Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und Licht

Kapitel 17 - Okklumentik

Die ersten Tage im neuen Schuljahr verliefen ruhig. Lily verbrachte viel Zeit mit Amber und somit gezwungenermaßen auch mit den Rumtreibern, da Amber und Sirius fast jede freie Minute miteinander verbrachten. Das machte es schwierig James aus dem Weg zu gehen, aber er hatte den Vorfall an dem Abend im tropfenden Kessel nicht einmal erwähnt. Es war als hätten sie eine unausgesprochene Abmachung und sie war froh darüber. Sie wollte sich nicht mit ihren Gefühlen auseinandersetzen. Denn wenn sie über den Kuss nachdenken würde, müsste sie sich über ihre Gefühle zu James, und somit auch zwangsläufig über ihre Gefühle zu Severus Gedanken machen. Insgeheim beneidete sie Amber für ihre Beziehung zu Sirius, die so einfach zu sein schien. Sie freute sich für ihre Freundin und es war wunderbar sie glücklich zu sehen. Aber tief in ihrem Herzen verletzte es sie. Dieses Gefühl verwirrte sie, denn sie wusste nicht was genau sie daran verletzte. Amber hatte immer noch Zeit für sie und war immer da wenn sie sie brauchte. Aber es versetzte ihr immer wieder einen Stich, dass Amber etwas so kostbares besaß was sie gerade erst verloren hatte. Zumindest etwas ähnliches. Severus und sie waren kein Paar gewesen, aber er hatte einen großen Teil ihres Lebens ausgemacht. Sie hatte immer noch das Gefühl irgendwie unvollständig zu sein. Sie sah auf das Buch das vor ihr lag. Sie musste heute noch einen Aufsatz für Zaubertränke fertig schreiben. Sie hatte sich im Unterricht kaum auf Professor Slughorns Ausführungen über blutbildende Zaubertränke konzentrieren können da sie mit all ihrer Kraft versuchte Severus nicht anzusehen und ihn so weit es ging auszublenden. Dafür musste sie sich jetzt alle Informationen mühsam alleine zusammen suchen. Sie lehnte sich stöhnend in ihrem Sessel zurück und rieb sich die Augen. Amber schrieb derzeit weiter unermüdlich an ihren Hausaufgaben für Astronomie. Lily, die das Fach Astronomie und Wahrsagen schon immer für unnütz gehalten hatte, konnte die Begeisterung ihrer Freundin nicht teilen, als diese jetzt aufgeregt zu ihr sagte „Lily du bist doch im Januar 1960 geboren? Ich schreibe gerade einen Aufsatz über Sternbilder in unserem Geburtsjahr. Der Januar 1960 ist ein Monat, der im Sternbild Saturn stand und man sagt..." – „Amber,..." unterbrach Lily sie. „... es sind nur zufällige Konstellationen von Sternen. Ich glaube nicht dass sie irgendetwas aussagen." Amber schaute sie beleidigt an. Lily musste über ihren schmollenden Gesichtsausdruck lachen und auch Amber huschte ein kurzes schmunzeln über das Gesicht, bevor sie sich schnell wieder in ihre Hausarbeit vertiefte. Sie liebte an Amber, dass diese nie lange sauer oder beleidigt war. Lily schaute sich im Gemeinschaftsraum um. Er war fast leer und ihr fiel erst jetzt auf wie spät es war. Sehnsüchtig dachte sie an ihr warmes, weiches Bett, aber es nützte nichts, der Aufsatz musste fertig werden.

Auch Severus saß in dieser Nacht noch spät im Gemeinschaftsraum der Slytherins und vertiefte sich in seine Arbeit. Er hatte einige Tage in der Bibliothek nach dem Buch gesucht, dass er so dringend benötigte. Doch heute war er endlich in einer der hinteren Regalreihen fündig geworden. Er hatte schon befürchtet, dass das Buch in der verbotenen Abteilung aufbewahrt wurde und sich schon Gedanken darüber gemacht, wie er sich dort Zugang verschaffen konnte. Das hätte ihn allerdings noch mehr kostbare Zeit gekostet, von der er nicht wusste wie viel er noch haben würde. Deswegen war er umso zufriedener das Buch heute endlich gefunden zu haben. An diesem Abend hatte er gewartet bis sich keiner der anderen Slytherins mehr im Gemeinschaftsraum aufhielt bevor er das Buch aus seiner Tasche nahm und vor sich auf den Tisch legte. „Zauber der Gedanken – Okklumentik und Legilimentik verstehen und erlernen", war der Titel. Er schlug langsam den abgegriffenen alten Buchdeckel auf. Nie wieder würde er Jemanden in seine Gedanken eindringen lassen. Nie wieder würde er Voldemort einen seiner Gedanken an Lily preisgeben und sie damit in Lebensgefahr bringen. Nie wieder würde er eine seiner kostbaren Erinnerungen mit Lily teilen. Er blätterte die erste Seite auf und begann zu lesen.