Kapitel 18 - Expecto Patronum

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Lily und Amber saßen verschlafen vor ihrem Frühstück als Mary und Lauren sich zu ihnen setzten. „Ihr beiden seht fürchterlich aus." Bemerkte Lauren während sie sich Butter auf ihr Toast schmierte. Mary sah die beiden besorgt an. „Ihr seht aus als hättet ihr die Nacht durchgemacht." Amber gähnte und streckte sich ausgiebig. „Ja wir haben lange an unseren Hausaufgaben gesessen." Lauren stöhnte. „Das hätte ich auch lieber machen sollen. Aber ich war nach dem Quidditch Training einfach zu müde. Meinen Aufsatz für Zaubertränke habe ich gestern noch schnell in meinen Freistunden geschrieben, aber ich glaube er ist viel zu kurz geworden." Sie zuckte die Schultern und widmete sich wieder ihrem Frühstück. Lily bewunderte manchmal Laurens Gleichmut. Sie lebte für das Quidditch. Sie spielte als Jägerin für das Gryffindor Team und verbrachte fast jede freie Minute auf dem Quidditchfeld. Um ihre schulischen Pflichten kümmerte sie sich meistens nicht so sehr und sie steckte nur so viel Arbeit in ihre Hausaufgaben, wie gerade nötig war. „Wir müssen los." Stellte Mary fest und die vier machten sich gemeinsam auf dem Weg zu den Gewächshäusern in denen sie jetzt eine Doppelstunde Kräuterkunde hatten. Eines der wenigen Fächer die sie noch zusammen belegten. Allerdings hatte auch Severus das Fach Kräuterkunde gewählt, was mit seinem großen Interesse für Zaubertränke zusammen hing. Lilys Magen verkrampfte sich, wie immer wenn sie wusste dass ihr eine unvermeidliche Begegnung mit Severus bevor stand. An Dienstagen war es besonders schlimm, da sie gleich drei gemeinsame Doppelstunden hatten. Sie ging schweigend neben ihren Freundinnen her, die in ein Gespräch über die Allraunen-Zucht vertieft waren.

Sie betraten jetzt eines der Gewächshäuser und Lily schaute sich um. Severus war noch nicht da und sie und ihre Freundinnen gingen zu einem der hinteren Hochbeete. Ihre Freundinnen kannten mittlerweile Lily Vorliebe für abgeschiedene Plätze in Unterrichtsstunden mit Snape. Lily packte ihre Sachen aus und schaute dabei immer wieder verstohlen zum Eingang. Severus erschien jedoch nich und schließlich begann Professor Beery mit dem Unterricht. Lily fühlte eine innere Unruhe die sie sich nicht erklären konnte. Sie fragte sich die gesamte Stunde wo Severus war und ob es ihm gut ging. Es sah ihm nicht ähnlich im Unterricht zu fehlen. Aber wieso kümmerte sie das? Es konnte ihr egal sein. Sie ärgerte sich wieder über sich selbst und riss sie sich am Ende der Stunde wütend die Ohrenschützer vom Kopf, die sie beim umtopfen der Allraunenpflanzen hatten tragen müssen.

Sie hatte jetzt eine Freistunde, die sie mit Amber, Sirius und James im Gryffindor Gemeinschaftsraum verbrachte. Lauren und Mary hatten noch eine Stunde Pflege magischer Geschöpfe und waren gar nicht erst mit nach oben gekommen. Sie und Amber hatten ihre Schulbücher aufgeschlagen und versuchten die Hausaufgaben für die nächsten Stunden zu erledigen, während Sirius und James ein lautstarkes Gespräch über die Vorteile der verschiedenen Flugbesen diskutierten. „Habt ihr keine Hausaufgaben zu erledigen?" fragte Amber sie irgendwann genervt. „Nö." Meinte James grinsend. „Das machen wir so nebenbei." Sirius lachte und Amber warf Lily einen ungläubigen Blick zu. Diese lachte und zuckte die Schultern. Amber antwortete nichts sondern schüttelte nur den Kopf, tauchte ihre Feder in ihr Tintenfass und schrieb weiter. Nach der Freistunde gingen sie gemeinsam zum Mittagessen und trafen dort auf Remus, Peter, Lauren und Mary. Lily hielt beim Mittagessen weiter Ausschau nach Severus, konnte ihn aber auch hier nicht entdecken. Sie war immer noch beunruhigt und als sie alle gemeinsam nach oben gingen überlegte sie, ob Severus wohl jetzt zur Doppelstunde Verteidigung gegen die dunklen Künste kommen würde. Dieses Fach war nach dem Fach Zaubertränke sein stärkstes. Sie kannte Niemanden der so viel über die dunklen Künste zu wissen schien wie er. Natürlich dachte Professor Bancroft, dass Severus einfach ein begabter Schüler sei, aber sie wusste dass es nicht nur das war. Severus war zweifellos ein geschickter Zauberer, aber er beschäftigte sich schon fast sein ganzes Leben mit dunkler Magie und sein Wissen in diesem Bereich war mehr als umfangreich. Er verschwieg dieses Wissen größtenteils weil ihm bewusst war, dass er Probleme bekommen könnte wenn es Jemand herausfand.

Sie waren am Klassenraum angelangt und gingen hinein. Lilys Herz machte einen Sprung. An einem Tisch in der ersten Reihe saß Severus. Er sah blass und müde aus, aber er war da. Er sah nicht von seinem Buch auf als sie hereinkam und an ihm vorbei ging. Ihr Herz klopfte. Sie setzte sich gerade in die letzte Reihe als Professor Bancroft das Klassenzimmer betrat und direkt rief. „Guten Tag meine Damen und Herren, sie brauchen sich nicht die zu Mühe machen sich zu setzen. Heute haben wir eine reine Praxisstunde." Und mit einen Schlenker seines Zauberstabs stapelten sich die Tische übereinander an die Seiten des Raumes, sodass eine große freie Fläche entstand. Ein gespanntes Gemurmel brach los, das Bancroft sofort unterbrach. „Ich bitte um Ruhe, meine Herrschaften. Die heutige Übung erfordert große Konzentration. Wir werden in dieser Stunde den Patronus-Zauber ausprobieren. Wer weiß worum es sich dabei handelt und wofür er eingesetzt wird?" Einige Hände gingen nach oben, unter anderem auch die von Lily und Severus. „Bitte, Miss Evans." Bancroft zeigte auf Sie. Lily räusperte sich. „Sir, es handelt sich bei dem expecto patronum um einen Schutzzauber, der unter anderem gegen Dementoren angewandt wird. Er wird durch eine besonders glückliche Erinnerung hervorgerufen und nimmt die Gestalt eines Tieres an. Jede Hexe und jeder Zauberer hat seinen ganz eigenen Patronus, der ein Wesen darstellt dem man vertraut oder mit dem man eine besondere Verbundenheit hat." Bancroft lächelte zufrieden. „Sehr schön, Miss Evans." Er schaute in die Runde. „Das schwierige an diesem Zauber ist ihn wirklich mit einer starken und glücklichen Erinnerung zu erzeugen. Besonders in großer Angst und zum Beispiel in der Gegenwart eines Dementoren ist das die größte Hürde. Je öfter sie ihn jedoch üben, desto einfacher werden sie ihn in einer schwierigen Situation anwenden können. Also los. Jeder probiert es einmal, dann sehen wir weiter." Lily versuchte an ihre glücklichste Erinnerung zu denken. Sie sah Severus und sie lachend unter der Weide in Spinner's End. Beide hielten ihren Brief aus Hogwarts in der Hand. Sie wischte die Erinnerung fort. Sie musste eine andere finden. Ohne Severus. Eine neue Erinnerung kam ihr in den Sinn. Sie und Petunia als Kinder, die durch den Garten ihrer Eltern und um den Apfelbaum rannten und fangen spielten. Zu dieser Zeit waren sie noch so unbeschwert gewesen und hatten viel zusammen gelacht. Sie hob ihren Zauberstab, doch ohne dass sie es wollte blitzte Severus Gesicht wieder in ihren Erinnerungen auf. „expecto patronum" Rief sie im gleichen Moment. Und nichts geschah. Sie versuchte erneut an Petunia und den Garten zu denken. Sich mehr auf die Gefühle in dieser Erinnerung zu konzentrieren. Diesmal kam ein leichter silbriger Nebel aus der Spitze ihres Zauberstabs, der jedoch sofort wieder verschwand. Sie schaute sich um. Auch die anderen schienen Probleme zu haben einen Patronus zu erzeugen. Nur Amber, Sirius, James und zwei andere Mitschüler schafften es überhaupt, einen etwas größeren Nebel zu erzeugen.

Sie schaute zu Severus hinüber und sah erstaunt, dass auch er es nicht schaffte auch nur den kleinsten Nebel zu erzeugen. Bancroft klatschte die Hände zusammen. „Wie sie sehen, ist es schwieriger als es sich anhört. Ich habe nicht erwartet, dass es jemand bereits in der ersten Stunde schafft eine Patronus Gestalt zu erzeugen. Allerdings bitte ich Sie bis zu unserer nächsten Stunde zu üben." Er hielt inne. „Und natürlich einen ausführlichen Aufsatz über den Patronus-Zauber anzufertigen." Er lächelte und die gesamte Klasse stöhnte auf. Noch mehr Hausaufgaben konnten sie alle nicht gebrauchen. Sie verbrachten den Rest der Stunde damit weiter an ihrem Patronus-Zauber zu üben, aber Lily wollte er einfach nicht gelingen. Sie war froh als die Stunde endlich vorbei war. Ihr Blick wanderte zu Severus. Auch er schien es eilig zu haben, denn sobald Professor Bancroft die Stunde beendet hatte, stürmte er aus dem Klassenzimmer.

Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt