Kapitel 37 - Begegnung im Slugclub

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Lily gähnte ausgiebig und schlug schwungvoll das Buch zu, das auf ihrem Schoß lag. Amber warf ihr einen mitleidigen Blick zu. „Musst du wirklich heute Abend schon wieder zu diesem komischen Slugding?" Fragte sie und Lily musste lachen. „Du meinst den Slugclub, Amber. Und ja, ich muss dort hin. Es wäre unhöflich die Einladung abzulehnen." Amber verdrehte die Augen aber Lily wehrte ab. „So schlimm ist es nicht. Ich treffe viele nette Schüler aus anderen Häusern und die Abende sind eigentlich ganz lustig." Erklärte sie lachend und Amber zuckte die Schultern. „Wenn du das sagst." Sagte sie grinsend und Lily stieß Amber neckend in die Seite, bevor sie sich von dem Sofa auf dem sie beide saßen erhob. „Ich sollte so langsam los, ich muss mich noch fertig machen." Entschuldigte sie sich bei Amber und verließ den Gemeinschaftsraum um sich im Schlafsaal umzuziehen. Sie entschied sich für ein langes, schlichtes, schwarzes Kleid in das sie schnell hineinschlüpfte und wieder hinunter ging. Lily drückte Amber, die jetzt in einem Sessel bei den Rumtreibern saß einen Kuss auf die Wange, winkte Remus lächelnd zu und würdigte Potter und Black keines Blickes. Auf dem Weg nach draußen begegnete sie Peter und winkte auch ihm fröhlich zum Abschied. Er lächelte schüchtern und Lily ging an ihm vorbei und stieg durch das noch offene Portraitloch nach draußen. Sie ging hinunter in die Kerker und blieb vor Slughorns Tür stehen, dann klopfte sie leise und trat zaghaft ein. Der Raum war groß, aber trotz der Kerkerwände und den niedrigen Decken sehr gemütlich. Es hingen schwere Samtteppiche an den Wänden und unzählige Kerzen tauchten den Raum in ein warmes Licht. Professor Slughorn entdeckte sie und kam freudig strahlend auf sie zugeeilt. „Miss Evans, welch eine Freude Sie zu sehen." Lily strahlte zurück. „Vielen Dank für die Einladung, Professor." Slughorn legte ihr die Hand auf den Rücken und manövrierte sie zu dem großen runden Tisch der mitten im Raum stand. Er ließ sie Platz nehmen, rückte ihren Stuhl an den Tisch heran und schenkte ihr ein Glas Rotwein ein. Lily bedankte sich lächelnd und begrüßte gerade die anderen die bereits am Tisch saßen, als es erneut klopfte und eine weitere Person eintrat. „Guten Abend." Hörte sie eine dunkle vertraute Stimme sagen und sie fuhr erschrocken herum. „Guten Abend Mister Snape. Welch Überraschung und Freude sie wieder bei einem meiner kleinen Dinées begrüßen zu dürfen." Snape lächelte zaghaft und Lilys und seine Blicke trafen sich. Es fühlte sich an wie ein kleiner Stromschlag, der ihren gesamten Körper durchfuhr. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und sie strich sich nervös eine Strähne hinter das Ohr. Severus stand wie angewurzelt da und seine Miene verdüsterte sich. Verunsichert wandte sie den Blick ab und Severus ging mit großen Schritten auf den Tisch zu und nahm auf dem einzig leeren Stuhl direkt neben Lily Platz. Lily griff nach ihrem Glas Wein und nahm einen großen Schluck davon. Das Mädchen auf ihrer linken Seite musterte sie neugierig und fragte schmunzelnd: „Einen schlechten Tag gehabt?" Lily sah sie verdutzt an. „Äh, ja. Sowas in der Art." Stotterte sie und nahm noch einen Schluck Wein um ihre Nerven zu beruhigen. Ihre Sitznachbarin zwinkerte ihr zu und nahm ebenfalls einen Schluck aus ihrem Glas. Lily mochte Sophie Gallagher, die zum Hause Hufflepuff gehörte. Sie war ebenfalls im sechsten Schuljahr, weshalb sie auch die ein oder andere Unterrichtsstunde gemeinsam hatten. Sophie hatte genau wie Lily langes, dunkelrotes Haar, was jedoch nicht wie bei Lily in sanften Wellen sondern in wilden Locken über ihre Schultern fiel. Sie hatte große braune Rehaugen mit langen Wimpern und weiche Gesichtszüge, die sie auf den ersten Blick sympathisch wirken ließen. Sie war unkompliziert und liebenswert. Lily verbrachte gerne Zeit mit ihr und sie war froh sich den gesamten Abend in ein Gespräch mit ihr vertiefen zu können, um jeglichen Kontakt zu Severus zu vermeiden. Sie spürte seine Anwesenheit mit jeder Faser ihres Körpers und war zutiefst erleichtert, als das Abendessen endlich vorbei war. Severus schien es ganz ähnlich zu gehen, da er direkt von seinem Stuhl aufstand und eilig zur Tür ging als Slughorn die Runde mit ein paar Abschiedsworten auflöste. Plötzlich kam ihr der Gedanke, dass heute Abend vermutlich die einzige Gelegenheit war, Severus irgendwo alleine anzutreffen. Sie verabschiedete sich schnell von Sophie und lief Severus nach. Hoffentlich war er noch nicht am Gemeinschaftsraum der Slytherins angekommen, der sich ganz in der Nähe von Slughorns Räumlichkeiten befand.

Severus hörte schnelle Schritte die von den Wänden der Kerker widerhallten, bevor jemand leise seinen Namen rief. „Severus." Er blieb stehen und drehte sich langsam um. Überrascht sah er in Lilys Gesicht, dass unsicher zu ihm hinauf sah. „Severus, hättest du vielleicht einen Moment Zeit für mich?" Sie knetete nervös die Hände. „Wirklich nur einen Moment. Bitte." Fügte sie schnell hinzu und es schmerzte ihn, dass es sie offenbar so viel Überwindung kostete mit ihm zu sprechen. Stirnrunzelnd sah er sie an. Wieso wollte sie mit ihm sprechen? Hatte sie ihm verziehen? Sein Herz schlug schnell vor Aufregung und er musste sich bemühen ruhig zu sprechen. „In Ordnung." Er sah sich um. Hinter Lily kamen jetzt auch die anderen Schüler die auf Slughorns Feier gewesen waren den Gang entlang. „Aber nicht hier. Komm." Flüsterte er, zog sie in einen leeren Klassenraum und schloss leise die Tür hinter ihnen. Jetzt waren sie allein. Das erste mal seit Monaten. Lily stand direkt vor ihm, die Wangen vor Aufregung gerötet. Eine Woge der Zärtlichkeit überkam ihn und er musste den Drang bekämpfen sie zu berühren, sie in seine Arme zu schließen. Sie schwiegen einen Moment bevor sie zu sprechen begann. „Severus, es geht um letzten Samstag." Sein Herz machte einen Sprung. „Genauer gesagt, es geht um Remus." Schlagartig verschwand die leise Hoffnung die in ihm aufgekeimt war. Er hätte wissen müssen, dass sie wegen diesem Werwolf mit ihm sprechen wollte. Was für ein Narr war er gewesen zu denken, dass Lily sich mit ihm versöhnen wollte. Er lachte freudlos auf und Lily sah ihn fragend an. „Es geht also um Lupin." Wiederholte er und Lily nickte. „Ja." Sagte sie und sah zur Tür, von der gerade ein Geräusch zu hören gewesen war. Er sah ebenfalls zur Tür, hob seinen Zauberstab und murmelte: „Muffliato". „Jetzt können wir ungestört sprechen." Sagte er und Lily lächelte ihn dankbar an bevor sie fort fuhr. „Severus, ich möchte dich um etwas bitten." Sie sah ihn mit ihren mandelförmigen grünen Augen an, und in diesem Moment hätte er ihr alles versprochen, ihr alles gegeben, sogar sein Leben wenn sie ihn darum gebeten hätte. „Was für eine Bitte?" Fragte er leise. „Ich möchte dich bitten Remus nicht zu verraten. Er ist mit seiner Krankheit gestraft genug und hat es nicht verdient der Schule verwiesen zu werden." Sie sah ihn eindringlich an. „Bitte, Sev." Flüsterte sie flehend, und er musste wieder all seine Selbstbeherrschung zusammen nehmen sie nicht an sich zu ziehen, sie zu umarmen, sie zu trösten. „Lily..." Er wusste nicht was er sagen sollte. „Ich werde darüber nachdenken." Sagte er schließlich. Lily nickte traurig und in ihren Augen funkelten Tränen. Es brach ihm das Herz sie so zu sehen. Er könnte ihr einfach sagen, dass er ihr alles versprechen würde, alles für sie tun würde. „Bitte, Sev. Ich weiß, dass du ein guter Mensch bist." Flüsterte sie und er erstarrte innerlich. Gar nichts wusste sie. Er war nie ein guter Mensch gewesen und bald würde er ein Todesser sein. „Wenn du ihn verrätst, zerstörst du sein Leben." Flehte sie erneut. Aber was kümmerte ihn Lupins Leben? Dumbledores Worte kamen ihm in den Sinn. Selbst wenn ihn Lupins Leben nicht kümmern würde, Lily würde ihm einen Verrat an einem ihrer Freunde niemals verzeihen. Er hatte keine Wahl. „Ich verrate ihn nicht." Brachte er mühsam hervor und Lily lächelte ihn zaghaft an. Sie war so wunderschön. „Aber nur weil ich nicht mit in die Sache hineingezogen werden will." Fügte er kühl hinzu, nahm all seine Kraft zusammen und verließ ohne ein weiteres Wort das Klassenzimmer. 

Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt