Severus konzentrierte sich fest auf den Zauber, der sein gesamtes magisches Können fordern würde. Es war eigentlich ein Zauber der höheren Magie, aber er wusste, dass er es schaffen konnte wenn er nur daran glaubte. Seine Gedanken fest auf sein Ziel gerichtet, brachte er jetzt Lily vor seinem inneren Auge zum Vorschein. Es würde besser funktionieren wenn sie bei ihm wäre, aber laut der Bücher die er gewälzt hatte, konnte es auch gehen wenn er bloß in ihrer Nähe war und wusste wo sie sich aufhielt. Angestrengt fokussierte er seine Gedanken auf ihren Geist, als er leise aber deutlich den Zauberspruch aussprach und ein silberner Schimmer aus seinem Zauberstab trat. Der Schimmer bildete eine große Kuppel die sich um das Haus legte, während sich ein einzelner Strahl löste und geradewegs auf eine Stelle auf der anderen Seite des Hauses traf. Urplötzlich war alles vorbei und er stand vor dem Nichts. Das Haus der Evans war verschwunden und er atmete erleichtert auf, bevor eine eiskalte Welle der Trauer über ihn hereinbrach. Nur langsam wurde ihm die Tragweite seiner Entscheidung bewusst und tief in seinem Inneren haderte er mit ihr. Sobald er sich von dieser Stelle abwenden würde, würde er vergessen haben wo das Haus der Evans stand. Der Fidelius-Zauber würde seine gesamte Macht entfalten und Lilys Zuhause würde nur noch von Hexen und Zauberern gefunden werden, denen Lily als Geheimniswahrerin diesen Ort verraten hatte. Diese Lösung war der sicherste Weg sie zu beschützen, ohne dass sie davon wusste und ohne dass sie jemals erfahren würde, wer den Fidelius-Zauber über diesen Ort gelegt hatte. Nur um sicher zu gehen sprach er noch einige kleinere Schutzzauber, um die dunkle Magie gänzlich von hier fern zu halten und es Feinden noch schwieriger zu machen Lily aufzuspüren. Regungslos stand er danach da und sah schmerzerfüllt auf sein Werk, unfähig sich von dem Anblick zu lösen. Die Leere die das Haus hinterließ, machte ihm einmal mehr die eigene Leere in seinem Herzen bewusst. Nur die Gewissheit, dass er das hier für Lily tat, gab ihm die Kraft sich umzuwenden und wieder in der Schwärze der Nacht zu verschwinden. Zurück in sein eigenes und trostloses Leben im Spinners End.
Lily schrak aus dem Schlaf und ein leichtes Kribbeln durchzog ihren Körper. Sie spürte eine eigenartige Kraft um sich herum und versuchte etwas in der Dunkelheit ihres Zimmers zu erkennen. Mit angehaltenem Atem sah sie sich um und spürte mit jeder Faser ihres Körpers der Magie nach, die für einen kurzen Augenblick in diesem Raum geherrscht hatte. Das Gefühl verblasste jedoch viel zu schnell und Lily war sich plötzlich nicht mehr sicher ob sie geträumt hatte, oder ob wirklich etwas magisches geschehen war. Sie schlug ihre Decke beiseite und stellte ihre nackten Füße auf den kühlen Holzfußboden, bevor sie sich erhob und mit langsamen und lautlosen Schritten zum Fenster ging. Sie schob den Vorhang ein wenig zur Seite und spähte hinaus in den Garten. Es war alles ruhig und sie konnte nichts ungewöhnliches entdecken. Der Garten lag friedlich im Halbdunkeln und wurde nur stellenweise leicht durch das Licht des zunehmenden Mondes erleuchtet. Einige Minuten stand sie bewegungslos am Fenster und sah hinaus, bevor sie sich seufzend zurück zog und wieder zu ihrem Bett ging. Sie setzte sich auf die Kante, nahm ihren Zauberstab aus ihrem Nachtschränkchen und blickte gedankenverloren auf ihre Hände, in denen sie ihren Zauberstab jetzt vorsichtig hin und herbewegte. Sie war sich sicher Magie gespürt zu haben. Da in ihrem Zuhause außer ihrer eigenen keine Magie herrschte, hatte sie sie ganz deutlich spüren können. Oder hatte sie diese Magie vielleicht im Schlaf selbst erzeugt? Behutsam legte sie ihren Zauberstab beiseite und strich sich eine lange Strähne aus dem Gesicht, bevor sie zurück unter ihre Decke kroch und sich auf die Seite drehte. Fieberhaft überlegte sie, wovon sie geträumt haben könnte bevor sie aufgewacht war, aber es wollte ihr einfach nicht einfallen. Sie wälzte sich in ihrem Bett hin und her, bis sie irgendwann wieder in den Schlaf gefunden hatte. Sie wachte erst wieder auf, als die ersten Sonnenstrahlen ihr Gesicht kitzelten.
Das merkwürdige Gefühl von letzter Nacht hatte sie fast vergessen, und die Erinnerung daran verblasste immer mehr, während sie den gesamten Tag damit verbrachte Petunia und ihrer Mutter tatkräftig bei allen möglichen Vorbereitungen für die morgige Hochzeit zu helfen. Sie hatte heute kaum Zeit um überhaupt über irgendetwas nachzudenken und stöhnte gerade genervt über die vielen kitschig bunten Blumengestecke, mit denen sie die ganzen Stühle, die für die Trauung im Garten aufgestellt worden waren, in mühseliger Kleinarbeit dekorieren sollte. Einen kurzen Moment war sie verführt, trotz Petunias Bitte bei allem was mit ihrer Hochzeit zu tun hatte keine Magie zu verwenden, mit ein paar kleinen Zaubern nachzuhelfen, entschied sich jedoch dagegen als sie das mahnende Gesicht ihrer Mutter sah, die genau zu wissen schien was Lily dachte. Lily grinste Schuldbewusst und setzte ihre Arbeit schweigend und ohne zu Zaubern fort. Einige Stunden später war sie mit den letzten Blumendekorationen fertig und betrachtete zufrieden ihr Werk, als ihre Mutter zu ihr trat. „Danke." Sagte sie und legte zärtlich den Arm um ihre Tochter. „Für deine Mühe. Und deine Rücksichtnahme." Fügte sie leise hinzu und Lily verstand was sie meinte. Sie lächelte ihre Mutter an und deutete Richtung Terrassentür. „Wir sollten rein gehen und in der Küche weiter machen." Sagte Lily grinsend, woraufhin ihre Mutter hörbar ausatmete. „Ich bin froh wenn bald wieder Normalität einkehrt." Murmelte sie gedankenverloren und Lily lachte leise. „Ja." Antwortete sie bloß und gemeinsam gingen sie hinein um Petunia beim backen der Pasteten zu helfen.
Erst als Lily abends erschöpft ins Bett fiel überkam sie der Gedanke an das Gefühl von letzter Nacht wieder und sie überlegte noch einmal, ob sie selbst wohl diese Magie ungewollt ausgelöst haben konnte. Irgendwann kam sie zu dem Schluss, dass es vermutlich so war und sie sich keine Sorgen zu machen brauchte. Wer sonst sollte im Haus ihrer Eltern Magie anwenden? Und dann noch so starke, dass sie sogar zu spüren war? Außer ihr gab es nur einen weiteren Zauberer in Cokeworth, und Severus würde wohl kaum zum Haus ihrem Haus kommen, dachte sie traurig und verlor sich unvermittelt in ihren Gedanken an ihn, bevor sie endlich in einen tiefen, traumlosen Schlaf fiel.
DU LIEST GERADE
Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und Licht
FanfictionDie Geschichte einer Liebe, die in einem Kampf zwischen Schatten und Licht ausgetragen wird. In einem stetigen Kampf zwischen den verschiedensten Gefühlen, Ängsten und Sorgen, müssen Lily und Severus Entscheidungen treffen, die ihr Leben für immer v...