgesetzt waren wie der Kamin.
Lily sog all diese Eindrücke bis ins kleinste Detail in sich auf, während sie an das Feuer trat und ihre eiskalten Hände danach ausstreckte, um sie an seinen Flammen zu wärmen. Sie zitterte immer noch und obwohl sie die Kälte draußen kaum wahrgenommen hatte, war sie völlig durchgefroren. Severus stellte sich neben sie und sie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. Ihr Herz klopfte und sie betrachtete sein vertrautes Seitenprofil, welches ihr seit kurzem in einem ganz anderen Licht erschien. „Weißt du wie man jemanden, der unterkühlt ist am besten aufwärmt?", hörte sie plötzlich ihre eigene Stimme fragen und errötete unwillkürlich, als Severus leicht den Kopf schüttelte und sie mit unergründlicher Miene musterte. Was tat sie hier bloß? Sie wusste es nicht. Sie wusste wirklich nicht welche Gefühle sie hier leiteten. Vermutlich war es eine Mischung aus dem verbliebenen Glücksgefühl eines anfänglich unbeschwerten Vormittags zu Zweit, und der Erleichterung darüber, sich einem lang unterdrückten Schmerz gestellt zu haben. So faszinierend wie ein bunt schillernder Regenbogen, der sich nach einem Sturm am Himmel abzeichnete, wenn die Sonne bereits ihre Fühler ausstreckte, um die verbliebenen dunklen Wolken zu vertreiben. Zu diesem Gefühl kam erschwerend hinzu, dass ihr Verstand in Severus Nähe oft nicht richtig zu funktionieren schien und sie einfach nur ihren Instinkten folgte. Langsam ging sie auf ihn zu, blieb dicht vor ihm stehen und sah ihm in die schwarzen Augen, in denen sich die Flammen des Kamins spiegelten. Sie wusste nicht woher sie die Kühnheit nahm, als sie vorsichtig nach seinem nassen Umhang griff, mit zitternden Fingern den Knopf öffnete und ihm den schweren Stoff von seinen Schultern streifte. „Zunächst einmal hilft es aus den nassen Klamotten heraus zu kommen.", erklärte sie leise und schlüpfte jetzt mit einer fließenden Handbewegung aus ihrem eigenen Umhang, der ebenfalls völlig vom Schnee durchweicht war. Mit klopfendem Herzen betrachtete sie Severus überraschte Miene und küsste ihn sanft auf den Mund, bevor sie seinen Pullover nach oben schob und einen Moment wie gebannt und mit klopfendem Herzen seine Reaktion abwartete. Er hinderte sie nicht daran, weshalb sie ihm auch dieses Kleidungsstück sanft über den Kopf zog und es achtlos auf den Boden fallen ließ. Er atmete schwer und musterte ihr Gesicht, während er zögerlich seine Hände an ihre Hüften legte und auch ihren Wollpullover langsam nach oben schob. Die Haut, die er dabei mit seinen Fingern streifte prickelte unter diesen ungewohnten Berührungen und sie wollte mehr davon. Sie spürte dieses Verlangen mit jeder Faser ihres Körpers, und sobald sie nur noch in Jeans und BH vor Severus stand, zog sie ihn an sich heran und presste ihre Lippen auf seine. Die kühle Haut ihrer Oberkörper berührte sich und Lily hatte das Gefühl, dass in ihrem Inneren ein Feuerwerk explodierte. Ihre Küsse wurden ungestümer und sie versanken beide vollkommen in diesem intimen Augenblick. Severus bugsierte sie zu einem der Sofas, ohne sich von ihr zu lösen und stöhnte leise auf, als Lily sich auf ihn setzte und ihm mit ihren Händen durch die Haare fuhr. Zärtlich küsste er sich über ihre Wange zu ihrem Hals hinunter und ein unterdrücktes Keuchen entfuhr ihrer Kehle. Sie hatte das Gefühl in Flammen zu stehen und ein unerträgliches Ziehen breitete sich in ihrem Bauch aus. Ihr Verstand verabschiedete sich endgültig und ihre Hände glitten voller Leidenschaft über die weiche und wieder erwärmte Haut von Severus Oberkörper, während er mit seinen Fingern zart ihren Nacken hinunter zu ihrem Rücken entlang streichelte und mit seine Lippen weiter ihren Hals liebkoste.
Jemand hustete gekünstelt und sie fuhren erschrocken herum. Wie benommen sahen sie zu Regulus Black, der an einer der Säulen, die in regelmäßigen Abständen die Wände des großen Raumes säumten, neben ihrem Sofa lehnte und mit hochgezogenen Augenbrauen auf sie hinab sah. „Ich störe nur ungern euer...", er hielt inne und überlegte offensichtlich, wie er das Gesehene benennen sollte. „... euer kleines Liebesspiel.", sprach er betont gelassen weiter, während Lily bereits nach ihrem Pullover angelte und sich verlegen vor ihren Oberkörper drückte. „Aber Snapes Schlafsaal ist vielleicht der geeignetere Ort für so etwas." Regulus deutete dabei mit einem Kopfnicken auf Lily und Severus, die immer noch aufeinander auf dem Sofa saßen und ihn erschrocken anstarrten. „Ihr wollt schließlich nicht, dass einer der Erstklässler einen Herzinfarkt bekommt, wenn er euch hier so sieht.", sagte er und grinste herablassend. „Oder der arme alte Slughorn." Lily warf Severus einen schuldbewussten Blick zu, denn tatsächlich waren sie so in ihrem Rausch von Gefühlen versunken gewesen, dass sie nicht daran gedacht hatten, dass sie nicht alleine hier waren. „Vielleicht könntest du dich umdrehen, damit Lily sich anziehen kann.", fauchte Severus, der offenbar als erster seine Fassung und mit ihr auch seine Stimme wieder gefunden hatte. „Keine Panik Snape, ein Mädchen im Büstenhalter ist nicht gerade was besonderes.", erklärte Regulus mit anzüglichem Grinsen, woraufhin Severus ihn wütend anfunkelte, während er Lily von seinem Schoß schob, wobei er umsichtig dafür sorgte, dass er dabei die Sicht auf sie vollständig verdeckte, damit sie sich ungesehen ihren Pullover überstreifen konnte.
Nachdem Lily sich eilig auch noch den Umhang angezogen hatte, lächelte sie Severus dankbar an und warf ihm ebenfalls seine Klamotten zu, bevor sie einen Schritt auf Regulus zu ging und ihn mit hochgezogener Augenbraue musterte. „Nichts besonderes also?", fragte sie und Regulus verzog unter ihrem tadelnden Blick das Gesicht zu einer Miene, die Lily nicht deuten konnte. „Trotzdem danke für den Hinweis, Regulus.", fügte sie mit vorgerecktem Kinn hinzu und lehnte sich leicht an Severus, der dicht hinter sie getreten war und die Hand auf ihren Rücken gelegt hatte. Regulus schnaufte verächtlich, nickte ihnen zum Abschied zu und verschwand ohne etwas zu erwidern in einem der Gänge, die offenbar zu den Schlafsälen der Slytherins führten. „Sev.", sagte Lily und drehte sich zu ihm um. „Es tut mir so Leid, dass ich uns in diese peinliche Lage gebracht habe. Ich habe nicht nachgedacht. Ich weiß auch nicht, aber es ist einfach über mich gekommen." Sie sah ihn erneut mit schuldbewusster Miene an, bemerkte aber das Schmunzeln, das seine Lippen umspielte. „Also ich habe nichts dagegen wenn öfter etwas über dich kommt.", sagte er leise und küsste sie zärtlich auf die Stirn. Lily grinste verlegen. „Vielleicht das nächste Mal an einem besseren Ort.", flüsterte sie und erschauderte wohlig bei dem sichtlichen Verlangen, das bei ihren Worten ihn Severus Augen aufloderte. „Wir sollten langsam zu Remus hinauf gehen, damit er nicht denkt, dass er Weihnachten alleine verbringen muss.", sagte sie und Severus seufzte kapitulierend.
„Da wäre aber noch etwas, das wir vorher erledigen müssen.", sagte sie und warf einen Blick zu den Türen, die zu den Schlafsälen führten. Severus hob eine Augenbraue und sah sie fragend an, bevor er nach ihrer Hand griff und sie zu einer der Türen zog. Dort angekommen legte er seine Hand in ihren Nacken und küsste sie zärtlich, während die andere über ihren Rücken strich. „Lupin hat sicherlich Verständnis dafür, dass wir unsere Zeit zu zweit noch etwas auskosten.", murmelte er und Lily schob ihn leise lachend von sich. „Das meinte ich aber nicht.", erklärte sie grinsend. Dafür bleibt leider keine Zeit.", fügte sie bedauernd hinzu, als sie seinen enttäuschten Gesichtsausdruck bemerkte. „Wir müssen zu Regulus.", sagte sie sanft und sah sich suchend in dem Gang um. „Willst du der kleinen Kröte das Gedächtnis löschen?", fragte Severus und Lily war sich nicht sicher, ob er diese Frage ernst meinte oder scherzte, beschloss aber sie unbeantwortet zu lassen. „Ich möchte ihn einladen." Severus blickte sie entgeistert an. „Einladen?", fragte er und Lily nickte, während sie auf die Tür zu ging, hinter der sie Regulus Schlafsaal vermutete. „Ja. Ihn dazu einladen Weihnachten mit uns oben zu verbringen. Nach dem Abendessen.", antwortete sie und Severus trat eilig an ihre Seite. „Das kannst du nicht ernst meinen.", flüsterte er erregt, aber Lily sah ihn bloß fragend an. „Ist das hier Regulus Schlafsaal?" Severus verzog das Gesicht und nickte stumm, woraufhin Lily die Hand hob und gegen die Tür hämmerte. „Wer ist da?", hörte sie Regulus gedämpfte Stimme aus dem Raum fragen. „Lily.", antwortete sie laut, woraufhin erst einmal Stille folgte. „Darf ich reinkommen?", rief sie und wartete auf eine Antwort, während Severus genervt schnaufte. „Lass ihn wenn er nicht...", begann er, aber da kam bereits ein „Ja." von Regulus, weshalb Lily unbeirrt von Severus Einwand die Türklinke herunter drückte und eintrat.
Regulus saß mit einem Buch auf seinem Bett und grinste ihr entgegen. „Na? Bringt Snape es doch nicht so?", fragte er provokant. „Also in meinem Bett ist immer ein Platz für dich, Evans.", erklärte er feixend, als Severus gerade hinter Lily den Raum betrat und jetzt wütend einen Schritt auf Regulus zu ging. Lily hielt ihn fest und warf ihm einen besänftigen Blick zu, bevor sie sich gelassen wieder an Regulus wandte. „Ich fühle mich sehr geehrt. Aber ich denke ich verzichte auf dein Angebot.", sagte sie freundlich, was Regulus allerdings keinen Dämpfer zu verpassen schien. Dieser zuckte nämlich nur mit den Schultern und blickte sie erwartungsvoll an. „Was genau hat Snape denn was ich nicht habe. Oder Potter?", fragte er unvermittelt und lachte verächtlich. „Mit dem hast du es doch auch schon gemacht, oder nicht Evans?" Schockiert über Regulus plötzlichen Ausbruch starrte sie ihn an. Sie spürte wie Severus nach seinem Zauberstab griff und hielt seinen Arm fest. „Was denn Snape? Glaubst du, du bist der erste?" Regulus sprang wütend vom Bett auf. „Was soll das Regulus?", fragte Lily ruhig. „Ich kann nichts dafür, dass Sophie dich verletzt hat.", sagte sie leise und runzelte die Stirn, während sie immer noch Severus Arm fest hielt. Bedrohlich ging Regulus auf Lily zu und sie erschrak über die plötzliche Feindseligkeit mit der er sie ansah. „Nein?", fragte er und seine blauen Augen, in denen sonst immer eine unbeschwerte Fröhlichkeit blitzte, blickten ihr dunkel und voller Hass entgegen. Sein Gesicht war jetzt nur noch wenige Zentimeter von ihrem entfernt und sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut. „Es reicht, Black.", knurrte Severus zornig und lenkte damit Regulus Aufmerksamkeit einen kurzen Moment auf sich. „Glaubst du die Rolle des in Selbstmitleid versinkenden Arschlochs ist ausschließlich für dich reserviert?", fragte Regulus gehässig und sah wieder zu Lily. „Wenn du einfach weiter mit Potter rumgemacht hättest, anstatt dich mit diesem Möchtegern Todesser hier einzulassen, hätte Potter Sophie in Ruhe gelassen und alles wäre noch gut.", presste er wütend hervor und Lily wich unwillkürlich ein Stück von ihm zurück. „Regulus. Das ist doch verrückt.", sagte Lily sanft, was Regulus noch mehr in Rage brachte. „Du wagst es mich verrückt zu nennen?", fragte er mit bedrohlich leiser Stimme und gab Severus damit endgültig den Anlass sich aus Lilys Griff zu lösen und noch dichter an ihre Seite zu treten. „Lass uns gehen.", sagte Severus tonlos, sichtlich um Selbstbeherrschung bemüht, aber Lily schüttelte den Kopf. „Regulus.", begann sie, aber Regulus unterbrach sie. „Hör auf mich anzusprechen! Du wertloses kleines SCHLAMMBLUT!", schrie er sie an und spuckte ihr vor die Füße. Völlig geschockt schob Lily sich reflexartig ein Stück vor Severus, damit dieser keine Dummheit beging, als auch schon das Chaos um sie herum ausbrach. Unter einem lauten Wutschrei hatte Severus einen Schockzauber auf Regulus abgefeuert, den dieser durch den Zeitvorteil den er bekam, weil Severus erst Lily wieder ein Stück zur Seite schieben musste, abblockte und direkt seinerseits einen Schockzauber auf Severus los jagte, den dieser mühelos abwehrte, bevor er zum nächsten Fluch ansetzte. „HÖRT AUF!", schrie Lily, die mittlerweile auch ihren Zauberstab aus der Tasche gezogen hatte. „Es reicht!", sagte sie zwar leiser, aber unverkennbar wütend. „Glaubst du, dass du Sophie so zurück gewinnst?", fragte sie an Regulus gewandt und sah ihm dabei direkt in die Augen. Dann drehte sie ihm den Rücken zu und ging mit großen Schritten zur Tür. Regulus blickte Lily nach, als hätte sie ihm eine schallende Ohrfeige verpasst und er wirkte plötzlich verloren, wie ein Kleinkind nach einem absurden Wutanfall, den es im Nachhinein selbst nicht mehr verstand. „Lily. Es tut mir leid. Ich...", stotterte er und Lily drehte sich noch einmal nach ihm um. „Spar dir deine Entschuldigung.", erwiderte sie kühl, bevor sie schmerzerfüllt das Gesicht verzog und sich wieder von ihm abwandte. „Ich dachte wir wären Freunde.", flüsterte sie und verließ den Raum.
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Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und Licht
FanfictionDie Geschichte einer Liebe, die in einem Kampf zwischen Schatten und Licht ausgetragen wird. In einem stetigen Kampf zwischen den verschiedensten Gefühlen, Ängsten und Sorgen, müssen Lily und Severus Entscheidungen treffen, die ihr Leben für immer v...